Bochum. Auf den Bochumer Intensivstationen hat sich die Lage entspannt. Es werden nur noch wenige Corona-Patienten versorgt. Es gibt eine neue Station.
„Die Lage ist ernst“, konstatierte Hans-Peter Jochum, Geschäftsführer des Knappschaftskrankenhauses, im Dezember 2020. Acht Covid-19-Patienten mussten kurz vor Weihnachten auf der Intensivstation in Langendreer versorgt werden. Stadtweit waren es mehr als 30. Sieben Monate später hat sich die Situation „auf Intensiv“ deutlich entspannt. Für eine Entwarnung indes ist es zu früh.
Ein Stück Normalität ist in den vergangenen Monaten in die Krankenhäuser zurückgekehrt. Aktuell sind es sieben Corona-Erkrankte, die in den Bochumer Kliniken behandelt werden. Nicht lange her, da war diese Zahl dreistellig. Zwei Covid-Patienten müssen auf Intensivstationen versorgt werden, einer mit Beatmung. Sie belegen 1,79 Prozent der insgesamt 168 Intensivbetten in Bochum, rechnete die Intensivmediziner-Vereinigung Divi in ihrer Tagesbilanz am Freitag mit chirurgischer Präzision vor. 37 Betten sind laut Divi frei.
Corona in Bochum: Krankenhäuser kehren in Normalbetrieb zurück
Eine WAZ-Umfrage in den Bochumer Kliniken bestätigt den Befund. Eine „reguläre Belegung“ meldet das Katholische Klinikum. „Covid-19-Patienten werden im St.-Josef-Hospital auch auf der Intensivstation immer mal wieder behandelt“, berichtet Sprecher Ulf Stockhaus. Es sei gewährleistet, dass jederzeit weitere Corona-Erkrankte aufgenommen und therapiert werden können.
„Die Zahlen von intensivpflichtigen Covid-19-Patienten bewegen sich auf relativ stabilem Niveau“, erklärt Bergmannsheil-Sprecherin Melina Jasmine Kalwey. „Stabil“ heißt: höchst übersichtlich. Derzeit werden zwei Covid-Patienten behandelt, einer intensiv. „Wir arbeiten mit einem gestuften Kriseneskalationsplan, sodass wir bei steigenden Fallzahlen umgehend nötige Betten- und Personalkapazitäten umwidmen können und nicht unmittelbar notwendige Operationen und Behandlungen verschieben würden.“
Bergmannsheil eröffnet neue Intensivstation
Dabei hat das Bergmannsheil jetzt zusätzliche Möglichkeiten: Die neue interdisziplinäre Intensivstation ist seit wenigen Tagen im Vollbetrieb. Bis zu zwölf Patienten können versorgt werden – „mit allen Mitteln moderner Intensivmedizin einschließlich neuester Monitoring- und Beatmungstechnik“, wirbt die Unfallklinik, die in der Region zu den Krankenhäusern mit den größten Intensivkapazitäten gehört. „Corona hat die hohe gesellschaftliche Relevanz einer leistungsstarken Intensivversorgung noch einmal besonders in die öffentliche Wahrnehmung gerückt“, sagt Geschäftsführerin Dr. Tina Groll.
Massiv eingespannt war auch das Augusta-Krankenhaus zu den Hoch-Zeiten der Pandemie. In den letzten Monaten ging’s, was Corona betrifft, im übertragenen Sinne von 100 auf null: „In der gesamten Stiftung gibt es zur Zeit keinen Covid-19-Patienten“, sagt Augusta-Sprecherin Maren Middeldorf. Daher werden auch keine Intensiv-Kapazitäten für infizierte mehr freigehalten. Zwölf der 16 Betten seien im Moment belegt.
Beruhigung – aber Kliniken bleiben wachsam
Von einer „ernsten Lage“ ist auch im Knappschaftskrankenhaus keine Rede mehr. „Aktuell behandeln wir vier Patienten, die positiv auf Corona getestet wurden: einen davon auf der Intensivstation“, erklärt Kliniksprecherin Bianca Braunschweig.
Impfquote steigt auf 52,1 Prozent
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist am Freitag abermals deutlich gestiegen. 22 Bochumerinnen und Bochumer haben sich binnen 24 Stunden angesteckt.88 der aktuell 133 Infektionen sind auf die Delta-Variante zurückzuführen. Sie wurde in Bochum bisher in 154 Fällen bestätigt.Die Impfquote steigt leicht auf 52,1.
Allen Bochumer Kliniken ist gemein: Sollte es zu einer befürchteten vierten Welle mit erneut hohen Erkrankungsraten kommen, könnte die Zahl der Isolier- und Intensivbetten schnell wieder hochgefahren werden. „Wir sind gewappnet“, heißt es, auch mit Blick auf die stockende Impfkampagne.
Die Krise fest im Visier haben die Krankenhäuser auch bei ihren Besuchsregelungen. Die wurden zwar jüngst gelockert. Eine Rückkehr zur Normalität ist hier aber noch nicht in Sicht.