Bochum. Das Bochumer Bermudadreieck hofft auf einen baldigen Neustart. Die Party-Meile sieht sich trotz Corona gut aufgestellt. Aber es gibt auch Sorgen.
Das Bermudadreieck wird die Corona-Zwangspause weitgehend unbeschadet überstehen. „Wir sind solide aufgestellt. Die meisten Betriebe werden bei einem Neustart wieder öffnen. Für andere gibt es Nachfolger“, sagt Christian Bickelbacher, Sprecher der Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) der bundesweit bekannten Bochumer Party-Meile.
Seit Herbst 2020 sind in der Gastronomie die Lichter aus. Die massiven staatlichen Hilfsleistungen und Entschädigungen, mitunter auch das Außer-Haus-Geschäft, hätten die meisten Inhaber zwar über Wasser gehalten. „30 bis 40 Prozent werden dennoch über die Wupper gehen, wenn es ab dem Sommer an die Rückzahlung der Soforthilfen geht“, glaubt Bickelbacher.
Bermudadreieck: Das „Bitburger Wirtshaus“ kommt im Herbst
Das Bermudadreieck werde sich behaupten. „Vielfach haben wir inhabergeführte Unternehmen. Da drohen meines Wissens nach keine Insolvenzen“, so der ISG-Vorstand. Für zuletzt leerstehende Läden seien neue Pachtverträge abgeschlossen worden: etwa für das ehemalige „Ullrichs“ und „Barraquito“, in denen ein „Bitburger Wirtshaus“ entstehen wird.
Nach wie vor tief sitzt rund um die Kortumstraße der Ärger über die Stadtverwaltung. Intensiv hatte die ISG einen Plan für eine Öffnung des Dreiecks als NRW-Modellregion ausgearbeitet. Tenor: Wo, wenn nicht in dem Party-Viertel könnte mit wissenschaftlicher Expertise getestet werden, ob und wie Hygienekonzepte in der Gastronomie funktionieren? Dass die Stadt im April mit Verweis auf die seinerzeit steigenden Inzidenzwerte auf einen Antrag als Modellregion verzichtete, erntet im Dreieck bis heute vielsagendes Schweigen.
Eröffnung frühestens in der nächsten Woche
Wieder Leben könnte gleichwohl bald herrschen. Überrascht, aber zugleich erfreut haben die Bermuda-Wirte die jüngste Entscheidung der Landesregierung zur Kenntnis genommen, die Außengastronomie bereits ab dem 15. Mai wieder zu öffnen. Voraussetzung: eine Inzidenz unter 100 an fünf Werktagen hintereinander.
Für Ende Mai ist ein Gespräch zwischen der ISG und Stadtdirektor Sebastian Kopietz über eine Strategie für den Restart geplant. Ob der Termin vorgezogen wird, blieb auf WAZ-Anfrage im Rathaus am Mittwoch offen. Denn die Außenterrassen könnten nun schon deutlich früher öffnen. Allerdings noch nicht am Samstag. Am Mittwoch lag die Inzidenz in Bochum bei 101,2. Bestenfalls Ende nächster Woche könnten die Biergärten in Betrieb gehen.
Finanzielles Risiko für die Wirte bleibt
Für das Dreieck mit seinen mehreren tausend Außenplätzen wäre es ein Segen. Zehn Tage Vorlauf seien nötig, so Bickelbacher. Das würde passen – vielleicht ja gerade rechtzeitig zu einem möglichen VfL-Aufstiegs-Wochenende rund um den 23. Mai.
Küchenmaschinen geben Geist auf
Ein Neustart führe in der Gastronomie zu Mehrausgaben, die vorher kaum jemand auf dem Schirm hatte, berichtet Bermuda-Chef Christian Bickelbacher.In den Clubs, Bars und Restaurants hätten Küchen- und Kaffeemaschinen im monatelangen Lockdown-Stillstand vielfach den Geist aufgegeben.Bickelbacher: „Wir müssen erstmal schauen, was noch funktioniert.“
Ob es sich auch finanziell lohnt, bleibe abzuwarten. „Die große Frage ist, ob es uns die Corona-Vorgaben erlauben, wirtschaftlich zu arbeiten“, warnt Bickelbacher. Entscheidend könne etwa sein, ob draußen 1,50 oder zwei Meter Abstand zwischen den Tischen eingehalten werden müssen. Es fehle an Personal. Weiteres Dilemma: der Zutritt für besondere Personengruppen. Bickelbacher: „Wie sollen wir die vollständig Geimpften und Genesenen zuverlässig kontrollieren, wenn schon die Polizei sagt, dass das kaum zu schaffen ist?“
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