Bochum. Rechtsmedizinerin Nikola Bungardt aus Bochum möchte sich nach dem Tod nicht bestatten lassen. Sie will sich bei Körperwelten ausstellen lassen.
Rechtsmedizinerin Nikola Bungardt möchte einmal berühmt werden. In vielen Jahren sieht sich die Bochumerin als Modell in einem Museum – nackt und tot. Die 53-Jährige ist Körperspenderin. Sie möchte sich nach ihrem Tod nicht bestatten, sondern den Körper präparieren lassen. Ihr großes Ziel: Teil der umstrittenen Köperwelten-Ausstellungen von Gunther von Hagens werden.
Seit Anfang der 2000er Jahre stellt Anatom Gunter von Hagens präparierte menschliche Körper in der Wanderausstellung seiner „Körperwelten“ aus. So zeigen sie etwa einen Schachspieler mit all seinen Sehnen und Muskeln, aber auch Menschen beim Sex. Kritiker werfen dem Anatom eine geschmacklose Inszenierung vor.
Nikola Bungardt sieht das anders und möchte gerne Teil des Rummels um die präparierten Leichen sein. Dass sie darüber offen spricht, ist nicht selbstverständlich. „Ich habe lange geschwiegen, wollte nicht, dass andere Menschen von meiner Entscheidung zur Körperspende wissen.“
Körperwelten: Bochumerin erklärt Entscheidung, sich nicht bestatten zu lassen
1998 starb ihre Mutter an Krebs. Sie habe nie verbrannt werden wollen, einen Bezug zur Kirche habe sie ebenfalls nicht gehabt. Nikola Bungardt hatte mit ihrem Vater kurz zuvor eine der umstrittenen Körperwelten-Ausstellungen besucht. Besonders „der Schachspieler“ hatte ihr da in seinen filigranen Strukturen gut gefallen.
Und so machte sie der Mutter einen ungewöhnlichen Vorschlag. Die stimmte der Idee der Tochter zu, sich ausstellen zu lassen. In den letzten Tagen ihres Lebens geht die Mutter gemeinsam mit ihr den Fragenkatalog durch.
Nach dem Tod wird die Leiche der Mutter nach Heidelberg gebracht. Dort wird sie präpariert. Ihr großer Wunsch, als komplett präparierter Körper in der Ausstellung Körperwelten zu landen, sollte aber nicht in Erfüllung gehen. „Meine Mutter wurde ein Scheibenpräparat.“
Körperwelten: Rechtsmedizinerin möchte als ganzer Körper ausgestellt werden
Nun will es die Tochter ihr nachmachen. „Ich habe ein großes Interesse an Anatomie“, sagt die 53-Jährige. Präpariert zu werden, dem Körper der Wissenschaft zu spenden, das sei für sie eine tolle Vorstellung. Gleichzeitig hat die Rechtsmedizinerin einen sehr nüchternen Blick: „Ich lebe alleine. Wer sollte mein Grab pflegen?“
Nur wenige Körperspender tatsächlich in der Ausstellung
Alle Körperspender sind offiziell registriert. Sie tragen – ähnlich wie beim Organspendeausweis – eine Karte mit sich. Dort heißt es, dass eine Bestattung nicht erwünscht ist, der Körper im Todesfall nach Heidelberg überführt werden soll.
Nur ein Bruchteil der Körperspenden landet am Ende auch in einer der Ausstellungen von Körperwelten. Offiziell seien es etwa fünf bis zehn Prozent der Spenden, in der Realität sei das aber deutlich seltener, heißt es von Experten.
Nikola Bungardt hatte 2019 Krebs, gilt zwar wieder als gesund – doch mit dem eigenen Sterben sieht sie sich seitdem konfrontiert. Sie trägt eine Karte bei sich, die sie als Körperspenderin ausweist. „Ich möchte am liebsten ein Ganzkörperpräparat sein, aber dies hängt vom Zustand des Körpers zum Todeszeitpunkt ab“, erklärt sie.
Für die Bochumerin ist der eigene Tod und das was danach passiert keine Vorstellung, der man aus dem Weg gehen muss. „Wenn man tot ist, dann ist die Seele verschwunden, ich betrachte dies also als ganz abstrakt. Wir sind alle Teil eines Kreislaufes.“