Bochum. Der Bochumer Fritz-Wortelmann-Preis bildet im Herbst das Spektrum der Figurenspielkunst ab. Dabei kommen auch singende Dinosaurier auf die Bühne.

Der in Bochum verliehene Fritz-Wortelmann-Preis zählt deutschlandweit zu den wichtigsten Auszeichnungen im Bereich des Figuren- und Puppenspiels. Trotz Corona soll der Wettbewerb auch in diesem Jahr über die Bühne gehen. So jedenfalls die erklärte Absicht der Stadt Bochum und des mit der Organisation beauftragen, in Weitmar ansässigen Deutschen Forums für Puppenspiel (dfp).

Preisverleihung erfolgt im Ratssaal von Bochum

„Die Jury hat entschieden: Von 41 Einreichungen aus ganz Deutschland sind 21 Produktionen zum Fritz-Wortelmann-Preis 2021 eingeladen“, freut sich Annette Dabs, Direktorin des dfp. Der Preis wird seit 62 Jahren verliehen und ist ein Fixpunkt des Bochumer Kulturlebens. Die Preisverleihung erfolgt regelmäßig im Ratssaal, wobei die Ehrung durch den Oberbürgermeister vorgenommen wird. Dies bezeugt den Stellenwert der Auszeichnung, die sich an Laienbühnen wendet und deren ehrenamtliches Engagement für die Kunst des Puppen-, Marionetten- und Figurenspiels honoriert.

Zur Person

Der Bochumer Figurenspiel-Preis ist nach dem Bochumer Autor, Verleger und Dramaturgen Fritz Wortelmann (1902-1976) benannt, einem engagierten Förderer des Puppentheaters. Er arbeitete nach dem Krieg am Wiederaufbau der deutschen Figurenheaterszene mit.

1950 gründete Wortelmann das Deutsche Institut für Puppenspiel (DIP) in Bochum, das 1992 in Deutsches Forum für Figurentheater und Puppenspielkunst (dfp) umbenannt wurde. Das Forum wirkt international und genießt weltweit einen hervorragenden Ruf.

In den Kategorien „Erwachsene Amateure“ sowie „Jugendclubs und Schultheater“ winkt für die Gewinnerinnen und Gewinner ein Preisgeld in Höhe von 4000 Euro. Ein honorierter Auftritt beim Bochumer Figurentheaterfestival Fidena im nächsten Jahr ist mit einem Sieg in der Kategorie „Professioneller Nachwuchs“ verbunden.

Expertinnen und Experten bildeten die Jury in Bochum

Die Auswahljury setzte sich aus versierten Expertinnen und Experten auf dem Gebiet des Figurentheaters zusammen. Ihr gehörten unter anderem Katja Spiess, Leiterin des „Theaters animierter Formen“ in Stuttgart, und Jonas Klinkenberg, Leiter des „Produktionshauses Westflügel“ (Leipzig), an. „Beide Institutionen gelten als zentrale Wirkungsstätten der zeitgenössischen Figurentheaterszene“, bekräftigt Annette Dabs.

Sowohl analoge als auch digitale Produktionen sind eingeladen, die Bandbreite des aktuellen Geschehens auszuloten. Dazu gehören längst nicht mehr nur Puppenbühnen und Marionettentheater. Zunehmend finden komplexe Spielformen wie Performances oder Digital-Theater das Interesse auch der Laienspielerinnen und -spieler.

Die Stuttgarter Figurenspielerin Li Kemme gewann den Fritz-Wortelmann-Preis 2019. Mit ihr freute sich Bildhauer Christoph Platz, der seit Jahren die Wettbewerbstrophäe „Fritz“ gestaltet.
Die Stuttgarter Figurenspielerin Li Kemme gewann den Fritz-Wortelmann-Preis 2019. Mit ihr freute sich Bildhauer Christoph Platz, der seit Jahren die Wettbewerbstrophäe „Fritz“ gestaltet. © JBS

Bochumer Figurentheater-Preis wird im September verliehen

Der Wortelmann-Wettbewerb wird im September wie gehabt an diversen Aufführungsorten in Bochum über die Bühnen gehen, die Spieltermine und das Rahmenprogramm werden im August veröffentlicht. Mit dabei ist etwa der „Kinderklub Rakete Jetzt!“ des GRIPS Theaters Berlin, der sich mit einem Augmented-Reality-Buch beworben hat. Hierbei verwandeln sich via Smartphone-App Buchseiten in Bühnen für 3D-animierte Figuren, die eine „neugedachte Variante der Papiertheater des 19. Jahrhunderts“ darstellen, wie es im Konzept heißt.

Auch interessant

Stabfiguren und Objekte treffen sich auf der Barockbühne

Eine weitere Arbeit, in der das Figurentheater-Genre Verbindungen mit anderen Erzählformen eingeht, wird von der Khwoshch Group beigesteuert: In deren experimenteller Puppen-Oper „Dinopera“ geht es um das Leben und Aussterben der Dinosaurier. Stabfiguren und Objekte treten auf einer Barocktheaterbühne auf – man darf gespannt sein auf das darstellerische Potenzial der zur selbst komponierten Musik singenden Urzeittiere.

„Die qualitativ hochwertigen Einreichungen versprechen ein spannendes Programm, das je nach Pandemie-Situation im September sowohl analog als auch digital oder in einer Hybridvariante ausgerichtet werden kann“, so Annette Dabs.