Bochum. Gut lachen hatten 600 Besucher beim neuen Bochumer Comedy-Festival auf der Zeche Hannover. Fortsetzung folgt, versprechen die Veranstalter.
„Bochum Total hat auch mal klein angefangen“, sagen Iris und Helmut Sanftenschneider und schmunzeln. Mit dem XXL-Event in der Innenstadt wollen und können sie sich nicht messen. Ihr Bochumer Comedy- und Kabarett-Festival „Der Ruhrpott lacht und staunt“ wollen sie aber als kulturelles Sommer-Highlight fortführen und ausbauen. Die Premiere taugt zumindest als Mutmacher.
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Mit insgesamt 600 Besuchern an fünf Tagen rechneten die Sanftenschneiders auf dem Außengelände der Zeche Hannover vor dem Finale am Sonntagabend mit Jochen Malmsheimer. Ein ordentliches Ergebnis, sagen die Bochumer, die es mit ihrer „N8-Agentur“ (angelehnt an Helmuts langjährige „Nachtschnittchen“-Reihe) gewagt haben, den Kultursommer inmitten der Corona-Krise nach Hordel zu holen. Bis zu 1500 Zuschauer könnten die Festivalwiese unterhalb des Malakowturms füllen. 120 waren es im Schnitt. Überschaubar? „Klar“, sagt Iris Sanftenschneider. „Aber viele Menschen sind noch ängstlich. Woanders sind die Zahlen deutlich geringer.“
Gerburg Jahnke und Lisa Feller trotzen Unwetter
Am Hygienekonzept und dem streng kontrollierten 3-G-Einlass (geimpft, genesen, getestet mit Schnelltests vor Ort) lag’s nicht. An den Namen auch nicht. Mit Abdelkarim (ZDF-heute-Show) und Renè Steinberg waren gleich zum Auftakt zwei bundesweit bekannte Comedy-Größen am Start. Purple Schulz („Verliebte Jungs“) setzte musikalische Akzente.
Mit Gerburg Jahnke und Lisa Feller präsentierten die Sanftenschneiders am Freitagabend zwei der erfolgreichsten und witzigsten deutschen Comedy-Künstlerinnen. Die ließen sich bei ihrem Live-Podcast zusammen mit Nessi Tausendschön auch von einem zwischenzeitlichen Unwetter nicht die Spielfreude rauben. „Helge Schneider“, lästerte Gerburg Jahnke ob des ständigen Kommens und Gehens vor der Bühne, „wäre längst weg.“ Lisa Feller grinste mit Blick auf die in Regencapes gehüllten Besucher: „Hier sieht’s ja aus wie auf ‘nem Recyclinghof.“
Geburtstagsfeier bietet einmalige Best-of-Bochum-Show
Höhepunkt, diesmal ohne Regenpause, war der Bochum-Abend am Samstag. Zum 700. Geburtstag der Stadt hatten die Festival-Macher einen Heimatabend organisiert, den es so noch nie gegeben hat. Im Stil einer Mixed-Show wurde ein „Best of Bochum“ mit OB Thomas Eiskirch als Schirmherr aufgefächert.
Hier gibt’s mehr Comedy in Bochum
Auch das Open-Air-Kino auf dem Fiege-Brauhof wartet mit Comedy auf. Am Donnerstag (5.) stellt Frank Goosen sein Programm „Radio Heimat – Reloaded“ vor, bevor im Anschluss die Roman-Verfilmung „Sommerfest“ gezeigt wird.Das Comedy-Format „Nightwash“ folgt am Freitag (6.). Am 12. August gibt’s Poetry Slam mit Quichotte, am 15. August „Cinelive“: eine Comedy- und Poetry-Liveshow. Alle Infos auf fiegekino.de.Comedy und Live-Musik präsentiert zudem der Kulturgarten im Stadtpark-Restaurant. Die nächsten Termine: Maria Vollmer mit „Tantra, Tupper & Tequila“ am 6. August sowie „Comedy & Currywurst“ mit Matthias Rauch, Ingo Nommsen und John Doyle am 7. August. Alle Infos auf kulturbiergarten-bochum.de.
Drei Stunden gab’s beste Unterhaltung mit jeder Menge Lokalkolorit – und Fußball. Musik-Kabarettist Christian „Catweazel“ Hirdes (neuerdings mit Rauschebart) intonierte seine durchaus stadiontaugliche VfL-Aufstiegshymne „Endlich wieder erste Liga“ – ebenso wie Jo Hartmann, der in seligem Blau-weiß röhrt: „Unsere Heimat, unsere Liebe, unsere Stadt.“ VfL-Stadionsprecher und Sänger Michael Wurst gab sogleich einen Saison-Tipp ab: „Der VfL wird Fünfzehnter. Das wäre für uns so etwas wie die Meisterschale.“ Ex-Sportreporter Manni Breuckmann (70), an dem ein Entertainer verloren gegangen ist, bekräftigte: „Mit Teamgeist können es die Bochum schaffen.“
Walli will in Dahlhausen jetzt Champignons züchten
Damit nicht genug. Ex-Starlight-Papa Reginald Holden Jennings weckte mit Soul-Songs die Vorfreude auf den Musical-Neustart im Oktober. Das Duo Diagonal zeigte, dass auch eine Feuershow ohne Feuer zünden kann. Bochums berühmteste Reinigungsfachkraft Waltraut Ehlert berichtete vom Hochwasser daheim in Dahlhausen. Ihre Wohnung will sie keinesfalls trockenlegen. Denn dort wachsen jetzt Champignons, die sie züchten und verkaufen will: „als Dahlhauser Creme-Köpfchen“.
Fortsetzung folgt 2022, kündigen Iris und Helmut Sanftenschneider an. „Wir wollen wachsen“, sagen sie und planen u.a. einen begleitenden Kunsthandwerkermarkt. Zudem soll ein großer Zeltschirm aufgespannt werden, um das Festival wetterfest zu machen. Das gibt’s selbst bei Bochum Total nicht.