Bochum. Ausbildungsstellen gibt es genügend in Bochum. Die Zahl übersteigt die der Bewerber. Das Problem: Bewerber und Stellen finden nicht zueinander.

Leicht verbessert hat sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt in Bochum im Juni. 135 Personen weniger und damit nun 17.916 Frauen und Männer sind arbeitslos. Die Arbeitslosenquote liegt bei 9,2 Prozent. Viele unversorgte Jugendliche, aber auch noch mehr unbesetzte Ausbildungsplätze gibt es auf dem Lehrstellenmarkt.

Köche werden händeringend gesucht

Auch interessant

Von „Aufbruchstimmung in der Unternehmerschaft“ ist mittlerweile die Rede. „Viele Unternehmer suchen Personal oder setzen ihre ehemals auf Kurzarbeit gesetzten Mitarbeiter wieder ein. Nach fast eineinhalb Jahren Pandemie und Ausnahmezustand sind die Leute darauf erpicht, ihr altes Leben zurückzuerobern“, sagt Frank Neukirchen-Füsers, Vorsitzender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bochum, zur Situation auf dem Arbeitsmarkt.

Besonders hoch ist der Personalbedarf in der Gastronomie. Allerdings: Ein Teil der früheren Beschäftigten hat sich coronabedingt beruflich neu orientiert. „Dieses Personal fehlt jetzt“, so Neukirchen-Füsers. „Insbesondere Köche sind aktuell Mangelware - schwierig zu finden, geschweige denn zu vermitteln.“

Im Juni notiert die Arbeitsagentur 3251 offenen Stellenangeboten in Bochum – 274 mehr als noch im Mai. 837 Stellen sind neu im Juni dazu gekommen.

Luft nach oben beim „Matching“

Schwieriger ist die Lage auf dem Ausbildungsmarkt. Viele offene Stellen stehen vielen noch unversorgten Schülern gegenüber. Beim sogenannten Matching, durch das Bewerber um und Anbieter von Stellen zusammenfinden, gibt es noch Luft nach oben.

Vielfältige Informationsmöglichkeiten

Schüler und Eltern sollten die vielfältigen Möglichkeiten nutzen, um sich über diverse Ausbildungsberufe und -angebote zu informieren.Die Agentur für Arbeit verweist auf die App AzubiWelt. Infos über Berufe sind zu finden unter: berufenet.arbeitsagentur.de .Die Handwerkskammer verweist auf ihr Online-Angebot unter: www.hwk-do.de/artikel/wege-in-die-ausbildungAuch die IHK Mittleres Ruhrgebiet bemüht sich um die Vermittlung von angehenden Azubis und Arbeitgebern. Infos: netzn.de/s/ihk-mittleres-ruhrgebiet

„Es steht 1:1 auf dem Ausbildungsmarkt in Bochum“, so Agenturchef Neukirchen-Füsers. „Dennoch gibt es noch zu wenig Gewinner auf dem Spielfeld. Die Anzahl der unversorgten Jugendlichen und auch der unbesetzten Ausbildungsstelle ist einfach zu hoch.“

Mehr offene Lehrstellen als Bewerber

Seit Beginn des Berufsberatungsjahres im Oktober 2020 haben sich 2005 Bewerber für Berufsausbildungsstellen bei der Agentur gemeldet. Zugleich gab es 1955 Meldungen für Berufsausbildungsstellen. Ende Juni sind 787 Bewerber noch unversorgt und 923 Ausbildungsstellen noch unbesetzt.

146 freie Ausbildungsplätze allein im Handwerk

Allein im Bereich der Kreishandwerkerschaft Bochum sind 146 Lehrstellen noch nicht besetzt. Zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres waren es 133. Im gesamten Kammerbezirk Dortmund, zu dem Bochum gehört, warten noch 974 Lehrstellen auf einen angehenden Azubi.

In diesem Jahr wurden zwar bislang mehr Ausbildungsverträge im Kammerbezirk abgeschlossen als im Vorjahr, nämlich 1864 und damit 22,8 Prozent mehr als 2020. „Aber das Vor-Corona-Niveau ist leider noch nicht wieder erreicht“, so die Kammer. Der Hauptgrund: Da die Berufsorientierung und Ausbildungsplatzsuche weiterhin meistens virtuell erfolge, bleibe das Matching von Bewerbern und Betrieben eine besonderen Herausforderung. „Der persönliche Kontakt vor Ort fehlt oftmals.“

Die Handwerkskammer rührt weiter kräftig die Werbetrommel. „Das Handwerk ist ein zukunftssicherer und krisenfester Wirtschaftsbereich, was sich in der Corona-Pandemie wieder einmal eindrucksvoll gezeigt hat“, sagt HWK-Geschäftsführerin Olesja Mouelhi-Ort. Vor allem in Bau- und Ausbauhandwerken sei der Fachkräftebedarf immens.