Bochum. Das Bochumer Varieté et cetera wartet mit einer Premiere auf: Erstmals dreht sich ein „Todesrad“. Die neue Show hat auch sonst viel zu bieten.
Das Varieté et cetera hat jüngst manche Tiefschläge wegstecken müssen. Jetzt wartet das Theater im Riemke mit einem neuen Höhepunkt auf – und das im Wortsinn. Auf einem „Todesrad“ bewegen sich zwei tollkühne Artisten aus Ecuador unmittelbar unter der Hallendecke. Ohne Sicherung. Mitten im Publikum. Erstmals in einem deutschen Varieté, wie Geschäftsführerin Silvia Cabello stolz betont.
Monatelange Ausfälle in den Corona-Lockdowns, kurzfristiger Wechsel der Moderation nach umstrittenen Veröffentlichungen des Kabarettisten Ludger K. im Internet, verspätete Premiere aufgrund positiver Corona-Tests: Schwierige Zeiten liegen hinter dem Theater an der Herner Straße, das 2022 auf sein 30-jähriges Bestehen zurückblickt.
Varieté baute parallel zur neuen Show ein Containerdorf auf
Missmut, Verzagtheit, Weltuntergangsstimmung? Ach was. Silvia und Ronny Cabello und Tochter Lara krempelten die Ärmel hoch. Trotz der massiven finanziellen Einbußen seit 2020 stellten sie 20.000 Euro bereit, um auf dem Parkplatz hinter dem Theater binnen zwei Wochen ein Containerdorf für Geflüchtete aus der Ukraine aufzubauen. Parallel wurde die Frühjahrsstaffel vorbereitet.
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Beide Aufgaben wurden mit Bravour gelöst. In den Wohncontainern haben 35 Mütter und Kinder ein Obdach gefunden (die WAZ berichtete). Die neue Show „Das kann doch nicht wahr sein!“ ist nach den ersten gefeierten Vorstellungen auf dem Weg zum Erfolgsformat.
„Todesrad“ wurde für Bochum eigens umgebaut
Das ist vor allem dem Duo Navas zu verdanken. Mit ihrem „Todesrad“ treten Rony Navas und Sergio Cordova gemeinhin in Zirkuszelten oder großen Hallen auf. Für ihre et-cetera-Premiere ließen sie die Stahlkonstruktion umbauen, damit die Darbietung nicht an der Hallenhöhe von 6,50 Metern scheitert.
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Der Aufwand hat sich gelohnt. Wenn die Ecuadorianer in, vor allem aber auf dem Doppelrad ihre hohe Kunst zeigen, dabei mitunter (scheinbar) stolpern, halten nicht nur die Zuschauer unmittelbar am „Todesrad“ die Luft an. Sehenswert!
Lovestory in der Luft und Tempo auf Rollschuhen
Erstklassige Artistik bieten auch die weiteren internationalen Protagonisten: der tschechische Jongleur Zdenek Polach, der sieben Bälle gleichzeitig in der Luft hält; Alona Zhuravel, die sich als Handstand-Akrobatin selbst auf Händen trägt; das spanische Duo Deibit y Nymeria mit einer leidenschaftlichen Lovestory an den Strapaten; sowie die Schwedin Emelie Sandberg, die zunächst am Vertikaltuch schwebt und wenig später mit ihrem amerikanischen Partner Royer auf einem Rollschuh-Rondell zu tempogeladener Höchstform aufläuft.
Frühjahrsstaffel läuft bis 19. Juni
Die Frühjahrsstaffel „Das kann doch nicht wahr sein!“ läuft bis zum 19. Juni.
Die Vorstellungen beginnen freitags um 20 Uhr, samstags um 16.30 und 20 Uhr sowie sonntags zum Brunch und um 19 Uhr.
Trotz der Aufhebung der Corona-Beschränkungen belässt es das Theater vorerst bei 180 Plätzen (von 300). Masken werden weiterhin empfohlen.
Infos und Karten auf www.variete-et-cetera.de.
Für die Lacher binnen der 90 Minuten ist Ra’Fou zuständig: ein belgischer Comedian, der an Hape Kerkeling erinnert, bei seinen Slapstick-Einlagen allerdings nahezu stumm bleibt. Durchs Programm führt Matthias Rauch. Der Zauberkünstler fügt sich mit lockeren Sprüchen und staunenswerter Magie nahtlos ins Ensemble ein – und das, obwohl er erst kurz vor dem Start als Ersatz-Moderator verpflichtet worden war.
Mädchen aus der Ukraine kümmern sich um die Garderobe
Abseits des Scheinwerferlichts haben zwei Mädchen aus der Ukraine eine Aufgabe gefunden. Beide leben mit ihren Müttern im Containerdorf. Beide kümmern sich auf eigenen Wunsch mit Spaß und Sorgfalt um die Garderobe, die nach der Corona-Zwangspause jetzt wieder geöffnet ist.
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Statt der sonst üblichen 1-Euro-Gebühr werden die Besucher um Spenden für den Förderverein „et cetera hilft“ gebeten, den die Cabellos für ihre Ukraine-Aktion gegründet haben. Der Glaskasten war am Wochenende mit Münzen und Scheinen bereits üppig gefüllt. Gut so.