Bochum. Spontane „Fenster auf!“-Konzerte finden jeden Donnerstag in Bochum statt. Die Reaktionen sind bewegend, verrät Leiterin Katja Leistenschneider.

Die Kultur-Aktion „Fenster auf!“ sorgt weiter für Furore: Seit Anfang November geben Bochumer Künstler jede Woche spontane Konzerte direkt vor den Haustüren, um mitten im zweiten Corona-Shutdown auf ihre mitunter äußerst angespannte Lage aufmerksam zu machen. Die Orte bleiben bis zum Schluss geheim, nur der Termin steht fest: Donnerstag, 18 Uhr, irgendwo in Bochum. Die Reaktionen sind überwältigend, wie die Mit-Organisatorin Katja Leistenschneider im WAZ-Gespräch verrät.

Schon zum vierten Mal hieß es am Donnerstag: „Fenster auf!“ Wie kommt die Aktion auf den Straßen an?

Katja Leistenschneider: Großartig! Wir haben schon so viele begeistere Reaktionen von den Menschen erhalten, dass es einem manchmal fast die Tränen in die Augen treibt. Neulich kam nach einem Konzert ein Mann auf uns zu, dessen Frau seit Beginn der Corona-Pandemie fast die ganze Zeit zu Hause verbringt. Er war so dankbar für das, was gerade passierte. Oder eine Krankenschwester, die sagte, dass ihr endlich mal jemand etwas Mut in ihrem schweren Alltag macht. Das hat mich tief berührt.

Mit Mambo Kurt und den Street-Art-Performern von Urbanatix sind auch prominente Künstler dabei. Warum darf vorher keiner wissen, wo die Auftritte stattfinden?

Wir wollen unbedingt vermeiden, dass es dort zu Menschenaufläufen kommt. Die Konzerte sollen spontan an den Fenstern oder auf den Balkonen erlebt werden, um die Kontakte so gering wie möglich zu halten. Da halten wir uns streng an die Corona-Regeln. Wir wollen den Menschen in den Häusern eine Freude machen, von denen sich ein Großteil ebenfalls an die Regeln hält, die wir für gut und richtig erachten. Aber viele von ihnen sind momentan total einsam. Da wollen wir auch gesellschaftlich etwas tun.

Und die Künstler profitieren ebenfalls?

Genau. Jeder bekommt für seinen Auftritt eine kleine Gage. Viele Kulturschaffende erleben gerade eine solch schwere Zeit, weil sie seit Monaten nicht mehr auftreten dürfen. Da freuen wir uns über jeden Euro als Wertschätzung für die Künstler. Spenden kann man ausschließlich über unsere Website, direkt vor Ort geht das nicht. Überaus dankbar sind wir der GLS-Bank für eine Anschubspende von 10.000 Euro.

Wie viele Auftritte sind noch geplant?

Noch viele, so hoffen wir zumindest. Wir planen aber meistens nur von einer Woche zur nächsten. Ganz toll wäre es, wenn uns noch mehr Bochumer unterstützen, indem sie uns einladen. Wer möchte, dass auch vor seiner Haustür ein „Fenster auf!“-Konzert stattfindet, kann sich darum gern auf unserer Website bewerben.

Alle Infos: fenster-auf.org