Bochum-Werne. Über Jahre ist eine Lärmschutzwand zur A 40 in Bochum zugewachsen. Nun soll das Grün fast komplett verschwinden. Die Anwohner sind entsetzt.
Anwohner der Nörenbergstraße in Bochum-Werne sind entsetzt: Das Grün vor ihren Häusern soll fast vollständig entfernt werden. Ärgerlich, denn es wirkt wie eine natürliche Gardine und schützt vor dem Blick auf die kahle Betonwand, die als Lärmschutz zur A 40 dient.
Bochum: Radikalschnitt vor Lärmschutzwand zur A 40 – Anwohner sauer
Jetzt, im Winter, kann man erahnen, wie trist die Aussicht ohne das Grün vor der dicken Mauer wäre. Ohne Laub ist die Lärmschutzwand gut zu erkennen. Doch wenn die Natur im Frühling wieder Vollgas gibt, wandelt sich das Bild zum Positiven. „Dann sieht man nur noch Grün“, sagt Thomas Rosendahl, der mit seiner Familie an der Ecke Nörenbergstraße/Deutsches Reich wohnt.
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Aufgeschreckt wurden er und die Nachbarn durch einen Baumkontrolleur, der die Vegetation entlang der Lärmschutzwand in Augenschein nahm und Bäume markierte. „Von ihm haben wir erfahren, dass hier gerodet werden soll“, sagt Thomas Rosendahl. „Wohl aus Gründen der Verkehrssicherheit.“
Okay, einigen Bäumen fehle womöglich die Standsicherheit, räumt Rosendahl ein. Die könne man ja entfernen. Aber fast alles an Grün? Er schätzt, dass 25 bis 30 Bäume gefällt werden und nur wenige stehen bleiben. „Was ist mit dem Klimanotstand, der für Bochum ausgerufen wurde?“ Ersatzpflanzungen, so habe er gehört, seien nicht vorgesehen. „Und wir schauen dann alle ständig auf die graue, kahle Betonwand.“
Bochum: Autobahn GmbH fällt 80 Prozent der Bäume
So wird es tatsächlich kommen. Die Autobahn GmbH bestätigt auf WAZ-Anfrage, dass die Lärmschutzwand nahezu komplett freigeschnitten wird, und zwar entlang der Nörenbergstraße und der Straße Deutsches Reich. „Die Bäume an beiden Straßen sind größtenteils nicht mehr tragbar. Etwa 80 Prozent des Bestandes muss weg“, sagt Anton Kurenbach, Sprecher der Autobahn GmbH.
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Die Gründe dafür seien vielfältig. „Viele Bäume sind krank und beispielsweise von einem Pilz befallen. Einige Bäume haben auch inzwischen mehrere Triebe, sogenannte Zwiesel. Diese brechen schneller. Und es gibt inzwischen auch ,Anfahrschäden’, wenn z.B. die Müllabfuhr mit den Bäumen und Ästen kollidiert“, erklärt Kurenbach.
Anwohner stutzen Grün selbst
Für die Nachbarn der A 40 in Bochum-Werne ist so ein Kahlschlag vor der Lärmschutzwand nichts Neues. Schon 2013 hatten sie sich über einen Radikalschnitt beschwert. Nachdem das Grün nun nachgewachsen ist, kommt es erneut weg.
Unnötig, finden die Anwohner, die sich nach eigenen Angaben jedes Jahr selbst darum kümmern, die Büsche und Bäume soweit zurückzuschneiden, damit die Verkehrssicherheit gewährleistet ist.
Die Rodungsarbeiten sollen noch in diesem Winter passieren. Heißt: Grün wird es entlang der Lärmschutzwand erst einmal nicht mehr. Den Ärger bei den Anwohnern darüber könne er natürlich verstehen, sagt Anton Kurenbach. Aber die Maßnahme sei leider unumgänglich. Die Aufforderung zur Verkehrssicherung komme von der Stadt, die Autobahn GmbH als Eigentümer der Fläche gehe nur ihrer Sicherungspflicht nach.
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Kurenbach spricht davon, dass im Grunde nur die Bäume gefällt würden. „Hier und da müssen wahrscheinlich auch Büsche und Sträucher entfernt werden, um zu den Bäumen zu gelangen.“ Ersatzpflanzungen, die die Anwohner erwartet hätten, seien bei Maßnahmen wie diesen „üblicherweise nicht vorgesehen“, sagt Kurenbach. „Man überlässt danach die Natur sich selbst, das ist ökologisch gesehen nicht weniger wertvoll.“ Und in ein paar Jahren sei die Lärmschutzwand dann auch wieder einigermaßen zugewachsen. Denn die Bäume, so die Autobahn GmbH, würden auf Stock gesetzt und nicht entwurzelt. Sie würden also wieder austreiben.