Bochum. Der Bochumer Weltraumprofessor Heinz Kaminski würde 100 Jahre alt. Seine Radarstation „Kap Kaminski“ kannte einst ganz Deutschland.
Nicht nur in Bochum erinnert man sich dieser Tage an Heinz Kaminski – am 15. Juni wäre der international bekannte Weltraumprofessor 100 Jahre alt geworden. Auch wenn die Jahre vergehen, so wird Kaminskis Name auf immer mit dem Radom in Sundern und einer Zeit verbunden bleiben, in der Bochum ein „Ohr ins Weltall“ hatte.
Das weiße Radom ist eine Landmarke
Noch immer steht das „Ei“ der Sternwarte auf den Ruhrhöhen, noch immer ist die weiße Kugel weit über Bochums Grenzen hinaus eine Landmarke, noch immer wird hier geforscht und gelehrt. In Erinnerung an Heinz Kaminski (1921-2002) geht der nostalgische Blick auch heute noch immer mal wieder zurück in eine Zeit, als Transistorradios und Mondraketen noch in Mode waren. Denn seine Zeiten waren die 1950er und 60er Jahre, die inzwischen so legendär sind wie Kaminskis Ruf.
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Woher rührt das? „Weil wir immer die ersten waren“, hat der Bochumer stets gesagt. Kaminski und sein Team von Funkamateuren waren die ersten, die 1957 das Piepsen des russischen Weltraum-Satelliten Sputnik 1 mithörten – eine Weltsensation. Die Sternwarte hatte 1969 die Bilder von der Mondlandung fünf Minuten früher als das Fernsehen, weil sie auf der Frequenz der US-Weltraumbehörde NASA mithören durften. Für Bochum gab es keine Grenzen, trotz der vom Kalten Krieg gespaltenen Welt.
Sputnik 1-Empfang war Weltsensation
Möglich gemacht hatte das Heinz Kaminski, Sohn einer ostpreußischen Bergmannsfamilie, langjähriges SPD-Mitglied und Enfant terrible in jeder, zumal technischer Hinsicht. Was Engagement, Redegewandtheit, Überzeugungskraft und Durchsetzungswillen anging, konnte es mit „dem Heinz“, wie sie ihn in Bochum nannten, kaum einer aufnehmen.
„Kap Kaminski“ statt Cape Kennedy
Wie maßgeblich er für die Radarstation war, wie bedeutend für Bochums Ruf als „Weltraumstadt“ in den 60er Jahren – das belegt der Ehrenname „Kap Kaminski“, den man dem Horchposten im Bochumer Süden in Anlehnung an die Abschussrampen der US-Amerikaner in Cape Kennedy verpassten. Er wurde deutschlandweit ein Begriff.
Sein Institut für Satelliten- und Weltraumforschung, das bereits 1964 um eine im Radom (Radar-Dom) untergebrachte 20-Meter-Parabolantenne ergänzt wurde, baute Kaminski beständig aus, schaffte damit den Anschluss an die internationale Weltraumforschung. 1982 wurde die Sternwarte zum Institut für Umwelt- und Zukunftsforschung (IUZ) umgewidmet. Unter der Leitung von Thilo Elsner zählt die Weiterbildungsstätte die Vermittlung gesellschaftspolitischer und globalökologischer Themen zu ihren Aufgaben.
Mit 80 Jahren gestorben
Heinz Kaminski hatte auch außerhalb der Weltraumforschung immer neue Ideen, um Bochum als Stadt der Technik hochleben zu lassen. In den 1990ern wollte er eine Dauerausstellung mit historischen Fluggeräten in Sundern installieren; das Vorhaben scheiterte allerdings.
Bewegende Trauerfeier unter der Kuppel
Kaminski starb am 17. Februar 2002 im Alter von 80 Jahren. Unvergessen bleibt die bewegende Trauerfeier unter der Kuppel, nach deren Abschluss sich der Wagen mit seinem Sarg durch die Drucklufttüren des Radoms langsam entfernte. Der Weltraumprofessor hatte seine Startbasis für immer verlassen.