Bochum. „700 Jahre – 700 Frauen“ erinnert an weibliche Persönlichkeiten der Bochumer Stadtgeschichte. Ein bestimmter Name darf dabei keinesfalls fehlen.

„Große Männer machen Geschichte“, hieß es früher oft. Heute weiß man, dass diese Aussage erstens aus der Zeit gefallen und zweitens falsch, weil unvollständig ist. Auch im Jubiläumsjahr 700 Jahre Bochum wird das deutlich. Dabei tut es den „Herren“, die Bochums Stadtgeschichte formten, keinen Abbruch, wenn nun auch explizit an Frauen erinnert wird, die Bochum prägten. Die Stadt geht dabei voran.

Stadt Bochum legt Kampagne 700 Jahre - 700 Frauen auf

Auf der Homepage www.bochum.de/frauen finden sich seit Neuestem das Plakatmotiv der Kampagne „700 Jahre – 700 Frauen“ und eine interaktive Grafik mit 700 Namen – von Büdchen-Besitzerin Elli Altegoer bis zu TV-Sternchen Sarah Knappik, von der Unternehmerin Else Baltz bis zur CDU-Politikerin Ingrid Borchert, von Ruth Fricke-Matzdorf, Mitbegründerin der Initiative zum Erhalt des Stadtbades, bis zu Margret Erzner, in den 1970er Jahren erste Frau an der Spitze des Jugendamtes und erste weibliche Amtsleiterin überhaupt. Natürlich darf auch die Kult-Schauspielerin Tana Schanzara, 55 Jahre Ensemblemitglied am Schauspielhaus Bochum, nicht fehlen.

Mit Lesung

In verschiedenen Veranstaltungen stellt das städtische Referat für Gleichstellung, Familie und Inklusion einige der 700 Bochumer Frauen vor.

So bei der Lesung von Andrea Behnke am Donnerstag, 18. November um 17 Uhr im Clubraum der VHS (BVZ), Gustav-Heinemann-Platz 2-6.

In ihrem neuen Buch „Die Verknöpften – Freundschaft in schwierigen Zeiten“ begibt sich die Bochumer Kinderbuchautorin auf die Spuren der jüdischen Schule und deren Lehrerin Else Hirsch vor dem Hintergrund der Judenverfolgung in der NS-Zeit.

Die 700 Namen finden sich in einer Grafik mit den Bochumer Stadtgrenzen; der Klick führt zu Kurz-Porträts historischer und zeitgenössischer Frauen, die die Vielfalt weiblichen Wirkens in Bochum abbilden. Man sollte dabei nicht zu viel erwarten, noch bleiben viele Platzhalter leer. Diese fehlenden Porträts sollen nach und nach ergänzt werden.

Nicht gerade viele dieser Bochumer Frauen sind der Öffentlichkeit bekannt, dabei trugen und tragen sie nicht weniger zum Werden Bochums bei als die „Stadtväter“ oder Industrie-Honoratioren, auf denen in der Vergangenheit zumeist der Fokus der Erinnerung lag.

1987 waren „Bochumer Köpfe“ ausschließlich Männer

So 1987, als die Stadt das Faltblatt „Wir Bochumer!“ veröffentlichte. 19 „Bochumer Köpfe“ wurden seinerzeit sogar auf einer Plastiktüte verewigt, die als Werbemittel ausgegeben wurde. Abgebildet waren etwa Saladin Schmitt (Gründungsintendant des Schauspielhauses), Carl Arnold Kortum (Arzt und Dichter) oder Louis Baare (Generaldirektor Bochum Verein) – Bochums Beste waren anno 1987 sämtlich Männer!

 Bochumer Köpfe anno 1987 - ausschließlich Männer. Das blieb schon damals nicht unwidersprochen.
 Bochumer Köpfe anno 1987 - ausschließlich Männer. Das blieb schon damals nicht unwidersprochen. © JBS

Das blieb schon damals nicht unwidersprochen: Das amtlich verordnete „Männerblatt“ brachte Gisela Wilbertz, stellvertretende Stadtarchiv-Leiterin, derart auf die Palme, dass sie im November 1991 ein Frauen-Faltblatt auf den Weg brachte.

Viele halfen mit, die 700 Namen zusammenzutragen

Seither ist viel Zeit vergangen, und das Bewusstsein hat sich verändert. Also hat im Jahr des 700. Stadtjubiläums das Referat für Gleichstellung, Familie und Inklusion mit seiner Kampagne die Bochumer Frauengeschichte in den Blick gerückt. Viele halfen mit, die Namen der 700 zusammenzutragen: Die Bochumer Ehrenamtsagentur „Bea“, das Frauenarchiv „Auszeiten“, Parteien sowie viele andere trugen Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Gesellschaft, Sport und Bildung zusammen.

>>> Info: Ausführliche Informationen zum Projekt „700 Jahre – 700 Frauen“ gibt es auf der Website www.bochum.de/frauen des Referats für Gleichstellung, Familie und Inklusion, unter der Telefonnummer 0234 910 11 55 oder per E-Mail an gleichstellungsstelle@bochum.de.