Bochum. Der irre Fan-Ansturm am Samstag am Bochumer Stadion bewegt weiter die Gemüter. Nun äußert sich der VfL – und blickt auf den nächsten Sonntag.

Auch der VfL Bochum zeigt sich von dem Fan-Ansturm am vergangenen Samstag überrascht. Umso eindringlicher ruft der Verein dazu auf, am möglichen Aufstiegs-Sonntag das Vonovia-Ruhrstadion zu meiden. „Bleibt zu Hause!“, appelliert Dirk „Moppel“ Michalowski, der seit 1997 hauptamtlicher Fanbetreuer des VfL ist.

5000 Anhänger (so Schätzungen der Polizei) waren am Samstag zur Castroper Straße geströmt, um die Mannschaft zum Auswärtsspiel nach Nürnberg zu verabschieden. Ein Fanbündnis, das bereits zum Rückrundenauftakt ein Banner „Wir stehen hinter euch“ auf dem Trainingsgelände angebracht hatte, sei wenige Tage zuvor an ihn herangetreten, schildert Dirk Michalowski. „Wir wurden gefragt, ob der Bus bei der Abfahrt vom Mannschaftshotel nicht direkt auf die Autobahn abbiegen, sondern zuvor über die Castroper Straße fahren könnte.“

Fan-Ansturm in Bochum: Menschenmassen waren nicht absehbar, sagt der VfL

Dem Anliegen sei nach Rücksprache entsprochen worden, um zu vermeiden, dass die Fans direkt zum Stadion kommen und dadurch die Zufahrt zum Impfzentrum nebenan im Ruhrcongress behindern. „Unsere Fans haben sich während der gesamten Pandemie hervorragend und den Corona-Regeln konform verhalten, sind zum Beispiel nie in größeren Gruppen zum Stadion gekommen“, betont Michalowski im Gespräch mit der WAZ. „Deshalb sahen wir keinen Grund, die Bitte abzulehnen.“

Was sich dann am Samstag abspielte, sei so nicht absehbar gewesen. Die Nachricht von der Verabschiedung des Erfolgsteams verbreitete sich in den sozialen Medien wie ein Lauffeuer. Ergebnis: Menschenmassen „anne Castroper“, wie man sie sonst nur bei Heimspielen kennt – beispiellos in der VfL-Geschichte.

Freude bei der Mannschaft, Ärger über Pyrotechnik

„Die Mannschaft“, sagt Michalowski, „hat sich sehr über die Aktion gefreut.“ Im Gegensatz zur Polizei, der insbesondere die vielfach gezündeten Bengalos in der Nähe von zwei Tankstellen Sorgen bereitete. Auch Corona-Abstandsregeln und die Maskenpflicht wurden missachtet.

Anzeigen wurden nicht erstattet. Dazu seien nicht genug Kräfte vor Ort gewesen, teilt die Polizei mit. Man sei von der Größe der Menschenmenge „überrascht“ gewesen, so Sprecher Volker Schütte. Der VfL indes betont, dass sowohl die Polizei als auch die Stadt frühzeitig über die Aktion informiert gewesen seien. „Zum Glück kam es zu keinen Personen- oder Sachschäden“, konstatiert Michalowski und ärgert sich vor allem über zwei Missstände: „Es gab zu viel Pyrotechnik. Und die Fans hätten sich besser um den Müll kümmern müssen. Viele Bierflaschen blieben auf der Straße liegen. Da hätte ich mir mehr Verantwortung gewünscht.“

Dirk „Moppel“
Dirk „Moppel“" Michalowski (hier ein Archivbild) erneuert als Fanbeauftragter des VfL Bochum seinen Aufruf an die Anhänger: „Bleibt am Sonntag zu Hause!“ © WAZ FotoPool | Ingo Otto

Aufruf hat Bestand: „Bleibt zu Hause!“

Der Blick richtet sich nun auf den kommenden Sonntag (23.), auf das entscheidende Heimspiel gegen Sandhausen. Auch wenn’s weh tut: „Selbstverständlich“, so der VfL, gelte auch für diesen Tag der Appell an alle Fans: Feiert den dann hoffentlich besiegelten Aufstieg in den eigenen vier Wänden!

Appell an Fans: „Feiert den VfL zu Hause“

In dem gemeinsamen Aufruf der Stadt, der Polizei und des VfL heißt es: „Wir alle (...) wünschen uns nichts sehnlicher als den Wiederaufstieg. Und nichts wäre schöner, als dann gemeinsam zu feiern und zu jubeln. Aber darauf müssen wir leider verzichten! Denn so schwer es auch fällt: Die aktuelle Corona-Lage lässt es leider nicht zu.“

Deshalb wird an alle Fans appelliert: „Feiert den VfL zu Hause. Holt die Fahnen und Schals raus, schmückt eure Wohnung, den Balkon, singt lauthals die Hymnen!“

Nicht nur „Moppel“ Michalowski ahnt jedoch, dass das pure Theorie bliebe, sollte gegen 17.15 Uhr die Rückkehr in die 1. Fußball-Bundesliga nach elf Jahren perfekt sein. In der Fanszene kursieren bereits Aufrufe. Ein für vergangenen Sonntag geplanter Autokorso durch die Innenstadt gilt nur als aufgeschoben.

Aufsteiger würden sich nicht zeigen

Die Polizei wird diesmal deutlich besser gerüstet sein. Immerhin könnte die Corona-Notbremse mit ihren Kontaktbeschränkungen frühestens Pfingstmontag gelöst werden. Dirk Michalowski versucht sich schon vorab als coronabedingter Stimmungstöter. „Sollten wir den Aufstieg schaffen“, kündigt der Ober-Fan an, „wird es im Interesse des Infektionsschutzes und der Gesundheit unserer Fans keinerlei ,Programm’ am Stadion geben. Die Mannschaft wird sich nicht zeigen.“

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