Bochum. Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen mutmaßlicher Untreue ist der Betriebsrat des USB verärgert. Von „Verunglimpfung“ ist die Rede.
Der Betriebsrat des USB Bochum wirkt verärgert und enttäuscht. Nachdem die Staatsanwaltschaft vor einer Woche die Geschäftsräume der Zentrale an der Hanielstraße durchsucht und Personalakten beschlagnahmt hatte, herrscht Unruhe im Unternehmen. Und Unmut über die anonyme Person, die mit ihrer Anzeige bei der Strafverfolgungsbehörde das ganze Verfahren überhaupt ins Rollen und damit an die Öffentlichkeit gebracht hat.
Die Staatsanwaltschaft prüft in einem Ermittlungsverfahren gegen rund 15 Mitglieder des Betriebsrates und der Geschäftsführung, ob die Arbeitnehmervertreter in den Genuss ungerechtfertigter Höhergruppierungen gelangt sind. Ermittelt wird wegen mutmaßlicher Untreue.
USB-Betriebsrat: „Ich finde das nicht in Ordnung“
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„Das ist nicht fair gegenüber den Kollegen, ich finde das nicht in Ordnung“, sagt Gregor Siedlaczek (39), stellvertretender Vorsitzender des Betriebsrates über die anonyme Anzeige. „Ich fühle mich nicht als Täter, ich bin bestürzt, was hier gerade passiert.“ Und Betriebsratschef Andreas Hemke (56) meint: „Wir sind verstimmt. Für mich ist das eine Verunglimpfung.“ Das ganze Unternehmen werde durch einen solchen Verdacht in ein schlechtes Licht gerückt – zu Unrecht.
Zu dem konkreten Anfangsverdacht einer mutmaßlichen finanziellen Besserstellung, die nach dem Betriebsverfassungsgesetz strafbar wäre, wollen sich die Betriebsräte gegenüber der WAZ nicht äußern. „Wir wollen der Staatsanwaltschaft nicht vorgreifen“, so Hemke. Man werde ihr gegenüber „kooperativ“ sein.
Mehrere Hundert USB-Beschäftigte kamen zur Betriebsversammlung wegen des Falles
Wie groß das Thema bei dem Entsorger ist, zeigt eine außerordentliche Betriebsversammlung am Montag, die kurzfristig in der Zentrale anberaumt wurde, so dass in dieser Zeit die Wertstoffhöfe mehrere Stunden lang geschlossen werden mussten. Mehrere Hundert Beschäftigte wurden über den Stand der Dinge – soweit sie dem USB und dem Betriebsrat überhaupt selbst bekannt sind – informiert. Wegen Corona wurden die Besucher in vier Gruppen hintereinander unterrichtet. Die Öffentlichkeit und auch die Presse waren dort nicht zugelassen.
Siedlaczek ärgert es besonders, dass der Anzeigenerstatter nicht einen der zahlreichen internen Anlaufstellen des USB oder auch den Aufsichtsrat genutzt habe, um seiner Beschwerde Luft zu machen. Dann hätte man alles innerhalb des Unternehmens in Ruhe besprechen können. Der USB habe alle sehr gut aufgestellt, um seine Mitarbeiter zu schützen. Der Anonymus wisse gar nicht, was er denen antue, die nun öffentlich unter Verdacht stünden.
„Es wird immer schwieriger, Nachwuchs für den Betriebsrat zu gewinnen“
Bis auf Siedlaczek und Hemke, die seit mehreren Jahren für die Betriebsratstätigkeit freigestellt sind, arbeiten alle anderen Betriebsräte ehrenamtlich neben ihrer Arbeit bei der Straßenreinigung, der Müllabfuhr, auf den Wertstoffhöfen oder im Büro. Sie würden nun wegen der Verdächtigungen auch in ihrem Privatleben angesprochen; was ihrer weiteren Bereitschaft, sich für die Belange der Belegschaft einzusetzen, sicher nicht förderlich sei. „Es wird immer schwieriger, Nachwuchs für den Betriebsrat zu gewinnen.“
Wie lange die Ermittlungen dauern und welches Ergebnis sie hervorbringen, ist völlig unklar.