Bochum-Innenstadt. Jan Nattkemper kümmert sich im Bochumer Tierpark ums Technische. Manche Einsätze in der Geier-Voliere oder dem Seehundbecken sind ungewöhnlich.

Es war mitten in der Nacht, als der Alarm des Zoodirektors kam: Gefahr im Geier-Turm. Wegen der Vogelgrippe hatte der Tierpark die Voliere komplett mit einer Folie bedeckt, die drohte aber nun einzustürzen. Denn es hatte schon den ganzen Abend geschneit, nun war die Schneelast gefährlich schwer geworden.

Auch bei Jan Nattkemper klingelte in dieser Nacht das Telefon. "Wir haben letzten Endes mit einem Hubsteiger den Schnee vom Turm geschippt, nachdem wir mit Laubbläsern nicht erfolgreich waren", erinnert er sich.

Gelernter Heizungsbauer

Vorfälle wie diese gehören für Jan Nattemper Gott sei Dank nicht zum Arbeitsalltag; allerhand los ist zwischen Erdmännchengehege und Seehundbecken aber trotzdem. Dass er einmal Abteilungsleiter der Zootechnik im Bochumer Tierpark werden würde, das dürfte Jan Nattkemper bei seiner Ausbildung als Zentralheizungs- und Lüftungsbauer wohl noch kaum geahnt haben.

Er arbeitete nämlich zunächst als Mechatronikhelfer in der Industriebranche. "Das Unternehmen, für das ich tätig war, hat Geräte im Bereich der UV-Desinfektion hergestellt", sagt Nattkemper. Auch für den Tierpark: Der UV-Klärer aus dem Seehundbecken stammt von Nattkempers altem Arbeitgeber. "Manche Gerätschaften kannte ich daher schon", sagt er.

Viel Neues gelernt

Vieles andere musste er aber neu dazulernen. "Ich hatte natürlich vorher schon viel mit Rohren, Filtern und Pumpen zu tun, aber ich musste von den Zoopflegern lernen, welche Anforderungen die tierischen Bewohner an ein Gehege haben", erklärt er. Den Beruf des Zootechnikers gibt es als klassischen Ausbildungsberuf gar nicht.

Welche Wassertemperatur brauchen Anemonen? Sind Korallen Pflanzen? Mögen Pythons lieber eine Bodenbeschichtung aus Kokosraspeln oder Sand? Auch über so etwas weiß Nattkemper Bescheid.

Netzwerkkabel bei Schildkröten

Ausgerüstet mit einer Bauchtasche voller Werkzeuge, ist der Zootechniker im ganzen Geländer unterwegs: Zange, Schraubenzieher, Zollstock, Klebeband und Taschenlampe - das, was er am häufigsten braucht. "Die Fläche hinter den Aquarien und Terrarien ist fast genauso groß, wie das, was der Besucher sieht", sagt Nattkemper.

Wartung, Instandhaltung und Reparatur der Anlagen, das sind die Hauptaufgaben von Nattkemper. Konkret heißt das zum Beispiel Leuchtmittel bei den Erdmännchen austauschen, Bäume im Ziegengehege pflanzen, eine Lautsprecheranlage bei den Geiern einbauen oder Netzwerkkabel bei den Schildkröten verlegen.

Reinigung des Seehundbeckens

Am liebsten aber arbeitet Nattkemper unter Wasser, im 170 Kubikmeter großen Riffbecken, zwischen Doktor- und Clownsfischen. "Ich betreue aber auch zum Beispiel den Bau neuer Gehege", sagt er. In den Bereich der Zootechnik fallen auch die Überprüfung der Spielplatzsicherheit, Arbeitssicherheitsmaßnahmen und die Betreuung von Kooperationspartnern.

So werden beispielsweise die Taucher des DUC Wattenscheid, die ehrenamtlich alle drei Wochen das Seehundbecken reinigen, technisch bei ihrer Arbeit angewiesen. "Wir bauen auch aktuell ein Monitoringsystem auf, welches überwachte Parameter in eine Cloud schickt, und kooperieren dafür mit der Technischen Hochschule Agricola", sagt Nattkemper.

Alarmmail aufs Handy

Verändert sich der Wasserstand eines Beckens zu stark oder wärmt sich die Umgebungstemperatur zu sehr auf, bekommt Nattkemper eine Alarmmail auf sein Handy. Alarm gab es auch, als kurz nach Weihnachten ein Ventil in der Kühlanlage des Anemonenbeckens ausfiel. "Wir mussten schnell reagieren, weil die Tiere sonst bleibenden Schaden genommen hätten", sagt Nattkemper.

Doch zwischen den Feiertagen war kein Ersatzteil zu bekommen. "Kurz bevor wir die Fische hätten evakuieren müssen, habe ich mit meinem 16. Anruf bei einer Heizungsfirma Erfolg gehabt", erinnert sich der Zootechniker. Wenn er im Gehege tätig ist, werden die Tiere für diese Zeit meist anderweitig untergebracht. Aber nicht immer: "Die Keas nutzen uns gerne als Spielzeug", sagt Nattkemper.

60 Mitarbeiter im Tierpark

Im Tierpark Bochum gibt es vier verschiedene Bereiche: Die Zoologie, die Zootechnik, die Zoo-und Museumspädagogik und die Zooverwaltung. Die Bereiche beschäftigen sich mit technischen, administrativen, kaufmännischen und zoopädagogischen Belangen.

Aktuell werden im Tierpark 60 Mitarbeiter beschäftigt, zehn davon in der Zootechnik.

Etwa 4000 Tiere wohnen im Tierpark Bochum, der jährlich von mehr als 300.000 Menschen besucht wird.