Bochum-Süd. Ein tödlicher Hautpilz breitet sich aus – auch in Bochum. Besonders bedroht sind Feuersalamander. So können Bürger die Verbreitung verhindern.

Leuchtend schwarz-gelbe Färbung und große, dunkle Augen: Der Feuersalamander ist ein typischer Bewohner unserer feucht-kühlen Laubwälder und bei uns weit verbreitet. Doch vielleicht nicht mehr lange. Denn seit ein paar Jahren breitet sich ein tödlicher Hautpilz aus, der vor allem Feuersalamander bedroht. Um davor zu warnen und eine weitere Ausbreitung zu verhindern, hängen nun an vielen Stellen von Bochum Plakate, die auf die Salamander-Pest hinweisen und Verhaltenstipps geben. Denn jeder einzelne kann etwas tun.

Bochum: Salamander-Pest ausgebrochen – so gefährlich ist sie

Für Maximilian Schweinsberg (37) und Jonas Virgo (35) vom Lehrstuhl für Evolutionsbiologie und Biodiversität der Tiere an der Ruhr-Universität Bochum steht der Feuersalamander schon seit längerem im wissenschaftlichen Fokus. Sie zählen, wie viele Tiere in der Region leben. „Wir sind immer wieder erstaunt, an welchen Standorten in Bochum sich Salamander finden lassen – oftmals vollkommen unbemerkt von Waldbesucherinnen und -besuchern“, so die Forscher.

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Die beiden haben ein Meldesystem entwickelt, um die Anzahl der Feuersalamander in unseren Gefilden möglichst genau nachvollziehen zu können. „Jeder, der einen Salamander sieht, wird gebeten, uns den Ort per E-Mail mitzuteilen“, sagt Maximilian Schweinsberg. Egal, ob krank oder gesund.

Mit diesem Plakat wird in Naturschutzgebieten und Waldstücken von Bochum vor der Salamander-Pest gewarnt.
Mit diesem Plakat wird in Naturschutzgebieten und Waldstücken von Bochum vor der Salamander-Pest gewarnt. © Gernot Noelle

So könne man zugleich ein Frühwarnsystem aktivieren, wenn es wieder zu vermehrten Fällen der Salamander-Pest kommt. Denn laut Maximilian Schweinsberg gibt es nach wie vor „eine akute Bedrohungslage“. 2017 hätte man die Pest, die aus Asien eingetragen wurde, erstmals auch in Bochum nachgewiesen. Und seitdem immer wieder.

Salamander-Pest: Wie jeder Bürger zur Eindämmung beitragen kann

Deshalb haben Schweinsberg und Virgo gemeinsam mit der Stadt Bochum, dem Naturschutzbund (Nabu), der Biologischen Station Östliches Ruhrgebiet und benachbarten Städten die Plakate entwickelt, die nun überall im Stadtgebiet hängen. „Das Wohlergehen der Salamander ist halt ein Spartenthema“, weiß Schweinsberg, „und für viele nicht so relevant wie etwa die Schweinepest.“

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Bedeutend – weil tödlich – ist diese Pest für die kleinen schwarz-gelben Amphibien aber allemal. „Und wir wissen auch noch nicht, wie sich dieser Pilz auf andere Schwanzlurche auswirkt“, sagt Maximilian Schweinsberg. „Das erforschen wir gerade.“

Auswirkungen der Salamander-Pest noch nicht absehbar

Derweil gelte es, eine weitere Ausbreitung der Salamander-Pest zu verhindern. Und dabei kann jeder Bürger helfen. Die Stadt Bochum rät dazu, ausgewiesene Wege und Pfade nicht zu verlassen und Hunde an der Leine zu führen. Schuhe und Fahrradreifen sollten vor dem nächsten Waldbesuch gereinigt, getrocknet und desinfiziert werden. Eine Sprühflasche mit Spiritus (zu Hause oder im Auto) wäre laut Stadt eine günstige, hilfreiche und umsetzbare Möglichkeit. Auch das Waschen der Hundepfoten nach dem Waldbesuch diene dem Schutz des Lurches und helfe, die Salamander-Pest einzudämmen.

Massensterben im Naturschutzgebiet

Verursacher der sogenannten „Salamander-Pest“ ist der Amphibien-Hautpilz Batrachochytrium salamandrivorans (kurz Bsal), der Amphibien befällt und insbesondere für den Feuersalamander gefährlich ist. Bsal befällt die Haut der Tiere und stört somit lebenswichtige Hautfunktionen. Bereits ein Kontakt mit den Pilzsporen reicht aus, um eine tödliche Infektion auszulösen.

Im Naturschutzgebiet „Langeloh“, das sich auf der Stadtgrenze Bochum/Herne/Castrop-Rauxel befindet, wurde von Dezember 2017 bis Februar 2018 Massensterben dokumentiert: Innerhalb weniger Wochen wurden hier mehr als 200 tote Feuersalamander gefunden.

Wer einen Feuersalamander entdeckt, wird gebeten, dies zu melden: meldung-feuersalamander@rub.de . Bitte nach Möglichkeit ein Foto des Salamanders (von oben fotografiert) mitschicken.

Verschiedene Forscher wie Schweinsberg und Virgo arbeiten laut Stadt daran, die Salamander-Pest besser zu verstehen, wirksame Maßnahmen zu entwickeln und einem möglichen Aussterben des Feuersalamanders und anderer Arten entgegenzuwirken. „Obwohl das Verständnis in vielen Bereichen aus Sicht der Forschung durchaus noch lückenhaft ist, steht bereits fest, dass die Ausbreitung des Hautpilzes zum Schutz unserer heimischen Amphibien unbedingt verhindert oder zumindest erschwert werden sollte“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyk.

Auch Maximilian Schweinsberg und Jonas Virgo können die Auswirkungen der Salamander-Pest noch nicht abschätzen. „Jedes Tier hat im Ökosystem seine Funktion“, sagt Schweinsberg. „Es ist schwierig vorherzusehen, welche Auswirkung ein Aussterben des Salamanders haben würde.“ Am besten kommt es erst gar nicht dazu.