Bochum. Wo Müll zu Kunst wird: Studierende der Evangelischen Hochschule verwandeln den alten Kiosk am Schwanenmarkt in Bochum in einen Kreativ-Ort.

Der Kultur-Kiosk am Schwanenmarkt in Bochum steht unter Strom – und das ist nicht nur bildlich gemeint. Tatsächlich konnten die Studierenden von Professorin Helene Skladny (Evangelische Hochschule) dieser Tage die nagelneue Elektro-Anlage in Betrieb nehmen. Das wurde - coronagerecht – im kleinen Rahmen gefeiert. Sinniger Titel der Veranstaltung: „Unter Strom!“.

Kiosk und WC in Bochum waren 20 Jahre lang geschlossen

Der ehemalige Kiosk plus Bedürfnisanstalt befindet sich an der Ecke Castroper Straße/Nordring, an einer stark frequentierten Stelle der Stadt. Auch die Scharen der Fans des Bundesligisten VfL Bochum kommen hier vorbei, wenn sie sich auf zum Ruhrstadion machen.

Die in Vergessenheit geratene „Bude“ unter der Eisenbahnbrücke wird neuerdings durch ein Studierenden-Projekt der Evangelischen Hochschule EvH bespielt. Über 20 Jahre stand das Häuschen leer; die Studis packten an, räumten auf, machten sauber. Erste Veranstaltungen gingen öffentlichkeitswirksam über die Bühne. Nur leider mangelte es an der Stromversorgung in dem „alten Kabachel“.

Professorin Helene Skladny (li.) begrüßte die Studierenden beim „Unter Strom!“-Abend am Kiosk am Schwanenmarkt in Bochum.
Professorin Helene Skladny (li.) begrüßte die Studierenden beim „Unter Strom!“-Abend am Kiosk am Schwanenmarkt in Bochum. © Daniel Sadrowski

Stadt Bochum ließ neue Versorgungsleitungen legen

Das Problem ist jetzt gelöst, die Stadt leistete Hilfe. Anfang des Jahres wurde, da das Gebäude längst von der Versorgung abgekoppelt war, eine neue Strom- und Wasserleitung verlegt. „Mittels Spende der Sparkasse konnten nun in dem Gebäude auch die Elektroleitungen angebracht werden“, informiert Matthias Schamp. Der Bochumer Künstler ist EvH-Dozent und mit Professorin Helene Skladny für den Kiosk verantwortlich.

Endlich Steckdosen und Licht! Klar, dass die Freude bei Betreuern und studentischen Nutzen riesig war. Schließlich musste man sich bislang bei allen Aktivitäten mit einem Stromgenerator und Baustrom behelfen.

Ausstellung mit Kunst aus Müll ist im Fenster ausgestellt

„Unter Strom!“ also hieß deshalb die Veranstaltung, mit der die Studis das Ereignis feierten. In drei Seminaren hatten sie aus Müll Leuchtobjekte gebaut. Ein Schwan aus weißen Plastikgabeln, Bäume mit Joghurtbecher-Blüten oder bizarre Gebilde aus PET-Flaschen, Gießkannen und Plastiktüten – alles grell, bunt und leuchtend. Im Kioskraum sind die Werke zu einer Gesamtschau zusammengefasst. Durch das Kioskfenster können Passanten sie zwei Wochen lang bestaunen.

Auch interessant

„Die strahlenden Müllobjekte sind auch ein Verweis auf die immensen Mengen Abfall, die bei der Entrümpelung des Gebäudes und der Brache daneben angefallen waren“, sagt Matthias Schamp. Irgendwie passend: Denn aus Altem, Verfallenem etwas Neues zu schöpfen, könnte als Motto schließlich über dem gesamten Schwanenmarkt 1-Projekt stehen. Schrittweise geht es voran. Das nächste große Ziel ist der Einbau einer Toilette.

Projekt Kiosk

Unter dem Namen „Schwanenmarkt 1 – Labor für Kunst & soziale Recherche“ wird der alte Kiosk seit Ende 2019 von Studierenden aus dem Fachbereich Soziale Arbeit der Evangelischen Hochschule hergerichtet und bespielt.

Möglich wurde das im Rahmen des Bochum Marketing-Projekts „Tapetenwechsel“. Mehr Infos zu Schwanenmarkt 1 unter gibt’s im Internet unter www.schwanenmarkt1.de

Nach mehreren Semestern, die wegen Corona fast ausschließlich online stattgefunden haben, bot „Unter Strom!“ auch eine Gelegenheit, sich mal wieder in der Wirklichkeit zu treffen. „Viele der Studierenden hatten dazu ja noch gar keine Möglichkeit. Dabei ist das für den Austausch über das Studium, aber auch ganz allgemein total wichtig“, betont Professorin Skladny.

Gelöste Stimmung unter den Studierenden in Bochum

Entsprechend gelöst war die Stimmung. Eine Studentin hatte sogar eine Torte in Form eines Schwans gebacken, die sich alle schmecken ließen. Eine andere Studentin brachte es auf den Punkt: „Dies war für mich der schönste Hochschultag in diesem Semester!“