Bochum-Gerthe. Die Firma Ecosoil zieht mit ihrer Verwaltung von Riemke nach Gerthe. Doch noch ist offen, ob dort der Bodenaufbereitungs-Betrieb genehmigt wird.
Die Firma Ecosoil will ihren Betrieb von Riemke (Rensingstraße 14) nach Gerthe (Bövinghauser Straße 50-58) verlagern. Das Unternehmen ist in diesen Tagen mit dem Umzug seiner Verwaltung in den Bochumer Norden beschäftigt. Ecosoil hat für den Bau ihrer Abfallbehandlungsanlage einen Antrag nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz auf Genehmigung bei der Bezirksregierung Arnsberg gestellt. Doch Politik und Anwohner in Gerthe und in der Nachbarstadt Castrop-Rauxel wehren sich gegen den Betrieb.
„Die Möbelwagen bringen gerade die letzten Einrichtungsgegenstände nach Gerthe, die EDV wird installiert“, erklärt Michael Nottenkämper, Betriebsleiter des Standortes Rensingstraße, auf Anfrage. Noch einige Böden werden dort aufbereitet, u.a. vom USB. Doch eigentlich, so sagt er, sei der Betrieb in Riemke bereits eingestellt.
Teurer Verwaltungsstandort in Bochum-Gerthe
Ecosoil steht vor einem Dilemma: „Wir mussten unseren gegenwärtigen Standort zum März 2022 verlassen haben. Jetzt leisten wir uns einen teuren Verwaltungsstandort in Gerthe, nicht wissend, ob Arnsberg den Betrieb der Bodenaufbereitungsanlage genehmigen wird, sagt Nottenkämper und ergänzt: „Wir schweben im luftleeren Raum.“
Arnsberg sei mit der Zustimmung spät dran, denn: „Wir brauchen mindestens ein halbes Jahr, um die Infrastruktur in Gerthe zu schaffen. Das Verwaltungsgebäude und eine Halle bleiben stehen, aber alles andere muss neu geschaffen werden. Die Geschäftsleitung verfahre nach der Strategie: Erst investieren, wenn alles genehmigt ist. Nottenkämper: „Wir gehen auf volles Risiko.“
Ecosoil hat das Grundstück der ehemaligen Firma Philippine (Dämmstoffhersteller) an der Bövinghauser Straße gekauft mit der Absicht, noch in diesem Jahr am neuen Standort Böden aufzubereiten. Bis zum 30. Juni müsse das alte Grundstück dem Erdboden gleichgemacht werden, weil der der Discounter Lidl für ein neues Logistikzentrum darauf Anspruch erhebt.
Bezirk Nord ist verärgert über die Verwaltung
Die Bezirksvertretung Bochum-Nord erfuhr in ihrer jüngsten Sitzung von dem Genehmigungsantrag durch eine Verwaltungsmitteilung. Darin der Kommentar des Umwelt- und Grünflächenamtes: „Aus den eingehend geprüften Antragsunterlagen ergaben sich für die von der Stadt Bochum zu vertretenen Belange und aus den zugrunde gelegten Berechnungsannahmen keine Bedenken gegen das Vorhaben. Es ist städtebaurechtlich vertretbar.“
Sehr zum Ärger der Bezirksvertreter. „Es ist eine Frechheit, diese Einschätzung abzugeben, wenn die Mitteilung längst abgegeben wurde“, schimpft Bezirksbürgermeister Henry Donner. Die Politik im Bochumer Norden und die Verwaltung stehen in Sachen Ecosoil auf ganz verschiedenen Seiten. Die Stadt Bochum hatte der Firma im letzten Jahr einen Bauvorbescheid erteilt.
Keine Alternative
Das Unternehmen Ecosoil, das sich erst 2016 nach einem Umzug aus Oberhausen auf dem früheren Gelände des Entsorgers Kost in Riemke niedergelassen hat, braucht eine neue Betriebsfläche, weil in Riemke der Discounter Lidl Platz für ein neues Logistikzentrum benötigt.Zum Standort Gerthe gebe es keine Alternative, wie Anna Neumann, zuständig für Standortentwicklung und Projekte bei Ecosoil, im vergangenen Sommer betonte.
Bezirksbürgermeister Henry Donner hatte im Vorfeld der Ratssitzung, in der der Vorbescheid beschlossen wurde, vehement an die Mitglieder appelliert, vorerst nicht zu entscheiden. „Die Stadt hat etwas gemacht, was dem Regierungspräsidenten vorbehalten ist. Erst, wenn der Ja sagt, hätte ein Vorbescheid kommen dürfen.“ Die Bezirksvertretung Nord war mit ihrem Antrag gescheitert, einen Bebauungsplan für das Gebiet aufzustellen mit dem Ziel, dort künftig Kleingewerbe mit weniger Verkehr anzusiedeln.
Stadt Castrop-Rauxel hatte geklagt
Die Stadt Castrop-Rauxel hatte vor dem Verwaltungsgericht geklagt, denn die Erschließung würde teils auch über Merklinder Stadtgebiet führen, und die Befürchtung ist, dass die Zunahme durch Lkw-Verkehr nicht zumutbar sei. Die Stadt Bochum hat daraufhin ihren Vorbescheid zurückziehen müssen.
Donner: „Ich gehe davon aus, dass unter normalen Umständen keine Genehmigung der Bezirksregierung erfolgen wird. Castrop-Rauxel will seine Straße zur Erschließung für den Lkw-Verkehr von Ecosoil nicht ausbauen, Anlieger wollen ihre Grundstücke nicht verkaufen.“
Die Politik sei jetzt nicht mehr involviert, sagt der Bezirksbürgermeister: „Erst, wenn der Regierungspräsident zugestimmt hat, können noch einmal Klagen erhoben werden.“