Bochum. Nach einem Brand in einer Flüchtlingsunterkunft in Bochum steht ein 27-Jähriger vor Gericht. Hinter der Tat steht eine ungewöhnliche Geschichte.
„Ihr nicht helfen, ich mache Feuer!“
Das hatte der Angeklagte bei seiner Festnahme wegen eines lebensgefährlichen Feuers in seinem Wohncontainer in einer Flüchtlingsdorf in Bochum-Wattenscheid gesagt. Seit Mittwoch steht er vor dem Landgericht. Vorwurf: schwere Brandstiftung.
Der Angeklagte ist ein 27-jähriger Syrer. Er war vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat geflüchtet. Ein Auge wurde ihm im Krieg weggeschossen. Er trägt eine Augenklappe. Bis zu seiner Verhaftung lebte er allein in einem Container in der damaligen Flüchtlingsunterkunft an der Emil-Weitz-Straße an der ehemaligen Zeche Holland.
Riesige dunkle Wolke stieg über Wattenscheid auf
Am späten Mittag des 26. April war der Container des Mannes komplett ausgebrannt. Eine riesige dunkle Rauchwolke stieg in den Himmel auf. Laut Anklage soll der Mann sein Sofa in Brand gesetzt haben, um den ganzen Container zu zerstören. Nur durch Umstände, die nicht in der Hand des Angeklagten lagen, seien die benachbarten und bewohnten Container nicht vollständig in Brand geraten, heißt es. Sachschaden: rund 45.000 Euro.
Zum Prozessauftakt gab der Mann zu, das Feuer verursacht zu haben. Seine Kleidung und dann das Sofa hätten gebrannt. Er sei eine Kurzschlusshandlung gewesen. Weitere Angaben machte er nicht.
Der Brand hat eine ungewöhnliche Vorgeschichte. Kurz vor dem Feuer hatte der 27-Jährige in einer Apotheke im Gertrudis-Center offenbar Medizin und Verbandsmaterial für sein Auge gestohlen. Wie ein Polizist (41) vor der 6. Strafkammer schilderte, habe er bei der Tat aber seinen Ausweis in der Apotheke hinterlassen und gesagt: „Rufen Sie die Polizei.“
Streifenwagenbesatzung brachte den Geflüchteten ins Krankenhaus
Mit der Beute sei er zu seinem Container geflohen. Dort stellte ihn der Polizist. Der Geflüchtete habe verlangt, festgenommen zu werden und von Suizidabsicht und Feuermachen geredet. Statt einer Festnahme brachte ihn ein Streifenwagen ins Martin-Luther-Krankenhaus, um seine Psyche untersuchen zu lassen.
Eine Ärztin soll aber nicht von einer ernsten Suizidgefahr ausgegangen sein, sondern nur von einem „Hilferuf“. So wurde der Mann wieder entlassen. Dann könne er ja Feuer machen, soll er gesagt haben.
Tatsächlich brannte wenige Minuten später sein Container lichterloh. Der Polizist erschien erneut dort. Der 27-Jährige schaute sich den Brand von außen an, mit freiem Oberkörper. „Als er mich gesehen hat, hat er mich angegrinst“, so der Polizist.
Seitdem sitzt der Geflüchtete in U-Haft. Der Prozess wird fortgesetzt.