Bochum-Langendreer. Zum ersten Mal wird in diesem Sommer die Carl-von-Ossietzky-Plakette verliehen. Eine Schülerin wird ausgezeichnet – und ihre Schule gleich mit.
Zum ersten Mal wird in diesem Jahr die Carl-von-Ossietzky-Plakette verliehen. Mit ihr sollen Personen, Gruppen, Verbände oder Institutionen aus Bochum-Ost geehrt werden, die sich in besonderer Weise für Aufklärung, den Kampf gegen Rechts sowie für die Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Toleranz einsetzen. So wie Lili Depka. Die 21-Jährige wusste von ihrem Glück allerdings nichts – bis zum Anruf der WAZ.
Bochum: Schülerin wird für ganz besonderen Einsatz geehrt
Die Idee zu dieser Auszeichnung stammt von SPD und Grünen in der Bezirksvertretung Bochum-Ost. Schon 2018 hatte das Gremium diese mehrheitlich für gut befunden und sich anschließend auf die Suche nach Kandidaten für die „Aktiv-gegen-Rechts“-Ehrungen gemacht. Dafür wurden Schulen, Vereine und Organisationen im Bochumer Osten angeschrieben.
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Gemeldet hatte sich dann im Jahr 2020 die Lessing-Schule. Das Gymnasium schlug Lili Depka vor, die damals kurz vor ihrem Abitur stand. „Sie ist einfach super-engagiert“, erklärt Lehrerin Kerstin Schomers die Nominierung. „Und das auch über ihre Schulzeit hinaus.“
So habe Lili Depka eine Politik- und Umwelt AG initiiert und geleitet und gemeinsam mit einer Mitschülerin auch für das Verlegen von zwei Stolpersteinen gesorgt. „Nach einer Gedenkstättenfahrt nach Buchenwald, bei der die Schülergruppe auf eine Liste mehrerer Bochumer Inhaftierter stieß, recherchierte sie zusammen mit Jenny Altmann nach weiteren Informationen“, heißt es in dem „Bewerbungsschreiben“ an die Bezirksvertretung. Aufgrund dieses Engagements konnten Stolpersteine verlegt werden, die nun an das Schicksal von Emil Bente und Karl Klüner erinnern.
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Die Hochgelobte war ganz überrascht über die bevorstehende Auszeichnung. Der Kampf gegen Rechts sei ihr auch jetzt noch – als Studentin – wichtig. Aber nicht nur dieser. „Ich bin ein sehr harmoniebedürftiger Mensch“, sagt Lili Depka. „Mir ist superwichtig, dass sich alle gut verstehen.“ Deshalb kriege sie jetzt, wo in der Ukraine der Krieg tobt, „auch die Krise“. Sie schaue sich die Nachrichten an und müsse immer wieder weinen.
Ehrung für zahlreiche Projekte gegen rechte Gewalt
Lili Depka ist vor allem Information, Aufklärung und Bildung wichtig. „In meiner Politik- und Umwelt-AG haben wir über unsere Demokratie in Deutschland gesprochen, Argumente von verschiedenen Parteien diskutiert und erklärt, woran man z.B. Fake-News erkennt. Unser Ziel war es, Ideen zu sammeln, wie ein ,perfekter’ Staat aussehen könnte, in dem niemand ausgeschlossen wird und soziale Gerechtigkeit die größte Rolle spielt.“
Corona sorgte für Verzögerungen
Dass es so lange bis zur Verleihung der erste Carl-von-Ossietzky-Plakette dauert, hat einen einfachen Grund: Corona. „Das Ganze musste daher immer wieder verschoben werden“, teilt Bezirksverwaltungsstellenleiter Thomas Fründ mit. Man habe nie sicher planen können. Nun schon, so dass ein Termin im Sommer angepeilt wird.
Carl von Ossietzky war ein von den Nazis verfolgter Journalist, Schriftsteller und Pazifist. Am 4. Mai 1938 Jahren starb er an den Folgen seiner Haft im Konzentrationslager. Nach Carl von Ossietzky ist auch der Platz vor dem Amtshaus in Langendreer benannt.
Darüber hinaus hat Lili Depka beim Schulentwicklungsprozess der Lessing-Schule mitgewirkt. Beim Erstellen eines Leitbildes seien dabei vor allem soziale Themen in den Vordergrund gerückt. „Die Lessing-Schule steht für ein demokratisches, tolerantes und wertschätzendes Miteinander“, lobt die frühere Schülerin, die sich daher freut, dass auch das Lessing-Gymnasium die Carl-von-Ossietzky-Plakette erhält, „da es sich seit Jahren mit zahlreichen Projekten gegen rechte Gewalt und für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie engagiert“, so die Bezirksvertretung.
Aufklärung an verschiedenen Schulen in Bochum
Zurzeit arbeitet Lili Depka neben dem Studium (Nachhaltige Entwicklung) im Rahmen von „In safe hands e.V.“ an verschiedenen Bochumer und Herner Grundschulen mit Kindern zusammen. „Wir, also unser Team, vermitteln den Kindern auf spielerische Art und Weise emotionale, soziale und interkulturelle Kompetenzen. Dabei besprechen wir mit den Kindern Themen wie z.B. Vorurteile und bringen ihnen bei, gewaltfrei zu kommunizieren, um so ein unterstützendes, verständnisvolles und diskriminierungsfreies Miteinander zu schaffen.“