Bochum-Weitmar. Der Verein Ifak in Bochum sieht sich zu Unrecht beschuldigt, dass es in Weitmar nicht zu einem Neubau mit Kita kommt. Dafür gebe es gute Gründe.
Der Verkauf der alten Rettungswache an der Wasserstraße 444 in Bochum-Weitmar ist geplatzt. Das erzürnt vor allem die lokale Politik. Dass das Geschäft zwischen Stadt und Ifak, dem Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe – Migrationsarbeit, nicht zustande kam, habe aber nicht an der Ifak gelegen, stellt Ifak-Geschäftsführerin klar. Sie sieht den Verein zu Unrecht an den Pranger gestellt – und setzt sich zur Wehr.
Bochum: Kita-Neubau geplatzt – Verein wehrt sich gegen Vorwürfe
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„Wir haben nichts platzen lassen“, betont Friederike Müller. Es sei auch noch kein Vertrag unterschrieben worden. „Jeder Auftragnehmer hat das Recht, ein halbes Jahr zu prüfen, ob er das Vorhaben stemmen kann.“ Nichts anderes habe die Ifak getan – und sei am Ende zu dem Schluss gekommen, dass der Verein das nicht könne. Denn die Kosten, so Müller, seien derart gestiegen, dass sie den Rahmen sprengten. „Wir waren von sechs Millionen Euro ausgegangen. Dann war klar, dass das Ganze drei Millionen Euro teurer wird. Und da kämen jetzt noch die steigenden Energiekosten hinzu...“
Unter 30 Bewerbern habe sich die Ifak durchgesetzt und den Zuschlag dafür bekommen, das Gelände an der Wasserstraße 444 mit der alten Rettungswache zu Wohnraum zu machen – inklusiver einer dreigruppigen Kita. „Das hätte auch alles gepasst“, sagt Friederike Müller. „Auch eine integrative Wohngruppe war vorgesehen.
Doch habe man nicht mit einem derart schlechten Zustand der alten Rettungswache gerechnet, so Müller. „Es war von Anfang klar, dass wir im Bestand bauen wollen. Wir hatten auch schon 35.000 Euro in den Planungsprozess investiert.“ Doch Ende Sommer 2021 sei klar gewesen, dass der Plan nicht zu halten ist.
Laut Friederike Müller sei der Zustand der alten Rettungswache inzwischen zu schlecht. „Über Monate ist ein Rohrbruch nicht bemerkt worden. In den Sommermonaten hat sich durch den Wasserschaden Schimmel in einem Ausmaß gebildet, dass das Gebäude laut Schadstoffgutachter nicht mehr betreten werden darf.“
Ifak: Osten sind um drei Millionen Euro gestiegen
Dennoch habe die Ifak vor diesem Hintergrund die Planung noch einmal überarbeiten lassen. „Doch stand im Oktober unterm Strich dann ein Mehrbedarf von drei Millionen Euro“, erklärt Friederike Müller, weshalb die Ifak letztlich vom Kauf und dem Bauvorhaben zurücktrat.
Verein betreibt vier Kitas
Die Ifak, der Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe - Migrationsarbeit, sieht sich als eine gemeinnützige, parteipolitisch neutrale und religiös ungebundene Selbstorganisation von Zuwanderern und Einheimischen auf kommunaler Ebene. Der 1974 gegründete Verein ist Träger von mehreren Einrichtungen, Projekten und Maßnahmen im Bereich der interkulturellen Kinder- und Jugendhilfe sowie der Migrationssozialarbeit in verschiedenen Bochumer Stadtteilen, in denen viele Familien mit Migrationsgeschichte leben.Die Ifak betreibt in Bochum vier Kitas: die Einrichtung „Diemelmäuse“, die neue an der Feldsieper Straße, das Familienzentrum Engelsburg und die Kindervilla „Pfiffikus“. In zwei Schulen bietet der Verein eine Offene Ganztagsbetreuung an, dazu kommen Mehrgenartionenarbeit und Erziehungshilfen in vielen Jugend-, Stadtteil- und Familienhilfezentren.
Sie findet es unfair, dass der Verein nun in der Kritik steht. Die prasselte vor allem in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Südwest auf die Ifak ein. Bezirksbürgermeister Marc Gräf hatte gewettert, dass der Wasserschaden bekannt gewesen sei und dass die Ifak „uns im Regen stehen lässt“.
„Wir kommen jetzt weg als Träger ohne soziales Gewissen“, ärgert sich Friederike Müller. Dabei zeichne gerade das die Ifak aus. „Ja, wir haben mit Schäden gerechnet, aber nicht in diesem Ausmaß. Wir haben aber niemandem im Stich gelassen und verhindern auch keine neuen Kita-Plätze. Im Gegenteil, wir haben erst kürzlich eine neue fünfgruppige Kita an der Feldsieper Straße gegründet. Außerdem gebe es ja noch 29 Bewerber, die das Grundstück bebauen wollten. Da sollte sich eine Nachfolge-Lösung finden lassen.
Die Ifak habe sich die Entscheidung, sich von diesem Bauvorhaben zurückzuziehen, nicht leicht gemacht, betont Friederike Müller. „Wir hätten es auch gerne realisiert. Zehn Jahre früher hätte man die Rettungswache auch bestimmt gut ausbauen können. Aber jetzt?“