Bochum. Der Autohandel hat sich in den Monaten der Pandemie umgestellt. Wie das Geschäft konkret funktioniert, lässt sich an einem Beispiel gut zeigen.

Zu Beginn der Corona-Pandemie im letzten Jahr fiel der Einzelhandel in eine Art Schockstarre, da bildeten die Autohäuser keine Ausnahme. „Heute haben wir dazu gelernt, das Geschäft hat sich verändert und verlagert. Damals fragten wir uns nur: ‘Wo geht jetzt bloß die Reise hin?’“, sagt Radek Golla Verkaufsleiter beim Autohaus Wicke. Der große VW-Händler im Bochumer Süden hat sich mittlerweile umgestellt. Wöchentlich treffen sich die Verkäufer und stimmen mit Blick auf die Inzidenz-Werte ihr Hygienekonzept ab.

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Die Ware ist frei zugänglich

Im Augenblick ist es klar geregelt. Was die Sache allerdings nicht unbedingt einfacher macht. Bei den dauerhaft hohen Inzidenzen über 100 in Bochum gilt bekanntlich die „Bundesnotbremse“. Kunden dürfen nicht ins Geschäft, nicht den Geruch eine Neuwagens schnuppern oder dem satten Klang der ins Schloss fallenden Autotür lauschen.

Wie geht Autokauf in Corona-Zeiten

Das sind die wichtigsten Regeln: Die Autohäuser sind telefonisch und online erreichbar. Ob Click & Meet, also ein Vor-Ort-Termin mit persönlichem Kontakt, möglich ist, hängt von der aktuellen Inzidenz ab.

Auslieferungen und Abholungen von Fahrzeugen bleiben in jedem Falle möglich (Click & Collect). Den Kaufvertrag erstellt das Autohaus kontaktlos etwa per E-Mail mit Scan, Fax oder Post.

Doch Autohäuser wie Wicke haben einen großen Vorteil gegenüber etwa dem Handel mit Elektrogeräten oder Kleidung. Ihre Ware steht zum Großteil draußen auf großen Plätzen, ist somit frei sichtbar und gut zugänglich. Und so funktioniert der Autokauf:

Haben Interessierte etwa über die Online-Plattform, wo die Gebrauchtwagen angeboten werden oder direkt vor Ort unter den Fahrzeugen eine Wahl getroffen, nehmen Sie per Telefon oder Mail Kontakt mit dem Autohaus aus. Das funktioniert unbürokratisch: Da ohnehin kein Kunde derzeit in die Ausstellungsräume darf, kann der Verkäufer oder die Verkäuferin die Türen per Fernsteuerung öffnen. „Probefahrten müssen vorher ausgemacht werden, das geht nicht ganz so unkompliziert wie vor Corona“, weiß Golla.

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Verkaufsleiter Radek Golla desinfiziert das Lenkrad eines VW Polos bei VW Wicke in Bochum-Linden
Verkaufsleiter Radek Golla desinfiziert das Lenkrad eines VW Polos bei VW Wicke in Bochum-Linden © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Immer, wenn ein Kunde oder eine Kundin sich ins Auto gesetzt hat, sei es nur, um einmal ein Gefühl für das Auto, eine Begegnung mit dem Wunschwagen zu bekommen, startet danach eine komplette und aufwändige Desinfektion. Später muss der Wagen zusätzlich für 24 Stunden auslüften. Sicher ist sicher.

Die Handy-Kamera hilft beim Verkauf

Um einen ersten Eindruck zu erhalten, reicht manchen Kunden schon mal der Blick mit dem Auge des Verkäufers, etwa auf die blinkenden Felgen oder eine bestimmte Sonderausstattung. Das geht dann bequem von der eigenen Wohnzimmercouch aus. Der Verkäufer zückt sein Handy und geht sozusagen im Live-Stream zum vierrädrigen Objekt der Begierde und liefert die Eindrücke mit der Handy-Kamera. „Die Modalitäten unseres Geschäftes haben sich durch die Pandemie verändert. Wir versuchen, dass die Emotionalität, die beim Autokauf naturgemäß eine große Rolle spielt, nicht verloren geht“, erläutert Golla.

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Wären da nur nicht die Masken

Draußen zwischen den dort ausgestellten Fahrzeugen streift Julia Baumhold aus Hattingen herum: „Was hilft es, meine Finanzierung ist ausgelaufen. Jetzt brauche ich einen neuen Wagen, Corona hin oder her.“ Verkäufer Dirk Banschewitz berät, hält sich klug im Hintergrund, zeigt auf dieses oder jenes Modell.

Es könnte alles sein wie immer, wären da nur nicht diese Masken...