Bochum. Ein Polizist aus Bochum hat vor Gericht den Fund einer Leiche geschildert, deren Hals durchgeschnitten war. Beschuldigt wird der Sohn der Frau.
Vor dem Schwurgericht hat ein 26-jähriger Polizeikommissar einen Einsatz geschildert, den er sicher nicht vergessen wird: Im Schlafzimmer einer Wohnung an der Oskar-Hoffmann-Straße in Bochum lag eine tote Frau (68), deren Hals mehrfach durchgeschnitten war.
Beschuldigt wird ihr Sohn (34), mit dem sie in der Wohnung gelebt hatte. Die Staatsanwaltschaft spricht von Totschlag.
Am 21. März gegen 15.13 Uhr (Sonntag) hatte er selbst den Notruf gewählt: In seiner Wohnung liege eine leblose Person. Der 26-jährige Polizeibeamte und ein Kollege fuhren sofort los zu dem Mehrfamilienhaus unweit des Schauspielhauses. Die Beamten klopften an der Tür, die der 34-Jährige auch schnell öffnete, und hatten ihre Waffe in der Hand.
Bochumer Polizisten bedrohten den Tatverdächtigen zum Eigenschutz mit ihren Waffen
Der 34-Jährige bekam Handschellen angelegt, und der Polizist ging ins Schlafzimmer. „Die Frau lag auf dem Fußboden, recht nahe an der Tür, in der Hüfte verdreht, ein Bein angewinkelt. Im Bereich des Halses war Blut zu sehen.“
Das Blut war bereits getrocknet. Deshalb unternahm der Polizist auch keine Wiederbelebungsversuche mehr. Richter Josef Große Feldhaus: „Für Sie war klar: Da ist nichts mehr zu machen?“ Antwort: „Ja.“ Tatsächlich war die Frau bereits mehrere Stunden zuvor verblutet.
Tatwaffe wurde bis heute nicht gefunden
Das Gesicht und der Hals waren durch mehrere Stiche äußerst schwer verletzt worden. Unter anderem wurde eine Halsschlagader gleich zweimal durchtrennt. Die Tatwaffe soll ein doppelschneidiges Messer gewesen sein. Es wurde bis heute nicht gefunden, obwohl die ganze Wohnung auf links gedreht worden war.
Bereits 2020 gab es einen Polizeieinsatz in der Wohnung in Bochum
Bereits im November 2020 war die Polizei zur der Wohnung gerufen worden, weil der 34-Jährige, ein Leiharbeiter, im Streit mit seiner Mutter randaliert haben soll. „Es ging um die Einnahme von Medikamenten, die er nicht genommen haben soll“, erinnert sich der 26-Jährige. „Er wirkte geistig abwesend und konnte dem Gespräch nicht folgen. Er war als psychisch auffällig bekannt.“
Am 21. März behauptete der Beschuldigte, die Tote sei gar nicht seine Mutter, er wollte einen DNA-Test, sagte der Polizist. „Er wirkte desorientiert.“
Laut Staatsanwaltschaft ist er an einer paranoiden Schizophrenie erkrankt. Zum Zeitpunkt der tödlichen Messerattacke sei seine Schuldfähigkeit gänzlich ausgesetzt oder zumindest erheblich vermindert gewesen. Deshalb solle er zum Schutz der Öffentlichkeit unbefristet in eine geschlossene Psychiatrie. Dort ist er jetzt schon untergebracht.
Streit um Geld für Cannabis
Zugestochen haben soll er, weil er von seiner Mutter Geld für seinen Cannabis-Konsum gefordert habe und deshalb wie schon am Tag zuvor Streit entstanden sei.
Der Beschuldigte bestreitet, seine Mutter umgebracht zu haben, wie sein Anwalt Martin Gentz sagt. Ein Urteil folgt noch.