Bochum. In der Freizeit-Fußball-Liga sichert sich Eintracht Prügel den Titel gegen FC Guter Wille. Flutlicht, Fairness und Fun machen das Finale aus.

Das muss ja ein Omen für höherklassige Vereine sein: Nach dem Start in der zweiten Liga hat der junge Aufsteiger sich in der Endrunde gleich den Pokal erkämpft. Im Finale stand es 4:2, zweimal konnte bis dahin sogar ein Rückstand aufgeholt werden. Die Rede ist hier allerdings vom Spiel Eintracht Prügel gegen FC Guter Wille, und es handelt sich um Bochums Freizeit-Fußball-Liga, doch das Endspiel ist keineswegs gering zu bewerten.

Denn schon mit der Kulisse wird Wertschätzung demonstriert. Die Kunstrasen-Anlage von Viktoria Bochum am Lohring ist gerade einmal etwas über ein Jahr jung und der Stolz von Viktoria-Präsident Wolfgang Havranek. Für für das leibliche Wohl in der „dritten Halbzeit“ sorgt Michael am Grill, aber der ist sogar mit Gas betrieben. „Ich brat schon mal was vor“, meint der Caterer eifrig. Auf 120 Würstchen ist er eingestellt, für 200 „reicht’s auch“.

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Das adelt die Teams, die sich bis hierher gekämpft haben. Der Neuling in der Hobby-Kicker-Liga, Eintracht Prügel, hat auf einem „schöbbeligen Ascheplatz“ trainiert, wie Sprecher Ben Rustemeyer urteilt, irgendwo im Westen, in der Provinz.

Im Finale des Pokals der Freizeit-Fußball-Liga Bochum 1976 schenken sich Eintracht Prügel (blaues Trikot) und FC Guter Wille (grünes Trikot) nichts.
Im Finale des Pokals der Freizeit-Fußball-Liga Bochum 1976 schenken sich Eintracht Prügel (blaues Trikot) und FC Guter Wille (grünes Trikot) nichts. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Da ist der flauschige Untergrund, der Kunstrasen mit Flutlicht-Anlage, schon gleich eine andere Nummer, und die Kabinen sind an der Sporthalle. Die Herausforderer, überwiegend Studenten („keine Geisteswissenschaftler“), aber auch „ein paar Polizisten“, sind optimistisch. Schließlich sind sie praktisch ins Pokalfinale durchmarschiert, haben ganz geschmeidig mit 4:0 das Halbfinale abgehakt.

Möglichst jeder soll spielen

„Für uns ist das wie Champions League“, meint Rustemeyer zufrieden. Aus dem gut 25 Mann starken Kader stehen für die Spiele immer „so 13, 14 Leute zur Verfügung“. Es geht hier um Spaß am Sport und in der Mannschaft, ohne Leistungsdruck, und jeder soll nach Möglichkeit spielen, deshalb kann auch bis zu sechs Mal gewechselt werden - ungefähr.

Den Gegner FC Guter Wille kennen sie nicht. Der gegnerische Spielführer Tim Kowallik zeigt breite Brust: „Wir stehen ja nicht umsonst im Finale“, immerhin ist seine Elf auch Gründungsmitglied der Freizeit-Fußball-Liga Bochum 1976. Tatsächlich legt sein Team mit 1:0 und nach dem Ausgleich bis zum Pausentee auch mit 2:1 vor. Es geht bemerkenswert fair zu, Fouls sind die Ausnahme, und die Hobby-Kicker schenken sich nichts.

Abgestimmt

Alles begann für Eintracht Prügel in der Uni-Bibliothek, als die späteren Gründungsmitglieder eigentlich lernen wollten.

Bei der Namensgebung wurde abgestimmt, zur Wahl standen unter anderem „Dynamo Tresen“ oder „Stiftung Wadentest“. Letzterer war allerdings schon belegt. Auf dem Platz des Ausrichters Viktoria 59 spielen neben Schwarz-Weiß Bochum auch „Hand Gottes“.

Das bemerkenswerte Fazit zieht Schiedsrichterin Cynthia Günter: „Ich genieße es einfach sehr, in der Freizeitliga zu pfeifen, es geht sehr entspannt zu. Im Liga-Betrieb sagt schließlich nie ‘mal ein Spieler: Ich war zuletzt am Ball, das ist euer Einwurf.“

Instagramaccount: @eintracht_pruegel