Bochum-Weitmar. Anwohner der geplanten Feuer- und Rettungswache an der Hattinger Straße hoffen von der Stadt Bochum, mehr auf ihre Anliegen einzugehen

Da geht es besonders auch um den Lärmschutz. Sie wollen aus Furcht vor weiteren Verbalattacken, was in der Vergangenheit anonym über Telefonanrufe und Facebook-Kommentare oft und in teils in sehr aggressiver Weise erfolgt sei, nicht mit Namen genannt werden. „Es ist schon schlimm, was wir hier erlebt haben an Hass-Reaktionen. Das geht an die Nerven. Dabei wollen wir doch nur, dass unserer Standpunkt bei diesem Millionen-Projekt vor unserer Haustür wahrgenommen wird“, sagt ein Familienvater.

Verbalattacken gegen Kritiker in Bochum

Was ihnen besonders am Herzen liegt: Die schon längst vorhandenen Einsatz-Ampeln an der vielbefahrenen Kreuzung sollen endlich in Funktion gehen. „Seit Jahren setzen wir uns dafür ein, hören von der Stadt Bochum aber nur, warum das aus technischen Gründen nicht funktioniere; von Software-Problemen ist die Rede. Zuletzt wurde uns versprochen, dass es im November endlich soweit sein soll. Doch bisher ist nichts passiert.“

Alarm-Ampelschaltung in Bochum seit Jahren außer Betrieb

Ihre Hoffnung: Durch Einschalten der Ausrück-Ampeln könnte - vor allem abends - der Einsatz der lauten Einsatzsirenen vor ihrer Haustür verringert werden. „Es ist schon extrem laut, wenn die Fahrzeuge hier mit Martinshorn vorbeifahren.“ Ein anderer Anwohner hofft, dass die Stadt Bochum Lärmschutzmaßnahmen unterstützt. „Auch beim Einbau von entsprechenden Fenstern in unseren Wohnungen, das würde doch auch helfen.“ Die Anwohner sorgen sich, dass mit Fertigstellung der Feuer- und Rettungswache die Einsätze und damit die Lärmprobleme zunehmen.

Massive Rodungen Ein altes Gebäude steht leer und ist von Bauzäunen umgeben am Freitag, 5. November 2021 in Bochum. Anwohner beschweren sich über Probleme durch geplante Feuer- und Rettungswache Südwest. Foto: Svenja Hanusch / FUNKE Foto Services
Massive Rodungen Ein altes Gebäude steht leer und ist von Bauzäunen umgeben am Freitag, 5. November 2021 in Bochum. Anwohner beschweren sich über Probleme durch geplante Feuer- und Rettungswache Südwest. Foto: Svenja Hanusch / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Anwohner in Bochum besorgt

Was auch für Anwohnerkritik sorgt, ist die massive Rodung von Bäumen und Hecken am 19. Oktober auf dem Grundstück für den geplanten Neubau. „Da wurde auf dem Gelände ohne Vorankündigung alles abgeholzt.“ Von Rückschnitt war eigentlich die Rede. „Ersatzpflanzungen hier vor Ort wären gut, doch die sind ja weit entfernt vorgesehen“, sagt ein Anwohner. Laut Stadt werden ab 8./9. November vormittags sechs Großbäume umgesetzt.

Neubau soll 2022 starten

Die Stadt Bochum will ab dem kommenden Jahr eine neue Feuer- und Rettungswache an der Hattinger Straße 410 bauen, um „die Bürger in den südlichen und südwestlichen Stadtteilen Bochums in Notsituationen noch schneller erreichen können“, so die Stadt.Mit dem Bau setze man den Brandschutzbedarfsplan 2018 bis 2022 um. Die aktuell an der Hattinger Straße 410 bestehende Rettungswache wird in den Neubau integriert und umgebaut – der Standort der Wache bleibt somit erhalten. Im Jahr 2023 soll die neue Feuer- und Rettungswache ihren Betrieb aufnehmen.

„Und die Sicherung der Baustelle ist einfach mangelhaft, eine Gefahr besonders für Kinder, die sich hier aufhalten könnten.“ Das Gelände ist abschüssig, die Bauzäune an dem Haus an der vielbefahrenen Hattinger Straße, das die Stadt für viel Geld aufgekauft hat, um es für den Neubau abzureißen, sind leicht zu umgehen.

Massive Rodungen in Bochum

Die Anwohner hätten sich von der Stadt Bochum mehr Bürgerbeteiligung gewünscht. „Auf unsere Eingaben bei der Entwurfsoffenlage Anfang des Jahres gab es von der Verwaltung keine Reaktion“, sagt ein Anlieger. „Generell ist die Informationspolitik für diese Planung aus unserer Sicht nicht ausreichend. Wir haben das Gefühl, dass hier ein Großprojekt einfach durchgezogen wird. Auch was die Berechnung der Hilfszeiten in dem Bedarfsplan anbelangt.“ Worauf die Anwohner großen Wert legen: Es gehe ihnen nicht gegen die Notwendigkeit von Rettungseinsätzen in Notfällen. Ihnen sei nur wichtig, „dass die Stadt bei der Umsetzung auch an uns Anlieger denkt“.

Anwohner in Bochum fühlen sich nicht ernst genommen

Die Bezirksvertretung Südwest hatte kürzlich einstimmig grünes Licht für die Aufstellung des Bebauungsplans 1013 „Feuer- und Rettungswache Hattinger Straße“ nordwestlich der Hattinger Straße auf Höhe der Einmündung Heinrich-König-Straße gegeben. Auf dem rund 6000 qm großen Gelände ist die Erweiterung der bestehenden Rettungswache zur Feuer- und Rettungswache geplant. Das sei nötig, um die Eintreffzeiten im Brandschutzbedarfsplans der Feuerwehr Bochum zu erfüllen.

Der Aufstellungsbeschluss soll aber in zwei Punkten geändert werden. Darüber entscheidet am 9. November dann der Ausschuss für Planung und Grundstücke. Das Planverfahren wird vom „beschleunigten Verfahren“ auf das „Normalverfahren“ umgestellt. Damit sei man laut Stadt auf der rechtssicheren Seite gegen mögliche Klagen. Zeitliche Verzögerungen bei der Realisierung des Millionen-Projektes würden dadurch aber nicht entstehen. Außerdem soll die Fläche im Bereich nordwestlich der bisherigen Plangebietsgrenze bis zum Anschluss an das bestehende Wegenetz erweitert werden. Dieser Bebauungsplan-Entwurf soll dann bald öffentlich ausgelegt werden.