Bochum. Auch Supermärkte in Bochum weisen leergekaufte Regale auf. Die Händler reagieren unterschiedlich auf die Hamsterkäufe. Das sagen die Kunden.
Ende vergangener Woche haben sie wieder angefangen: die Hamsterkäufe. Auch in Bochum. Speiseöl und Mehl wurden binnen weniger Tage in den meisten Supermärkten und Discountern zu Mangelware – und somit heiß begehrt. Die Händler reagieren unterschiedlich auf die leer gefegten Regale. Ebenso wie die Kunden.
Bochum: Öl und Mehr ausverkauft – so reagieren Händler und Kunden
Die Folgen des Ukraine-Krieges sind nicht nur an den Tankstellen, sondern auch in den Supermärkten zu spüren. Pure Hysterie? Sicherlich, sagt der Betreiber eines Edeka-Marktes in Bochum, der namentlich nicht genannt werden möchte. „ich möchte nicht auch noch zur allgemeinen Panikmache beitragen.“ Doch so völlig unbegründet sei die Sorge nicht, fügt er an. „Öl soll tatsächlich knapp werden.“
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In seinem Supermarkt auf jeden Fall. Das Speiseöl ist restlos ausverkauft. Raps- und Olivenöl, besonders die teuren Marken, gibt es noch. Zu einer dieser Flaschen greift auch Uwe Seeger. „ich bin froh, dass meine Frau kein Speiseöl will“, sagt er beim Blick auf das leere Regal. Angesichts der Hamsterkäufe werde auch ihm mulmig zumute. Das sei aber kein Grund, alles leer zu kaufen. „Ich würde hier nicht sofort drei Flaschen mitnehmen.“
Immer wieder schleichen Kunden durch die Gänge und schauen vorsichtig nach Öl und Mehl. Fast so als schäme man sich, jetzt auch noch zugreifen zu wollen. Hamstern scheint verpönt, aber doch weit verbreitet – „und ansteckend“, gesteht Uwe Seeger.
Bochum: Supermärkte rationieren Speiseöl
Dieses Hamstern kann auch eine ältere Dame, die ihren Namen nicht nennen möchte, nicht nachvollziehen. „Die sind doch alle verrückt. Haben die denn nichts in Reserve?“ Man habe doch immer Grundnahrungsmittel auf Vorrat zu Hause. Da müsse so eine Panik doch nicht sein.
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Einer jungen Frau, die gerade ebenfalls vergeblich nach Speiseöl schaut, gibt sie einen wertvollen Rat: „Nebenan beim Aldi habe ich eben Glück gehabt. Die Palette ist zwar leer, aber an der Kasse gibt es für jeden Kunden, der Speiseöl benötigt, eine Flasche.“
Auch andere Produkte werden vermehrt gekauft
Zwar haben die Kunden derzeit vor allem Öl und Mehl im Visier. Doch bei der Reportage im Edeka verrät der Marktleiter, dass seine Mitarbeiter auch schon verstärktes Interesse bei Nudeln beobachten. Und auch Toilettenpapier lande wieder vermehrt im Einkaufswagen. So wie vor zwei Jahren, als die Corona-Pandemie zuletzt für ein auffälliges Kaufverhalten sorgte.
Im Kollegenkreis werde schon geflachst: „Vielleicht sollten wir die halbe Spirituosenabteilung leerräumen und über die sozialen Medien dort eine Knappheit verbreiten. Dann geht der Schnaps auch weg wie nichts.“ Galgenhumor...
Die Erleichterung bei der jungen Frau ist groß. „Gestern habe ich den ganzen Tag Butter zum Kochen benutzt“, sagt sie. „Meine Kinder haben schon komisch geguckt.“ Das Hamstern findet sie „unfair“. Umso besser aus ihrer Sicht, wenn die Läden „heiße Ware“ kontrolliert verkaufen.
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So wie bei Rewe Lenk an der Wittener Straße in Altenbochum, wo pro Kunde nur zwei Flaschen Öl ausgegeben werden. Oder bei besagtem Aldi. Dort will man auch weiterhin so vorgehen: „Bei größeren Nachfragen behalten wir uns wie immer vor, die Abgabemenge pro Kunde vorübergehend einzuschränken“, sagt ein Unternehmenssprecher. Auch Lidl gibt Waren nur in haushaltsüblichen Mengen ab – nach eigenen Angaben allerdings unabhängig von der aktuellen Situation.
Hamsterkäufe? Edeka sieht dafür keinen Anlass
Und wie geht es weiter? Schwierig zu beantworten. „Die Situation ist gerade sehr dynamisch. Daher können wir noch keine Prognosen über zukünftige Mengen- und Preisentwicklungen abgeben“, teilt Edeka auf WAZ-Anfrage mit. Aktuell könne man eine ausreichende Versorgung mit allen Produkten des täglichen Bedarfs sicherstellen – mit Ausnahme von Einzelfällen wie Speiseöl und Mehl. Aus Sicht von Edeka sind die Hamsterkäufe unnötig: „Es gibt weiterhin keinen Anlass, zusätzliche Vorräte anzulegen.“