Bochum-Querenburg. Mit dem Ausleihen von Büchern allein ist keine Bibliothek mehr zukunftsfähig. Im Uni-Center Bochum gibt’s neue Ideen – hin zur „Guten Stube“.

Den größten Wandel in ihrer langjährigen Geschichte erlebt die Bücherei Querenburg. Seit 1995 im zweiten Stock hoch über dem Uni-Center Bochum gelegen, soll die Einrichtung vom reinen Lesesaal Schritt für Schritt umgebaut werden: zu einem Bürgertreff und zu einer Art „Guter Stube“, in der sich künftig Gruppen und Vereine aus dem ganzen Bochumer Süden treffen sollen. Auch außerhalb der Öffnungszeiten der Bücherei soll das möglich sein.

Der Anfang ist schon gemacht: Auf der Terrasse wurde jetzt ein großes Hochbeet eröffnet. Vis-à-vis der Ruhr-Universität gelegen, bietet sich hier ein schöner Blick auf das Campus-Gelände, den alsbald wesentlich mehr Besucher als bislang erleben sollen. Darum soll die Terrasse von ihrem eher nüchternen Asphalt-Style weitgehend befreit werden: Neben dem Hochbeet, in dem etwa Blumen, Knoblauch, Grünkohl oder Zwiebeln angepflanzt werden, gibt es bereits einen Grill.

Aufwendige Umbauarbeiten

Um die Räume der Bücherei Querenburg zu einer „Guten Stube“ für den ganzen Stadtteil auszubauen, sind aufwendige Umbauarbeiten nötig. So soll ein großer Durchbruch auch den hinteren Teil mit einbeziehen, die bislang von den Mitarbeitern als Aufenthaltsraum genutzt wird.

Eine Machbarkeitsstudie wurde bereits in Auftrag gegeben. Dafür stellt die Bezirksvertretung Süd 10.000 Euro bereit.

Bücherei Bochum-Querenburg wird zur „Guten Stube“ für Gruppen und Vereine

Gemütliche Sitzgelegenheiten mit Sitzkissen sind ebenso geplant wie ein zweites Hochbeet, das im Frühsommer errichtet werden soll. „Vielleicht können dann schon im Sommer die ersten Veranstaltungen wie Lesungen oder Konzerte hier oben stattfinden“, sagt Elmar Linnemann, Vorsitzender des Freundeskreises, der sich seit Jahren für eine Aufwertung der Bibliothek im Uni-Center stark macht.

Dank besonderer Hilfe der Stadtwerke sowie finanzieller Unterstützung durch die Bezirksvertretung Süd, die regelmäßig in der Verwaltungsstelle direkt nebenan tagt, war es möglich, die ersten Schritte für die Neugestaltung der Bücherei auf den Weg zu bringen.

„Wir müssen uns dafür bei vielen Menschen bedanken, besonders auch bei jenen, die es geschafft haben, etwa drei bis vier Tonnen Erde mit Einkaufswagen hier hoch zu bringen“, sagt Büchereileiter Torsten Eilks. „Auch das Center-Management hat uns bei allen Planungen sehr unterstützt.“ Bei schönem Wetter soll man auf der Terrasse künftig gemütlich einen Kaffee trinken und lesen können, ganz gleich ob man einen Büchereiausweis besitzt oder nicht.

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Kinder der Waldschule kümmern sich um die Beete

Für die Hochbeete werden eigene Wasserleitungen gelegt. Um die Pflege und wohl auch um die Ernte sollen sich unter anderem die Kinder der benachbarten Waldschule kümmern: „Wir stehen mit der Bücherei schon lange in bestem Kontakt und besuchen sie mit unseren Schülern regelmäßig“, sagt die Schulleiterin Britta Hartmann. Der Förderverein möchte zudem auch das Seniorenbüro Süd in die Gartenarbeit mit einbeziehen.

Doch die Pläne für eine Neugestaltung der Bücherei gehen noch wesentlich weiter. So soll im hinteren Teil des großen Saals ein Ort für Veranstaltungen jeglicher Art entstehen. Der neue Mehrzweckraum soll Platz für etwa 50-60 Personen bieten, für Seminare soll er ebenso offen stehen wie für Vereinstreffen oder für Veranstaltungen wie Lesungen und Bilderbuchkinos.

Ringelblumen, Salat, Zwiebel, Rote Beete und vieles mehr sollen künftig aus dem neuen Hochbeet der Bücherei in Querenburg wachsen. Dina Gorch ist damit schon gut beschäftigt.
Ringelblumen, Salat, Zwiebel, Rote Beete und vieles mehr sollen künftig aus dem neuen Hochbeet der Bücherei in Querenburg wachsen. Dina Gorch ist damit schon gut beschäftigt. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

„Ein solcher Raum, der von Vereinen und Gruppen kostenlos genutzt werden kann, gibt es im ganzen Stadtteil nicht“, meint Elmar Linnemann. Der Eingang soll über die Terrasse stattfinden und mit einer gläsernen Wand zur Bücherei abgetrennt werden, damit sich die Gruppen hier auch abends treffen können, wenn die Bibliothek längst geschlossen hat.

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Fernab von jeglicher Laufkundschaft

Der Büchereileiter ist sich sicher: Nur wenn es gelingt, die Bücherei so multifunktional wie möglich aufzustellen, könne ihre Existenz auf längere Sicht gesichert werden. „Mit dem Ausleihen von Büchern allein klappt das schon längst nicht mehr“, sagt er. „Außerdem sind wir hier oben im zweiten Stock fernab von jeglicher Laufkundschaft. Man muss schon gezielt zu uns kommen.“ Doch einen entscheidenden Vorteil hat die Bücherei im Uni-Center: Sie hat jede Menge Platz. „Und den wollen wir jetzt clever nutzen.“