Bochum. In Bochum fehlen derzeit und künftig mehr als tausend Kita-Plätze. Vor allem eine Altersstufe ist betroffen, Besserung ist nur langsam in Sicht.

Seit dem 1. August 2013 haben Eltern von Kindern ab einem Jahr einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz. Die Realität in Bochum sieht allerdings anders aus. Für mehr als tausend Mädchen und Jungen gibt es keine Plätze – besonders betroffen sind die Unter-Dreijährigen. Hier ist nicht einmal für jedes zweite Kind ein Platz vorhanden. Besserung ist allerdings nur langsam in Sicht.

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„Stadtweit betrachtet fehlen 484 weitere U3-Betreuungsplätze und 592 Plätze für Kinder ab drei Jahren“, heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung. Es geht hierbei um den Bedarf für das Jahr 2022/23.

Stadt Bochum will künftig Kita-Platz für jedes Kind über drei Jahren

Demnach strebt die Stadt Bochum eine Vollversorgung für Kinder ab drei Jahren an. Nach derzeitigem Stand liegt die Quote hier bei 94 Prozent – betrachtet man die Bedarfsanalyse der Verwaltung, bleibt es zum Kita-Jahr 2022/23 bei diesem Wert. Zwar gibt es dann mehr Plätze, allerdings auch mehr Kinder. „Nachdem die Kinderzahlen viele Jahre auch in Bochum rückläufig waren, sind diese bereits seit einigen Jahren wieder gestiegen und nun auf einem relativ stabilen Niveau“, so die Stadt Bochum.

Deutlich schlechter ist die Versorgung mit Kita-Plätzen im U3-Bereich. Inzwischen leben laut Stadt knapp 9650 Kinder unter drei Jahren in Bochum – fast 1200 Kinder mehr als noch im Dezember 2015. Im Stadtgebiet gibt es Plätze für 4150 (43,8 Prozent) von ihnen, Tageseltern sind hier bereits eingerechnet. Zum Vergleich: Im vergangenen Kita-Jahr lag die Quote noch bei 42,4 Prozent. Bis 2025 möchte die Stadt die Hälfte der Unter-Dreijährigen versorgen, bis 2030 dann 60 Prozent.

Zu wenig Kita-Plätze in Bochum – der Grund: mehr Kinder

Die Analyse der Stadt vergleicht das bestehende Angebot an Kita-Plätzen mit dem errechneten, künftigem Bedarf ab. Demnach fehlen auch in zwei Jahren noch fast 1500 Plätze stadtweit, um die 60-Prozent-Quote zu erreichen. Für das Zwischenziel, ein Versorgungsgrad von 50 Prozent, sind es 484 Plätze.

„Die steigenden Kinderzahlen gehen mit entsprechend hohen Bedarfen an Betreuungsangeboten einher. Demzufolge wurde auch das Betreuungsangebot für beide Altersgruppen in den vergangenen Jahren bereits deutlich erweitert“, erklärt die Verwaltung.

Versorgung mit Kita-Plätzen: Unterschiede im Bochumer Stadtgebiet

Neue Kita mit neuem Träger in Bochum

In Bochum gibt es 2022 einen neuen Kita-Träger. Die „Villa Luna Kindertagesstätten GmbH“ aus Düsseldorf übernimmt die neue Einrichtung am O-Werk (Mark 51°7), Suttner-Nobel-Allee 4. Sie stellt sich im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie am Donnerstag, 28. Oktober, vor.

Der Träger hat seit 2005 acht Kindertageseinrichtungen in vier Bundesländern in Betrieb genommen – in Aachen, Köln, Düsseldorf, Berlin, Hamburg und Hannover. Weitere folgen in diesem und dem kommenden Jahr.

In Bochum entsteht eine Kita mit 115 Plätzen für Kinder im Alter von 0 Jahren bis zum Beginn der Schulpflicht.

Vergleicht man die einzelnen Stadtbezirke miteinander, werden Unterschiede deutlich: Während die U3-Versorgungsquote im Bochumer Norden schon jetzt bei 51 und im Süden bei 48 Prozent liegt, sind es in Wattenscheid gerade mal 38. Hier wird es auch in den kommenden Jahren die verhältnismäßig größte Unterversorgung geben.

Die Stadt Bochum arbeite Jahr für Jahr in Zusammenarbeit mit den Kita-Trägern daran, weitere Betreuungsplätze in Kindertageseinrichtungen zur Verfügung zu stellen, machte sie bereits Anfang des Jahres deutlich. „Durch den weiteren Ausbau von Betreuungsplätzen, unter anderem durch Neubauten von Kitas, wird sich die Versorgungsquote in den kommenden Jahren weiter verbessern“, erklärt Stadtsprecherin Charlotte Meitler.

Deutschlandweit fehlen 230.000 Erzieherinnen und Erzieher

Allerdings helfen nicht nur Neubauten – es gibt ein viel größeres Problem: Einer Studie zufolge fehlen deutschlandweit mehr als 230.000 Erzieher und Erzieherinnen. Das geht aus Analysen der Bertelsmann-Stiftung hervor. Das hat auch der Bochumer Stadtelternrat erkannt: „Der Personalmangel ist ein großes Problem. Wir sind uns einig, dass wir mehr Personal brauchen“, erklärte die Vorsitzende Meike Kessel im August. Hier seien Stadt und Trägern die Hände gebunden. Gefragt sei stattdessen das Land.

Kita-Platz für Zwillinge- Viele Hürden und zwei Jahre WartenDas habe in der Vergangenheit einiges getan, heißt es vom Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration. Wesentliche Maßnahmen der Landesregierung gegen den Personalmangel in Kitas seien demnach unter anderen das Beenden einer strukturelle Unterfinanzierung und zusätzliche Mittel für mehr Personal. Außerdem gebe es eine die praxisintegrierte Ausbildung, zusätzliche Berufsschullehrerinnen und -lehrer würden qualifiziert und Quereinsteigerinnen und -einsteigern gewonnen.