Bochum. Ein Student aus Bochum hat vor Gericht gestanden, den Freund (28) seiner Mutter (45) erstochen zu haben. Es gab Streit um unseriösen Hundehandel.

Es war nur ein einziger Stich, aber der war tödlich. Nur wenige Minuten später verblutete das Opfer (28), weil durch den Rücken hindurch die Lunge und das Herz getroffen waren. Seit Donnerstag steht deshalb ein 20-jähriger Student aus Bochum vor dem Landgericht.

Der Getötete ist der Freund seiner Mutter (45). In einem heftigen Streit, so gestand der Angeklagte zum Prozessauftakt, habe er mit einem Küchenmesser zugestochen. Seine Version läuft auf eine Nothilfe hinaus. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm aber Totschlag vor. Er habe ohne rechtfertigenden Grund und aus Wut und Erregung zugestoßen.

Spurensicherung der Polizei nach der Tat an der Paulstraße in Bochum-Wiemelhausen:
Spurensicherung der Polizei nach der Tat an der Paulstraße in Bochum-Wiemelhausen: © KDF-TV & Picture

Das Drama ereignete sich am Abend des 29. Dezember in der Wohnung eines Mehrfamilienhauses an der Paulstraße, unweit der früheren Vonovia-Zentrale in Wiemelhausen. In der Wohnung lebte der damals 19-jährige Student mit seiner Mutter, deren Freund wohnte nur ab und zu dort.

Streit um unseriösen Hundehandel

Am Abend gegen 23 Uhr waren der Angeklagte und der 28-Jährige in der Küche in Streit geraten. Der Angeklagte sagt, dass dieser Hunde aus Russland verkaufe und auch ihn und seine Mutter zum Mitmachen habe überreden wollen. Den Kunden werde nicht die Wahrheit über die Hunde gesagt und man könne mit wenig Arbeit viel Geld verdienen. Sowohl er als auch die Mutter hätten das aber nicht gewollt.

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Als die Mutter in die Küche gekommen sei, sei ihr Freund „komisch-aggressiv“ und „provokativ“ geworden. „Ich kann machen, was ich will!“, habe er gezürnt. Den Kopf der Mutter habe er nehmen und „an der Tischkante zerschlagen“ wollen. Der Angeklagte: „Ich habe in sein Gesicht gesehen: Es war hasserfüllt. Er war wie in Trance.“

„Ich war in Panik gewesen“, sagt der angeklagte Student aus Bochum

In einer Rangelei sei seine Mutter zu Boden gegangen, er habe Angst um ihr Leben und auch sein eigenes gehabt. Deshalb habe er versucht, den 28-Jährigen „außer Gefecht zu setzen“. „Ich war in Panik.“ Dann habe er „instinktiv zum Messer gegriffen“. Die Klinge war groß: 20 Zentimeter lang und fünf Zentimeter breit.

Der Angeklagte rief damals selbst den Rettungsdienst. Doch auch ein Notarzt konnte nichts mehr ausrichten. Noch in der Wohnung verblutete der 28-Jährige.

Am Tatabend habe der Mann Schnaps getrunken, sagte der Angeklagte. Er sei ein „emotional zerbrechlicher“ und „manipulativer“ Mensch gewesen, der mit seiner Mutter „sehr oft Konflikte und Streitigkeiten“ gehabt habe und manchmal spätabends „betrunken“ in der Wohnung erschienen sei. „Der Geschädigte“ – sagt der Student einmal über ihn.

Angeklagter spricht im Vergleich zu anderen Angeklagten wie ein Intellektueller

Vier weitere Prozesstage sind geplant

Die 3. Jugendstrafkammer unter Vorsitz von Richter Johannes Kirfel hat vier weitere Verhandlungstage bis 6. Juli geplant.

Als Nebenklägerin nimmt am Prozess auch die Mutter des Getöteten teil.

Auch ein psychiatrischer Gutachter ist anwesend, er schätzt die Schuldfähigkeit des Angeklagten zur Tatzeit ein.

Seit der Tat sitzt er in U-Haft. Er spricht ein derart gebildetes Deutsch, wie es ein Gericht nur extrem selten bei einem Angeklagten zu hören bekommt. Er beherrscht mehrere Fremdsprachen und hatte nach seinem Abitur einen Studiengang an der Ruhr-Uni im Computer-Bereich begonnen. Vorbestraft ist er nicht.

Die Einlieferung in die JVA war für ihn ein Kulturschock: Aus einer „zivilisierten“ Gesellschaft sei er plötzlich in eine Welt gekommen, in der sich „die Leute wie Verrückte verhalten“; womit er Mitgefangene meinte.

Er lebe dort „zurückgezogen“. „Ich versuche, mich unauffällig zu verhalten.“ Er lese viel und arbeite als eine Art Hausmeister.

Der Prozess wird fortgesetzt.