Wattenscheid. Flüchtlingsunterkunft „Auf dem Esch“ soll nach Fertigstellung der noch im Bau befindlichen Anlage an der Höntroper Straße wieder freigezogen werden

Die Zahl der Neuaufnahmen ist im Vergleich zum vergangenen Jahr stark zurück gegangen. Auch in Wattenscheid kommen daher deutlich weniger Flüchtlinge an als noch 2015. Von Stillstand kann dennoch keine Rede sein.

Die überschaubarere Situation ermöglicht es nun, behelfsmäßige Lösungen neu zu überdenken und die Verteilung anders, im Idealfall besser zu strukturieren. Aktuell seien „773 Geflüchtete auf Wattenscheider Gebiet in Leichtbauhallen, Übergangsheimen, Mobilen Wohnanlagen, Schulen und zu einem großen Teil in Wohnungen untergebracht“, informiert die Stadt Bochum auf Anfrage. Vor allem Lehranstalten wurden und sollen weiterhin zeitnah freigezogen werden.

Bereits geschlossen wurde der Standort Roonstraße 1. Die ehemaligen Bewohner sind „zum größten Teil zur Emil-Weitz-Straße 10“, der neuen Wohncontaineranlage auf dem Holland-Gelände, umgezogen. Dort bieten 70 Wohncontainer bei voller Auslastung 280 Menschen Platz und ein höheres Maß an Privatsphäre. Der Erstbezug erfolgte am 28. September, ca. zwei Wochen später als angestrebt. Zudem sei die Schließung der ehemaligen Schulen an der Elisabethstraße 2 und der Ruhrstraße 30 geplant. Die genauen Daten stehen noch aus.

Anders sieht dies bei der Wohnanlage an der Höntroper Straße 99 auf dem ehemaligen Sportplatz des FC Höntrop 80 aus. Pressesprecherin Barbara Gottschlich teilt stellvertretend mit: „Mit der Fertigstellung wird Mitte bis Ende November gerechnet.“ Spätestens dann wird erneut Bewegung in die Unterbringungssituation kommen. Sobald die sogenannten „Modul-Bauten“, die von der Stadt gekauft und nicht angemietet wurden, einsatzfähig sind, sollen die Leichtbauhallen „Auf dem Esch“ wieder freigezogen werden.

Mietdauer verkürzen

In „laufenden Verhandlungen“ befindet sich die Stadt, genauer die „Zentralen Dienste“, mit dem Lieferanten der Leichtbauhallen, die „Auf dem Esch“ im Einsatz sind.

Angemietet wurden diese zunächst für eine Dauer von fünf Jahren, kosten pro voll ausgestatteter Halle 10 000 Euro monatlich, wovon 50 bis 60 Prozent durch den Bund refinanziert werden sollen. Bei insgesamt acht Hallen dennoch ein erheblicher, fortlaufender Kostenfaktor, sollte die Anlage künftig ungenutzt leerstehen und die Anzahl der Neuankommenden weiterhin rückläufig, entsprechend kein Nutzungsbedarf mehr vorhanden sein.

Die Zentralen Dienste hoffen bei den derzeitigen Gesprächen auf „gegenseitiges Einvernehmen“ und somit die beste Lösung für beide Parteien. Entscheidend seien letztlich – wie so oft – Angebot und Nachfrage.

Das „Dorf“ am Wattenscheider Hellweg (Sevinghausen, Grenze Höntrop) wurde erst Anfang Juli bezogen, blickt nun (vorerst) schon wieder dem Ende entgegen. Hintergrund ist u.a. die Versorgungssituation. Einrichtungen, in denen keine Kochmöglichkeiten vorhanden sind und daher kostenintensives Catering zum Einsatz kommt, sollen freigezogen werden. Das sei aktuell möglich, da weniger Geflüchtete untergebracht werden müssten, als prognostiziert.

Kompletter Umzug geplant

Neben dem finanziellen Aspekt – die städtischen Ausgaben für Caterer entfallen – sprechen die besseren Gegebenheiten an der Höntroper Straße für einen Wechsel: „Durch die Kochmöglichkeiten besteht die Chance auf bessere Integration, zum Beispiel durch Einkäufe im Ort, sowie eine klarere Strukturierung des Tages. Die Bewohner erhalten ein weiteres Stück Privatsphäre“, so Gottschlich. Geplant ist der gemeinsame Umzug von Flüchtlingen und Betreuern (DRK Bochum).