Bochum. Nach dem Vollbrand zweier Garagen in Bochum-Wattenscheid steht ein Bochumer (29) vor Gericht. Er ist psychisch krank und war damals obdachlos.

„Ich wollte Schutz suchen, es war kalt“, sagte der 29-jährige Angeklagte am Montag vor dem Landgericht. Ihm wird vorgeworfen, in Bochum-Wattenscheid seine Kleidung in einer Garage angezündet zu haben. Mit der Folge, dass sowohl die ganze Garage als auch die Nachbargarage mit zwölf Motorrollern darin komplett ausgebrannt sind. Sachschaden: 40.000 Euro. Anklagevorwurf: Brandstiftung.

Der junge Bochumer war wenige Monate vor dem Brand obdachlos geworden. Erst verlor er seine Arbeitsstelle, die er nach dem Fachabitur bekommen hatte, dann seine Wohnung – „weil ich dort die Internetleitungen rausgerissen hatte“, wie er vor der 9. Strafkammer sage. „Ich dachte, ich werde gehackt.“

Angeklagter bildete sich ein, dass sein Vater ihn „ermorden“ wolle

Er ist psychisch krank, laut Anklage leidet er unter einer psychoaffektiven Psychose. Schon als 16-Jähriger hatte er sich eingebildet, dass sein Vater ihn „ermorden“ wolle. Er kam für mehrere Monate in die Jugendpsychiatrie.

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Auch in der Nacht des 21. Oktobers 2021 hatte er kein Dach über dem Kopf. Er stieg deshalb durch ein Wandloch in eine Garage seines Ex-Vermieters an der Sedanstraße ein, in der er ein paar wenige persönliche Sachen wie ein Sofa, Bettlaken und Kleidung deponiert hatte. Einen Schlüssel hatte er nicht. „Ich hatte Kleidung angezündet, damit mir warm wird, und da ist mir das Feuer außer Kontrolle geraten.“ Die Anklage geht allerdings von Vorsatz aus.

„Ich war sowas in einer Psychose, ich habe gar nichts mehr mitbekommen“

Der Brand entwickelte sich schnell und heftig, so dass der 29-Jährige durch das Wandloch flüchtete. Wenige Minuten später waren Feuerwehr und Polizei am Brandort, wo sie auch auf den 29-Jährigen traf. Eine direkt mit der Garage verbundene weitere Garage war aber nicht mehr vor der Zerstörung zu retten.

„Es tut mir wahnsinnig leid das Ganze“, sagte der Angeklagte. Richter Volker Talarowski fragte ihn, ob er sich nicht der Gefährlichkeit eines Feuers in einer geschlossenen Garage bewusst gewesen sei, wegen der Gase zum Beispiel. Antwort: „Ich war sowas von in einer Psychose, ich habe gar nichts mehr mitbekommen.“

Landgericht Bochum prüft unbefristete Unterbringung in einer geschlossenen Psychiatrie

Direkt nach dem Brand wurde er ins Martin-Luther-Krankenhaus gebracht, am Tag danach in ein geschlossenes psychiatrisches Krankenhaus, in dem er bis heute untergebracht ist und mit Medikamenten versorgt wird.

Laut Anklage war er zur Tatzeit vermindert schuldfähig oder sogar ganz schuldunfähig. Das Gericht prüft auch, ob er wegen Allgemeingefährlichkeit unbefristet in eine geschlossene Psychiatrie eingewiesen wird. Ein Urteil wird am 27. April erwartet.