Bochum-Harpen. In einer beschaulichen Siedlung in Bochum geht die Angst um: Eine Katze wurde erschossen. Die Sorge ist groß – nicht nur um die anderen Tiere.

An Steinzeitweg und Lütkendorpweg in Bochum-Harpen ist die Welt noch in Ordnung. Hier kennt man sich, hat man ein Auge auf die Nachbarschaft. Doch jetzt hat die heile Welt einen tiefen Riss bekommen. Eine Katze wurde erschossen. Offenbar durch ein Schrotgewehr. Die Anwohner leben seither in Angst.

Bochum: Katze erschossen – Anwohner leben seither in Angst

Es ist Montagabend, 13. September. Susanne Jacob und ihr Mann sind nicht zu Hause, als es passiert – Türkei-Urlaub. Die Nachbarn bekommen mit, dass ihr Kater Joe schwer verletzt ist. Er hat sich vor eine Haustür am Steinzeitweg gelegt. Dort findet ihn die Anwohnerin und schellt kurz darauf bei Julia Blauwitz-Ptok an – denn diese weiß, zu wem Joe gehört. Nach Rücksprache mit den Jacobs’ schnappt sich Blauwitz-Ptok den verletzten Kater und fährt zur Tierklinik in Recklinghausen.

Jörg und Susanne Jacobs (von rechts), denen Kater Joe gehörte, Christel Vagedes, Julia Blauwitz-Ptok, die mit der Katze zum Tierarzt gefahren ist, und Nachbar Ernst Nitsche sind entsetzt, dass so etwas in ihrem Viertel in Bochum-Harpen möglich ist.
Jörg und Susanne Jacobs (von rechts), denen Kater Joe gehörte, Christel Vagedes, Julia Blauwitz-Ptok, die mit der Katze zum Tierarzt gefahren ist, und Nachbar Ernst Nitsche sind entsetzt, dass so etwas in ihrem Viertel in Bochum-Harpen möglich ist. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

„Ich dachte erst, Joe sei angefahren oder gebissen worden“, sagt Julia Blauwitz-Ptok. In der Tierklinik dann der Schock: Die Katze hat eine Schussverletzung. „Die Röntgenaufnahme zeigt deutlich die Schrotkugeln, schätzungsweise 15“, erzählt die 40-Jährige. „Die Kugel muss zuvor am Becken des Katers abgeprallt sein, das Schrot hat sich dann im Bauch verteilt.“ Joe bringt die ärztliche Hilfe leider nichts mehr. Er stirbt an den Folgen seiner Verletzung.

Kater Joe hatte gerade ein neues Zuhause gefunden

Julia Blauwitz-Ptok, die selbst zwei freilaufende Katzen und einen Hund hat, ist auch jetzt noch – eine Woche später – völlig fertig. „Ein grausamer Gedanke, dass in unserer Siedlung jemand auf eine Katze schießt.“ Dass es dort passiert sein muss, steht für sie fest: „Joes Hinterbeine waren durch die Schussverletzung gelähmt. Er wird also nicht weit gekommen sein.“

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Noch schlimmer geht es Susanne Jacob. Am Wochenende kommen sie und ihr Mann nach Hause und holen sofort Joe aus der Tierklinik ab, um ihn im Garten zu begraben. „Joe war ein wilder Kater und uns gerade erst zugelaufen“, sagt sie unter Tränen. „Wir haben ihn kastrieren und chippen lassen. Er ist in letzter Zeit richtig zutraulich geworden, kam sogar zu uns auf die Couch. Er hat endlich ein Zuhause gefunden – und dann das.“

Mit dieser Wunde wurde Kater Joe auf der Fußmatte vor einem Haus in Bochum-Harpen gefunden und danach sofort in eine Tierklinik gebracht. Dort konnte man ihm leider nicht mehr helfen. 
Mit dieser Wunde wurde Kater Joe auf der Fußmatte vor einem Haus in Bochum-Harpen gefunden und danach sofort in eine Tierklinik gebracht. Dort konnte man ihm leider nicht mehr helfen.  © EN

Susanne Jacob, die noch vier weiteren Katzen aus dem Tierschutz ein Zuhause gegeben hat, ist fertig mit den Nerven. „Wenn es im Fernsehen knallt, schrecke ich sofort hoch“, sagt sie. Jacobs ist überzeugt, „dass das ein ganz gezielter Schuss auf Joe war“. Sie weiß, dass ihr Kater in der Nachbarschaft nicht nur Freunde hatte. „Er hat markiert. Und dass, obwohl er kastriert war. Damit hat er sich einige Feinde gemacht.“

Kritik an der Polizei

In Sachen „erschossene Katze“ gibt es Kritik an der Polizei. Julia Blauwitz-Ptok ist am Dienstag, 14. September, dem Tag nach Joes Tod, zur Polizeiwache Ost in Langendreer gefahren, um den Vorfall zu melden. „Das war morgens um Zehn“, sagt sie. „Ich wurde aber gebeten, die Anzeige online aufzugeben.“ Die Jacobs hatten immerhin telefonisch Erfolg. „Uns wurde aber gesagt, man werde da nichts unternehmen, der Aufwand sei zu hoch.“

Die Polizei selbst, von der WAZ darauf angesprochen, will die Angelegenheit intern klären. „Die Anzeige liegt uns vor“, bestätigt Polizeisprecher Marco Bischoff. Das weitere Vorgehen will die Polizei in Kürze bekanntgeben.

Auch in der Nachbarschaft ist das Entsetzen groß. „Viele von uns haben Haustiere, auch freilaufende Katzen“, weiß Ernst Nitsche von der Siedlergemeinschaft Auf dem Knust, der die meisten Anwohner angehören. Auch er findet den Gedanken erschreckend, dass der Täter aus dem unmittelbaren Umfeld stammen könnte. „Eigentlich unvorstellbar.“

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Auch Nitsche kannte Joe. „Er war ein paar Mal bei uns und ist durch die Katzenklappe rein, um sich durchzufuttern“, erzählt er lachend. Nitsches Katze Kalle ist ebenfalls ein Freigänger. Mit einem guten Gefühl lässt er ihn derzeit nicht durch sein Revier streifen. Vielen geht es so.

Doch die Sorge im Viertel geht noch weiter. „Das ist hier eine kleine Siedlung mit großen Grundstücken und vielen Bäumen“, sagt Julia Blauwitz-Ptok. „Hier spielen auch viele Kinder...“