Bochum. Bochumer Hilfe in Afrika: Friseurmeister Edgar Storchmann baut im Senegal eine Ausbildungsstätte auf. Der ersten Reise folgt bald die zweite.

Er ist wieder da – und bald wieder weg: Mit bewegenden Eindrücken und neuen Plänen ist Edgar Storchmann aus dem Senegal zurückgekehrt. Der Bochumer Friseurmeister hilft in Westafrika beim Aufbau einer Friseurschule.

Ein kleines Stück Hoffnung und Perspektive in dem von Armut geprägten Entwicklungsland zu vermitteln: Das ist das Ziel von Edgar Storchmann. Seit 2003 ist er im Kirchviertel selbstständig. 32 Mitarbeiter sind in seinen beiden Salons („Edgars Friseurteam“) an der Brenscheder Straße beschäftigt.

Motorradtour brachte das Hilfsprojekt ins Rollen

Eine Motorradtour brachte das Hilfsprojekt 2021 ins Rollen. Im Frühjahr war Edgar, wie er von allen genannt wird, mit Biker-Freunden unterwegs – darunter Stephan Kunz, der als Entwicklungshelfer im Senegal tätig ist. Er berichtete, dass es in dem 17-Millionen-Einwohner-Staat an Friseuren mangelt. Eine organisierte Lehre mit Theorie und Praxis wie hierzulande gibt es nicht. Dabei steige der Bedarf an profundem Handwerk fürs Haupt. Sowohl bei den modebewussten Einheimischen als auch bei den internationalen Geschäftsleuten, die zunehmend im Senegal leben und arbeiten, etwa in der Solar- oder Baumwollindustrie.

Kunz knüpfte den Kontakt zur Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Alsbald war das Konzept ausgereift: Storchmann soll in den Senegal reisen, um in der Hauptstadt Dakar eine Ausbildungsstätte für Friseurinnen und Friseure zu gründen.

„Salons“ sind im Senegal nur karg ausgestattet

„Ich hatte sofort ein gutes Gefühl. Wir können ganz viel bewegen und gerade jüngere Leute im Berufsleben unterstützen“, sagte der 57-Jährige der WAZ, kurz bevor er im November in den Flieger nach Afrika stieg. Eigens für die Reise hatte er Privatunterricht in Französisch genommen, die Amtssprache im Senegal.

Die folgenden drei Wochen wird Storchmann ewig in Erinnerung behalten. „Ein Friseursalon besteht vielfach nur aus einem Plastikstuhl, einem Wandspiegel und einem Waschbecken. Die Räume sind karg. Eine Ausstattung ist so gut wie nicht vorhanden.“

In Dakar gab Edgar Storchmann 14 Frauen einen Grundkurs im Friseur-Handwerk. Die Hilfe des Bochumer Friseurmeisters geht weiter.
In Dakar gab Edgar Storchmann 14 Frauen einen Grundkurs im Friseur-Handwerk. Die Hilfe des Bochumer Friseurmeisters geht weiter. © Storchmann

14 Frauen gingen bei Edgar in die Ausbildung

Für die hatte der Bochumer selbst gesorgt. Übungsköpfe, Handtücher, Pflegeartikel, Pinsel und Haarglätter, allesamt Spenden im Wert von mehr als 5000 Euro, waren zuvor in Paketen in den Senegal geschickt worden. So konnte der Meister direkt mit der Ausbildung beginnen. 14 Frauen zwischen 25 und 42 Jahren gingen bei Edgar freudig und hoch motiviert in die Kurzzeit-Lehre. „Viele von ihnen sind sehr geschickt und geübt. Aber natürlich gibt es noch jede Menge zu lernen, etwa das Arbeiten mit Farbe.“

Auf dem Weg zum Schwellenland

Der Senegal zählt zu den afrikanischen Staaten mit der jüngsten Bevölkerung. Von den knapp 17 Millionen Einwohnern sind etwa 42 Prozent unter 15 Jahre alt.

Knapp die Hälfte der Menschen sind Analphabeten. Die durchschnittliche Schulbesuchsdauer der über 25-Jährigen liegt bei 3,2 Jahren.

Internationale Beobachter sehen den Senegal gleichwohl auf dem Weg vom Entwicklungs- zum Schwellenland.

Bei Außentemperaturen nahe 40 Grad absolvierte Storchmann mit seinen „Azubis“ einen Grundkurs im Friseurhandwerk. Als Hilfe für den theoretischen Unterricht dienten Lehrbücher, die ihm seine ehemalige Berufsschullehrerin geschenkt hatte und vor Ort übersetzt wurden. „Ich bin zuversichtlich, dass meine Aufbauarbeit fortgesetzt werden kann“, sagt der Bochumer. 200 bis 400 Euro könne man mit dem Frisieren verdienen. „Genug, um eine ganze Familie durchzubringen“.

Neues Hilfsprojekt in einer Flüchtlingssiedlung

Schon im Februar will Edgar wieder in Dakar sein. Um zu schauen, welche Fortschritte die Friseurschule macht. Vor allem aber, um ein neues Projekt mit anzuschieben. Am Rande der Hauptstadt entsteht im Rahmen des GIZ-Programms „Invest for Jobs“ derzeit mit deutscher Hilfe eine Siedlung für Bürgerkriegsflüchtlinge, meist aus Mali und Togo. Titel: „Baraka“. „Ich will versuchen, auch hier mit den Friseurinnen und Friseuren zu arbeiten. Möglicherweise werden dafür zwei meiner Mitarbeiterinnen in den Senegal fliegen“, kündigt Storchmann an.

Weitere Friseurprodukte im Wert von mehreren tausend Euro werden in Kürze per Frachtcontainer auf die Reise gehen. Edgars Mission hat gerade erst begonnen.