Bochum. Die Lolli-Tests an den Grundschulen in Bochum setzen Lehrer tierisch unter Stress. Warum das neue Corona-Testverfahren (noch) nicht funktioniert.
Am Tag drei der Lolli-Tests an den Grund- und Förderschulen in Bochum wird die Achillesferse des neuen kindgerechten Corona-Testverfahrens deutlich. „Es kommt alles darauf an, an welchem Labor man hängt“, heißt es bei den Schulen. Wer Pech hat, bekommt die Ergebnisse zu spät oder gar nicht.
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Die Speichelproben an den Tupfern der Lolli-Teststäbchen der Schülerinnen und Schüler aus Bochum werden in sieben Laboren untersucht. Am Montag sorgten Probleme in Leverkusen dafür, dass Schulen in Bochum keine Ergebnisse bekamen. Am Dienstag schaffte ein Labor in Düsseldorf sein Pensum nicht. Ergebnisse daraus kamen erst am Mittwoch um 9 Uhr an. Da saßen einige der getesteten Kinder schon anderthalb Stunden in der Schule. Die Notbetreuung an den Schulen ist bei dem Modell mit Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht nämlich nicht beachtet worden.
Lolli-Tests stressen Lehrer und Eltern in Bochum
„Das ist auf Dauer so nicht praktikabel“, sagt Christine Grucza. Die kommissarische Schulleiterin der Emil-von-Behring-Schule reagierte pragmatisch. „Wir haben alle Kinder, die in die Notbetreuung gekommen sind, selbst getestet.“ Restbestände aus den bislang zum Einsatz gekommenen Antigen-Schnelltests machten das möglich. „Alle Kinder waren glücklicherweise negativ“, freut sich Grucza.
Spätestens um 6 Uhr morgens sollen die Ergebnisse den Schulen vorliegen. So ist die Vereinbarung. 90 Minuten bleiben dann Zeit, um im Falle positiver Ergebnisse die Eltern zu informieren. Diese sollen dann ihre Kinder zu Hause selbst noch einmal testen und die Test-Kits bis spätestens 8.30 Uhr an der Schule abgeben. Eine Notbetreuung findet dann nicht statt. Die betroffene Lerngruppe geht zudem erst einmal in Quarantäne. Anschließend bestimmt das Gesundheitsamt, wie es weitergeht. Wenn das infizierte Kind oder die infizierten Kinder identifiziert worden sind, hängt das weitere Prozedere von der Intensität der Kontakte ab.
„Für die Kinder ist es auf jeden Fall angenehmer“
„Das ist ein Nachteil des Verfahrens. Wir wissen ja dann, dass die Kinder einer Lerngruppe einen ganzen Tag lang mit mindestens einem infizierten Kind zusammen waren“, sagt eine Schulleitung, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. „Solange alle Ergebnisse negativ sind, ist das neue Verfahren eine Erleichterung. Für die Kinder ist es auf jeden Fall angenehmer.“
Positive Ergebnisse setzen die Verantwortlichen indes „tierisch unter Stress“, wie es heißt. „Wir fühlen uns mittlerweile wie ein medizinisches Labor“, sagt Christine Grucza. Erschwert wird die Situation durch einzelne Testverweigerer oder Eltern aus positiv getesteten Lerngruppen, die ihre Mails nicht checken. Diese Eltern müssen selbst einen PCR-Test für ihr Kind organisieren.
Ergebnisse aus den Lerngruppen mit positiven Tests liegen vor
Von den vier positiven Pools der ersten Runde liegen mittlerweile für zwei Schulen Ergebnisse vor. Demnach gibt es einen positiven Fall an der Grundschule Laer und zwei an der Gräfin-Imma-Schule in Stiepel. „In beiden Pools hat am Mittwoch die Kontaktnachverfolgung begonnen“, teilt die Stadt mit. Bis zum Abschluss dieser Arbeit bleiben beide Lerngruppen in Quarantäne.
Der Stress an den Schulen scheint jedenfalls groß. Erst recht, wenn positive Fälle auftauchen. Selbst gestandene Führungskräfte vergessen da schon einmal jegliche Etikette und knallen einfach den Hörer auf, wenn Reporter Fragen zum Verfahren haben. „Die Schulleitung hat jetzt gar keine Zeit, ich habe soeben wichtige Infos hereinbekommen. Auf Wiederhören!“