Bochum. Corona kostet Kult-Musiker Mambo Kurt seine Auftritte. Nun arbeitet er als Impfarzt. Auf dem Weg zu seinen Einsätzen übernachtet er im Tourbus.
Wenn Ihnen beim Besuch eines Impfzentrums ein gewisser Dr. Rainer Limpinsel über den Weg läuft, dann lohnt es sich, ganz genau hinzuschauen. Denn der Herr Doktor ist wesentlich besser bekannt unter seinem Künstlernamen Mambo Kurt (54). Der Bochumer Musiker und selbsternannte „King of Heimorgel“ ist in der Kulturszene des Ruhrgebiets seit Jahrzehnten eine Bank.
Doch was nicht jeder weiß: Im früheren Leben studierte Mambo Medizin. Weil er während des Corona-Lockdowns seit einem Jahr kaum noch auftreten kann, nutzt er die freie Zeit und kehrt in seinen alten Job zurück. Jetzt arbeitet der begnadete Alleinunterhalter als Impfarzt.
Vom viel beschäftigten Musiker zum Impfarzt: Wie kam es dazu?
Mambo Kurt: Eigentlich gibt es dafür nur einen Grund: Als freischaffender Künstler sitze ich seit über einem Jahr fast komplett auf dem Trockenen. Doch einfach nur zu jammern, war noch nie meine Sache. Ich wollte die viele freie Zeit nutzen, um etwas für die Allgemeinheit zu tun – und natürlich auch um etwas Geld zu verdienen. Da ich approbierter Arzt bin, habe ich mich zum Dienst in den Impfzentren gemeldet.
Wo sind Sie jetzt überall im Einsatz?
Im halben Ruhrgebiet. Ich war schon in Dortmund, Hagen, Herne, Lüdenscheid, auch hier im Ruhrcongress. Einen festen Dienstplan gibt es für keinen der Ärzte. Das kommt immer drauf an, wo der Computer einen einteilt. Wenn ich in den Impfzentren weiter entfernt eingeteilt bin, dann fahre ich meistens schon am Abend vorher dorthin und übernachte dann in meinem kleinen Wohnwagen auf dem Parkplatz. Mit dem bin ich sonst unterwegs, wenn ich auf Tour bin.
Ernsthaft? Sie übernachten im Tourbus?
Na klar! Wenn ich zur Frühschicht in Winterberg eingeteilt bin, dann fahre ich die Strecke aus Bochum doch nicht mitten in der Nacht. Da bin ich froh, dass ich meinen kleinen Bus habe.
Bereuen Sie es manchmal, kein Arzt geworden zu sein?
Eigentlich nicht. Mir war immer klar, dass ich niemals im Arztkittel durchs Krankenhaus laufen würde. Nach dem Abitur habe ich Medizin studiert, weil ich nicht wusste, was ich werden sollte. Im Zivildienst war ich bei den Rettungssanitätern, was mir großen Spaß gemacht hat. Danach wollte ich dann Unfallchirurg werden, bis ich gemerkt habe, wie viel und hart die jeden Tag arbeiten. Das war mit meinem Freizeitverhalten einfach nicht vereinbar. Als ich dann von RTL für die Fernsehshow „Veronas Welt“ mit Verona Pooth engagiert wurde und einen Mega-Deal vom Plattenlabel Virgin bekam, war die Arztkarriere für mich gelaufen. Seitdem bin ich stolz darauf, seit 22 Jahren ohne Wecker aufgewacht zu sein. Der schellt erst wieder, seitdem ich Impfarzt bin.
Sind Sie im Dienst schon mal erkannt worden?
Heute tatsächlich zum ersten Mal. Da hat mich jemand gefragt, ob ich mit „Mambo Kurt“ im Impfpass unterschreiben könnte. Sonst versuche ich das aber strikt zu trennen. Mambo Kurt und Dr. Limpinsel sind verschiedene Personen.
Machen Sie sich Sorgen, wenn Sie durch das völlig verwaiste Bermuda-Dreieck laufen?
Eigentlich nicht. In ein paar Jahren wird alles wieder so sein wie vorher. Klar stimmt es einen traurig, diese Mad-Max-Kulisse mit den ganzen geschlossenen Läden zu sehen. Aber ich bin mir sicher, wir kommen da heil raus. Ich glaube eher, die jungen Leute rasten nach Corona komplett aus. Das gibt ein halbes Jahr lang Party!
Mambo rockte schon in Wacken
Mambo Kurt wurde 1967 in Hagen geboren. Als versierter Orgelspieler gibt er bekannten Melodien aus Rock und Pop auf seiner Heimorgel einen ganz eigenen Schliff.
Er ist Stammgast bei Bochum Total und veröffentliche zahlreiche Alben. Seine größten Auftritte absolvierte er beim Heavy-Metal-Festival in Wacken.