Bochum-Innenstadt. An der Bleichstraße in Bochum soll ein Denkmal an die Widerstandsgruppe Weiße Rose erinnern. Im Kulturausschuss sorgt der Plan für Diskussionen.
Ein Gedenkstein für Sophie Scholl und die Mitglieder der NS-Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ sorgt im Kulturausschuss im Rathaus für Diskussionen. Denn weder der Ort des Gedenkens noch der Stein selber stoßen bei den Mitgliedern auf große Gegenliebe: „Wenn ich mir den Entwurf genauer ansehe, dann bin ich relativ entsetzt“, so fasst es Jacqueline Kraemer (FDP) zusammen. Das letzte Wort hat jetzt die Bezirksvertretung Mitte: Dort soll bei der kommenden Sitzung am Donnerstag, 20. Mai, über die Aufstellung des Gedenksteins entschieden werden.
Die Geschichte von Sophie Scholl und der „Weißen Rose“ ist auch fast 80 Jahre nach ihrem gewaltsamen Tod von Bedeutung. Als Symbol für beispielhafte Zivilcourage und Widerstand gegen die Hitler-Diktatur wird die engagierte Widerstandskämpferin vielen auf ewig im Gedächtnis bleiben. Erst vor wenigen Tagen wäre Sophie Scholl 100 Jahre alt geworden.
In Bochum soll die Erinnerung an Sophie Scholl lebendig bleiben
Ihr besonderes Wirken mit einem Ort des Gedenkens im Stadtbild zu würdigen, liegt der Stadt Bochum schon länger am Herzen. Als Ort dafür wurde die Ecke Untere Markstraße / Bleichstraße direkt neben dem St.-Elisabeth-Hospital ausgeguckt. Dort finden sich derzeit zwei Bänke und ein kleiner Platz, auf dem mit einer Stele an die Johanniskirche erinnert wird, die einst hier stand. Beim Pfingstangriff 1943 auf Bochum wurde sie zerstört und nie wieder aufgebaut. „Den Gedenkstein für Sophie Scholl hier zu errichten, macht also durchaus Sinn“, sagt Ausschussvorsitzende Barbara Jeßel (Grüne).
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Das Konzept für den Gedenkstein basiert auf einer Idee des Pfarrers Georg Braumann, der bei der Einweihung der Stele 2018 auch einen Ort des Gedenkens für die „Weiße Rose“ in Bochum angeregt hatte. Dieser Ort sollte neben einer symbolisch gepflanzten weißen Rose auch einen Gedenkstein beinhalten.
Freude über den Gedenkstein hält sich in Grenzen
Dieser Gedenkstein liegt jetzt vor – doch die Freude darüber hält sich bei den Mitgliedern des Kulturausschusses in Grenzen. Zwar gibt es grundsätzlich viel Lob für die Erinnerung an Sophie Scholl, doch die Ausführung kommt nicht gut an: „Die goldene Schrift auf dem silbergrauen Untergrund wirkt auf mich vollkommen unleserlich“, merkt Paul Dahlmann (Die Partei / Stadtgestalter) an.
Zudem kritisiert er den Standort: „Ich kann mir nicht erklären, warum der Stein ausgerechnet an der Bleichstraße in diesem toten Winkel stehen soll“, meint er. Er schlägt vor, über einen alternativen Standort nachzudenken – etwa am Gesundheitscampus: „Am Biomedizin-Zentrum käme ein Rosenfeld für die Weiße Rose richtig gut zur Geltung“, findet er.
Eine „symbolische weiße Rose“ soll gepflanzt werden
Die stellvertretende Vorsitzende Deborah Steffens (SPD) fragt, warum Sophie Scholl ausgerechnet mit einem großen Stein gewürdigt soll: „Es gäbe viele Formen der Erinnerung, die schöner wären“, meint sie. Dies könnten etwa durch die Luft wirbelnde Handzettel sein, die künstlerisch ansprechend umgesetzt werden könnten.
Jacqueline Kraemer (FDP) hätte sich gewünscht, ein Bochumer Bildhauer wäre mit der Fertigung eines solchen Gedenksteins beauftragt worden. „Mir ist vollkommen unklar, wo der Stein eigentlich herkommt“, meint sie. In der Tat gibt die Beschlussvorlage der Verwaltung darüber keine Auskunft. Auch wie die „symbolische weiße Rose“, die neben dem Stein gepflanzt werden soll, genau aussehen soll, steht hier nicht. Eine gute Gelegenheit also für die Mitglieder der Bezirksvertretung Mitte, bei ihrer Sitzung am Donnerstag einmal genauer nachzuhaken.
Info: Bezirksvertretung Mitte entscheidet über die Pläne
Für die Fertigung des Gedenksteins, die Aufstellung sowie die umgebende Bepflanzung rechnet die Stadtverwaltung mit Kosten von knapp 7000 Euro. Der Stein für Sophie Scholl soll „zum Innehalten und zur Aufmerksamkeit gegenüber undemokratischem Verhalten“ mahnen und von einer "neu zu pflanzenden weißen Rose" gerahmt werden, heißt es in der Beschlussvorlage der Verwaltung.
Die Sitzung der Bezirksvertretung Mitte beginnt am Donnerstag, 20. Mai, um 15 Uhr im großen Ratsaal des Rathauses.