Bochum. In der Corona-Krise machen viele Restaurants in Bochum ein Minus. Weh tut die Absage etlicher Weihnachtsfeiern. Ein Club macht freiwillig dicht.

Mit einem Außer-Haus-Verkauf hielten sich viele Restaurants in Bochum im letzten Lockdown im Winter und Frühjahr 2020/21 über Wasser. Jetzt heißt es: Zurück auf Anfang. Zwar sind die Lokale (noch?) geöffnet. Doch immer mehr Gäste scheuen trotz der 2G-Regel einen Besuch. Das Weihnachtsgeschäft droht auszufallen. Dafür erlebt das Essen to go eine Renaissance.

Oliver Stage (41) führt seit Jahresbeginn „Hartmanns Wirtshaus“ an der Wasserstraße in Altenbochum. „Der Start war erfolgreich, vor allem im Sommer dank unseres Biergartens. Jetzt hat uns die Storno-Welle aber voll erfasst“, sagt Stage. Mehr als 60 Prozent der Reservierungen werden storniert. Weihnachtsfeiern brechen der Reihe nach weg. Die Küche bleibt „auf einem Haufen Ware sitzen“.

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„Hartmanns Wirtshaus“ führt Außer-Haus-Verkauf ein

Stage reagiert – und bietet ab sofort dienstags bis sonntags ab 12 Uhr eine Abholkarte mit Klassikern von Sauerbraten bis Gans an. Die gab’s im Wirtshaus in den vergangenen Jahren nicht. Der Wirt weiß: Die Einbußen lassen sich dadurch nur zum kleinen Teil kompensieren. Den 20 Mitarbeitern droht erneut Kurzarbeit. Doch Stage will überleben, sich gegen den „leisen Tod der Gastronomie“ stemmen.

In umweltfreundlichen Mehrwegbehältern wird das Essen in „Hartmanns Wirtshaus“ (hier Küchenchef Bernd Wagner) für den Außer-Haus-Verkauf angerichtet.
In umweltfreundlichen Mehrwegbehältern wird das Essen in „Hartmanns Wirtshaus“ (hier Küchenchef Bernd Wagner) für den Außer-Haus-Verkauf angerichtet. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Auf 90 Prozent beziffern Seran Bahtijari und Lukas Rüger ihre Ausfallquote bei Weihnachtsfeiern. Betroffen seien vor allem größere Privat- und Firmenfeste, berichten die Geschäftsführer der „Livingroom“-Restaurantfamilie (u.a. „Zum Grünen Gaul“ und „Franz Ferdinand“). Hinzu kämen bis zu 50 Prozent Umsatzeinbrüche im Tagesgeschäft.

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2G-Regel in der Gastronomie: Gäste verhalten sich kooperativ

„Leider kommt die Vehemenz der vierten Welle gerade in einem Moment, in dem sich alle wieder an eine gewisse Normalität und einen angstfreien Umgang im öffentlichen Leben gewöhnt hatten“, sagt Lukas Rüger. „Das ist für uns als gesamtes Team, für uns als Unternehmer, aber vor allem als Gesellschaft ernüchternd und frustrierend.“

Dabei sei es nicht die 2G-Regel, die der Gastronomie Sorgen bereite. „Unsere Gäste sind sehr kooperativ und verständnisvoll und zu 99 Prozent eh geimpft oder genesen“, so Rüger. Er beobachte „eine freiwillige Einschränkung, die auch der öffentlichen Diskussion folgt. Wir haben sehr stark das Gefühl, dass die Menschen auch das Richtige tun möchten.“

„Menue Karussell“ dreht sich im Februar und März 2022

Ein Hoffnungsschimmer für die Gastronomie ist das „Menue Karussell“, das sich 2022 wieder zum angestammten Frühjahrstermin drehen soll. In diesem Jahr war die Aktion wegen Corona auf den Herbst verschoben worden.

Im Februar und März bieten ausgesuchte Restaurants ein Vier-Gang-Menü zum Festpreis an. In Bochum mit dabei sind: Andre‘s Alte Fähre, Beckmannshof,, Borgböhmer‘s Waldesruh, Franz Ferdinand, Gut Mausbeck, Hartmanns Wirtshaus, Haus Linden, Hopfengarten, Livingroom, Post‘s Lottental, Schreiner‘s, Stammhaus Abel, Strätlingshof, Trattoria San Marco, Zentral, Zum Grünen Gaul und Zum Neuling.

Infos, Geschenk-Gutscheine und Reservierungen auf mnkl.de.

Durchhalten ist angesagt. Wobei sich Oliver Stage in „Hartmanns Wirtshaus“ mit einem Lockdown durchaus anfreunden könnte: „Dann könnten wir wenigstens wieder auf staatliche Hilfen setzen.“

Clubs und Diskotheken stehen erneut vor der Schließung

Nichts geht mehr: Das könnte schon in Kürze für die Clubs und Diskotheken gelten. Im Herbst hatten die meisten Szenetreffs nach mehr als einem Jahr wieder geöffnet, etwa die „Zeche“, das „Riff“, die „Party-Arena“ oder das „New Orleans“. Wo getanzt und gefeiert wird, gilt 2G plus. Die Besucher benötigen also zusätzlich einen aktuellen Testnachweis.

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Eine landesweite Schließung gilt als wahrscheinlich. Die „Trompete“ hat eine behördliche Entscheidung schon vorweg genommen. Man könne „es nicht länger verantworten, den Laden aufzulassen“, teilt der Indie-Club an der Viktoriastraße auf Instagram mit. „Lasst euch impfen, macht zu Hause das Licht aus, tanzt und vergesst uns nicht. Wir sehen uns wieder. Versprochen.“