Bochum-Langendreer. Die alte Brennerei Eickelberg in Bochum ist ein Schmuckstück. Sie steht zum Verkauf. Doch niemand will sie haben. Nun gibt es einen neuen Plan.
Sie ist ein echter Hingucker: die alte Brennerei Eickelberg an der Oberstraße 43 in Bochum-Langendreer. Doch so schön die historische Immobilie auch aussieht. Für ihre Eigentümer bringt sie aktuell vor allem Probleme mit sich. Vater und Sohn Scharla wollten das altehrwürdige Gemäuer deshalb versteigern lassen. Es fand sich allerdings kein Bieter. Nun soll ein neuer Plan für die weitere Nutzung greifen.
Bochum: Kein Käufer – Eigentümer bleiben auf historischer Immobilie sitzen
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Mit Hilfe der Westdeutsche Grundstücksauktionen AG sollte es klappen. Im September 2021 stand die frühere Brennerei Eickelberg bei einer Auktion in Köln auf einer langen Liste mit Immobilien, die zum Verkauf stehen. 490.000 Euro wurden als Mindestgebot ausgerufen. Doch es wurde keines abgegeben.
Dabei hatte es im Vorfeld der bundesweiten Auktion, an der man auch online teilnehmen konnte, einige Besichtigungen gegeben. Sieben bis acht Interessenten hätten sich das Objekt angesehen, sagt Hans-Ulrich Scharla, der die Immobilie zusammen mit Sohn Nils besitzt. Aus seiner Sicht seien auch positiv Verrückte dabei gewesen, die wüssten, dass man investieren müsse. „Umso überraschter waren wir, dass niemand ein Gebot abgegeben hat. Das können wir nicht nachvollziehen.“
Auch der Auktionator selbst hatte das nicht kommen sehen. „Die Nachfrage war ordentlich“, berichtet Thomas Engel vom Vorstand der Westdeutsche Grundstücksauktionen AG. Er ist selbst öffentlich bestellter und vereidigter Auktionator. Dass niemand die alte Brennerei aus Bochum wollte, führt er auf Corona zurück. „Die Leute sind zurzeit extrem vorsichtig.“
Kein Käufer für historische Immobilie in Bochum: Investoren und Banken sind vorsichtig
Da ungewiss sei, wie sich die Pandemie weiterentwickelt, fehle bei vielen Investoren „die Bereitschaft, in Vorleistung zu gehen“. Insbesondere bei Gastronomen habe er dies ausgemacht, sagt Thomas Engel. „Da geht niemand das Risiko und nimmt so viel Geld in die Hand. Und die meisten Interessenten für die Brennerei kamen aus dem Gaststättengewerbe.“ Mit Gastronomie ist es in der alten Brennerei Eickelberg schon mal versucht worden – ohne Erfolg. Und das noch zu Zeiten, als Corona bestenfalls als Biersorte bekannt war.
Historie
Dietrich Eickelberg gründete 1866 eine landwirtschaftliche Brennerei in Langendreer. Vermutlich aus Gründen des Raumbedarfs errichtete dann die Familie um 1935 das Gebäude an der Oberstraße 4. Eickelberg brannte hier nicht mehr den sonst gebräuchlichen Kartoffelschnaps, sondern hochwertigen Korn und Wacholderschnaps.Die Brennerei blieb bis zu ihrer Schließung 1970 in Familienbesitz. Die Sanierung und Restaurierung des seit 1987/89 unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes wurde von einer ehemaligen Eigentümerin detailgetreu vorgenommen. Für die große Fensterfront zur Straße hin wurden extra 930 Thermopanescheiben nach Maß angefertigt.
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„Es ist derzeit auch schwer, bei solchen Investitionen die Banken mit ins Boot zu hole“, weiß Thomas Engel. „Die sind recht vorsichtig bei der Finanzierungen von Objekten wie diesen.“ Der Experte findet die alte Brennerei dennoch sehr reizvoll und attraktiv. „Es ist vielleicht einfach die falsche Zeit fürs richtige Objekt.“
Das sehen die Scharlas ebenso. „Vielleicht hat es auch an der Konkurrenz gelegen“, sagt Hans-Ulrich Scharla. „Bei der Auktion gab es noch zwei andere Immobilien dieser Qualität.“ Wie auch immer. Nun müsse halt umdisponiert werden, blickt Scharla voraus. Der neue Plan sieht vor, das Gebäude jetzt doch selbst zu nutzen. „Da hält aber mein Sohn das Zepter in der Hand.“
Nils Scharla verfolgt das Ziel, die alte Brennerei in ein Bürogebäude zu verwandeln. „Die Nutzungsänderung ist da, auch der Bauantrag ist bewilligt“, verrät er. Der Zeitplan für sein „spannendes Projekt“ sei allerdings noch offen.