Bochum-Weitmar. Der erste Entwurf für einen Klimapark auf dem früheren Kraftwerksgelände Springorum fiel durch. Also besserte die Stadt Bochum nach. Mit Erfolg.

Seit 2013 bemüht sich die Stadt Bochum darum, das Gelände des ehemaligen Steinkohle-Kraftwerks Springorum und die umliegenden Brachflächen in Weitmar zu einem Landschafts- und Klimapark umzugestalten. Ein erster Entwurf dafür war bei der örtlichen Politik durchgefallen. Also besserte die Verwaltung nach. Mit Erfolg: In der Bezirksvertretung Bochum-Südwest gab es für die überarbeitete Planung grünes Licht. Die endgültige Entscheidung steht jedoch noch aus.

Weniger ist mehr: Neue Plan für Klimapark in Bochum gefällt

Der Ausschuss für Umwelt, Nachhaltigkeit und Ordnung hat das letzte Wort. Er tagt am 24. März. Findet der Vorschlag der Verwaltung auch hier so viel Zustimmung wie im Südwesten, kann die Stadt in die Umsetzung gehen. 3,4 Millionen Euro soll die naturbelassene Aufwertung des Areals kosten. Im Rathaus hofft man auf eine 90-prozentige Förderung. Der städtische Eigenanteil würde dann also 340.000 Euro betragen.

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Noch im November hatte die Bezirksvertretung Südwest die städtischen Pläne abgelehnt. Man habe Sorge, dass sich das Ganze in die falsche Richtung entwickelt, hatte Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD) damals gesagt. Die Planung erinnere mehr an einen Fun-Park als an einen Klimapark. Auch ein Anwohner hatte Kritik geübt und ein Umdenken in Richtung „Weniger ist mehr“ gefordert.

Zwischen Wasserstraße und bis über die Springorumallee hinaus soll in Bochum-Weitmar der Landschafts- und Klimapark Springorum entstehen.
Zwischen Wasserstraße und bis über die Springorumallee hinaus soll in Bochum-Weitmar der Landschafts- und Klimapark Springorum entstehen. © Funke-Grafik

Die Stadt hat sich all das zu Herzen genommen und selbst geplant. So sei die Planung laut Laura Alberding vom Umwelt- und Grünflächenamt tatsächlich abgespeckt worden. Die Nord-Süd-Verbindung im Osten entfalle jetzt. „Das ergibt durchaus Sinn. Es bleiben noch genug andere Wege“, sagt sie. Auch der auf der Ostseite vorgesehene Reitweg fällt weg – er werde vom Reitstall gar nicht gewünscht. Dem Wunsch, stattdessen die Springorum-Trasse mitnutzen zu dürfen, wird die Stadt nicht folgen. Alberding: „Dort ist auch ohne Reiter schon genug los.“

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Auch bei den Eingängen ist die Stadt auf den Vorschlag eingegangen, sie zu reduzieren. Es soll jetzt nur noch zwei geben, einen an der Springorum-Trasse (mit Fahrradbügeln und E-Bike-Ladesäulen über Photovoltaik) und ein etwas kleinerer an der Holtbrügge, beide überdacht.

In der Planung wird viel Wert auf den Klimaschutz gelegt

Auf Klimaschutz soll besonders viel Wert gelegt werden. So solle die Parkanlage dem Abkühlen dienen, sagt Laura Alberding. Am Aussichtspunkt sollen kleine Windräder zum Erzeugen von Strom genutzt werden, ebenso sollen die Deponiegase umweltverträglich genutzt werden. Mulden sind zum Auffangen des Regenwassers geplant. Und für den Artenschutz will man eine Obstwiese und Gehölze anpflanzen. Entlang der Holtbrügge soll komplett Tempo 30 gelten.

Kraftwerk 1986 stillgelegt

Auf dem heutigen Gelände des Springorum-Parks war bis zur Stilllegung im Jahr 1986 das Steinkohle-Kraftwerk Springorum beheimatet. Die Kraftwerkstechnik wurde im Anschluss nach China verkauft und das Gebäude abgerissen.

1990 wurde die Industriebrache zum Innovationspark Springorum umgestaltet. Heute sind dort zahlreiche Unternehmen angesiedelt. Auf dem Gelände befindet sich auch die abgedeckte Alt-Deponie „An der Holtbrügge“.

Gerettet ist auch die Rodelstrecke der Anwohner, die einem Aussichtspunkt nebst Zugang weichen sollte. „Von der Rodelbahn wussten wir gar nichts“, räumt Laura Alberding ein. Einen Aussichtspunkt soll es auch weiterhin geben, der Hang für Schlittenfahrer aber erhalten bleiben.

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„Da haben Sie was Tolles auf Papier gebracht – und hoffentlich dann auch bald in die Natur“, lobt Bezirksbürgermeister Gräf die neue Planung. „Wäre schön, wenn wir zeitig weiterkämen. Das wird ein richtig schöner Park.“

Gift im Boden? Grüne haben Bauchschmerzen

Die Grünen hingegen haben noch Bauchschmerzen angesichts dessen, was im Untergrund lauert. „Wir haben Sorgen bezüglich des nördlichen Teils, wo laut Bebauungsplan 601 teils hohe Konzentrationen von kokereispezifischen Substanzen nachgewiesen wurden“, sagt Martin Petermann. „Bevor da Kinder spielen, möchten wir wissen, was da schlummert. Vielleicht sollte man besser die Finger davon lassen.“ Eine entsprechende Anfrage, ob die Altablagerungen schädlich für Mensch und Tier sein könnten, liegt der Stadt vor und wartet nun auf Beantwortung.