Bochum. „Danke, Bochum!“, sagen Ukrainer, die nun eine Hilfsaktionen für ihre Landsleute gestartet haben. Vor allem Medikamente sind wichtig.
„Die Ukraine sagt: Danke, Bochum!“ Ermila Vodyana hat Tränen in den Augen. Vor drei Tagen startete die 51-Jährige eine Hilfsaktion für ihre Landsleute. Zwei Tage später konnten Hunderte Medikamente und Verbandsmaterialien in die Ukraine geschickt werden. „Dafür bin ich unendlich dankbar“, sagt die Wattenscheiderin.
Bochumer Hilfe für die Ukraine: „Mein Herz brennt“, sagt eine Mutter
Vor 21 Jahren machte sich Ermila Vodyana mit ihrem Mann Michael und ihrem Sohn Roman in der westukrainischen Stadt Svaljawa auf, um in Deutschland ein neues Leben zu beginnen. Seit acht Jahren arbeitet die Grundschullehrerin als pädagogische Fachkraft in der Lina-Morgenstern-Schule in Kornharpen. Intensiv ist der Kontakt zu den Angehörigen daheim, in der Westukraine ebenso wie zu ihrem Onkel, der mit seiner Familie in Bochums Partnerstadt Donezk lebt.
Seit der russischen Invasion läuft bei Ermila Vodyana daheim in Höntrop Tag und Nacht der Fernseher. Groß ist die Sorge um die Liebsten, die den Bombardements der russischen Angreifer ausgeliefert sind. „Jetzt ist Krieg. Mein Herz brennt“, sagt Ermila Vodyana.
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Mit ihrem Sohn fasste sie am Freitag den Entschluss: „Wir helfen!“ Nach einem Telefonat mit der ukrainischen Botschaft war klar: Benötigt werden vor allem Verbandsmaterialien und Schmerzmittel. Roman, ein angehender Wirtschaftsingenieur, postete einen Aufruf in den sozialen Medien.
Auch komplette Erste-Hilfe-Kästen wurden gespendet
Die Resonanz bewegt die Familie zutiefst. Mit vielköpfiger Unterstützung, u.a. des Kornharpener Schulhausmeisters Holger Krämer, trafen Dutzende Hilfsangebote ein. Zwei Tage war Roman mit seinem Auto in ganz Nordrhein-Westfalen unterwegs, um alle Medikamente und Verbandsmittel, darunter mehr als 100 komplette Erste-Hilfe-Sets, abzuholen. „Ich war bei Deutschen, Ukrainern, aber auch bei Türken und in Deutschland lebenden Russen. Das war überwältigend“, sagt der 29-Jährige.
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Wohnzimmer und Küche wurden mit Nachbarn und Kollegen zum Lager umfunktioniert. Am Sonntag brachte Roman die Spenden zu einer kirchlichen Sammelstelle in Düsseldorf. Über Berlin werden sie in die Ukraine transportiert.
Am Dienstag kann in Höntrop auch Kinderkleidung abgegeben werden
Die Hilfe geht weiter. Neben Schmerzmitteln und Verbandsmaterialien bitten die Wattenscheider nun vor allem um Kinderbekleidung. Die Spenden können am Dienstag (1.) in der Zeit von 11 bis 13 Uhr bei Familie Vodyana am Holunderweg 2 abgegeben werden.
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Auch die Gesellschaft Bochum-Donezk nimmt Sachspenden an der Sammelstelle an der Herner Straße 146 entgegen. In einem Aufruf bittet die Gesellschaft darum, einen stabilen Karton mit maximal 15 Kilo zu befüllen. Auf der Liste des Vereins können Hilfeleistende ankreuzen, was sie eingepackt haben: „Ein Handtuch, eine Decke, ein Verbandskasten, eine Zahnpasta, Kerzen, Streichhölzer, Energieriegel, Nudeln, Fleischkonserven, Spritzen, Babynahrung, Pampers und Binden.“
Gesellschaft Bochum-Donezk weist auf Sammelstelle hin
Die Gesellschaft Bochum-Donezk verweist darauf, Lebensmittel sicher zu verpacken: mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum von mindestens sechs Monaten. Die Kartons sollen – nicht zugeklebt – montags bis samstags von 14 bis 18 Uhr an der Sammelstelle abgegeben werden.
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Derweil betont Ermila Vodyana: „Ich habe nichts gegen das russische Volk. Wir alle lieben unsere Heimat und sehnen den Frieden herbei.“ Auch ihre Nichte Gabriela, die mit ihren Kindern (sieben Monate und zwei Jahre) seit Freitag schon zweimal versucht hat, in die Slowakei zu flüchten. „Zweimal kehrte sie wieder zurück, weil die Grenzen mit Tausenden Menschen überfüllt waren.“ Gabriela will es bald ein drittes Mal versuchen – und dann bei Ermila Vodyana in Höntrop unterkommen.