Bochum. Zum Holocaust-Gedenktag wurden die Namen der fast 700 Opfer der Bochumer Shoa verlesen. In der Innenstadt versammelten sich rund 100 Menschen.

Es dauert rund eine Stunde, bis die mehr als 690 Namen verlesen sind. Es sind die Namen von Männern, Frauen und Kindern, die am Donnerstag, den 27. Januar, dem nationalen und internationalen Holocaust-Gedenktag auf der Kortumstraße verlesen wurden. Neben den Namen dieser Jüdinnen und Juden klingen besonders die letzten Wohnadressen mit, sobald sie heute bekannt sind.

Mitten aus der Bochumer Gesellschaft gerissen

Hermannshöhe, Am alten Stadtpark, Dorstener Straße, Platz am Kuhhirten – die Adressen zeigen, dass diese Bochumerinnen und Bochumer mitten aus dem Leben, dem Bochum der 30er, 40er Jahre gerissen wurden. Die Deportation bedeutete für die allermeisten dieser Menschen den sicheren Tod, ob in den Gaskammern, oder gestorben an Hunger oder Krankheiten.

Die Namen der fast 700 Bochumer Opfer der Shoa wurden am Donnerstag zum Holocaust-Gedenktag in der Innenstadt verlesen.
Die Namen der fast 700 Bochumer Opfer der Shoa wurden am Donnerstag zum Holocaust-Gedenktag in der Innenstadt verlesen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Trotz des beständig niedergehenden Regens sind rund 100 Personen gekommen, um an dieser Gedenkveranstaltung teilzunehmen. Einige halten weiße Stoffbahnen mit den Namen der Opfer. Denn selbst wenn nicht von jedem, von jeder, dessen oder deren Name verlesen wird, die genauen Todesumstände bekannt sind, ist doch klar, um was es geht: Die Deportationsorte, Treblinka, Auschwitz, Riga, Zamosc oder Theresienstadt lassen keine Zweifel zu.

Passanten hasten durch die Innenstadt

Es sind die Namen der Bochumer Opfer der Shoa, die verlesen werden. Die Passanten, die an diesem Nachmittag durch die Innenstadt hasten sind manchmal irritiert, erfassen die Zusammenhänge nicht sofort. Doch einige wenige halten inne, blicken auf Namen, ein paar fragen nach, begreifen, was das für eine Veranstaltung ist.

Den Veranstaltern geht es darum, ein Zeichen zu setzten gegen das Vergessen: „Denn auch heute noch, 77 Jahre nach der Shoa werden auf offener Straße Jüdinnen und Juden aufgrund des Tragens einer Kippa attackiert. Und gerade heute zeigt sich wieder offen das Fortleben antisemitischer Verschwörungsideologien“, so heißt es auf Flugblättern, die Helfer während der Gedenkstunde verteilen.