Bochum. Nach Schüssen auf die Bochumer Synagoge haben Kirchen-Vertreter dort eine Nachtwache abgehalten. Der Hintergrund der Schüsse ist weiter unklar.

Als Reaktion auf Schüsse auf die Bochumer Synagoge zu Wochenbeginn haben Vertreter der christlichen Kirche von Freitag auf Samstag eine Nachtwache vor dem jüdischen Gotteshaus gehalten. Damit wollten sie ein Zeichen der Solidarität und Verantwortung für die jüdische Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen setzen.

Ein Mitarbeiter der Synagoge hatte am Montag, 26. April, im Bereich des Haupteingangs eine zerstörte Fensterscheibe bemerkt. Die Polizei entdeckte in der Nähe zwei Metallkugeln. Auch am benachbarten Planetarium waren zwei Fenster beschossen und zerstört worden. Mehrere Parteien und Organisationen erklärten im Anschluss ihre Solidarität mit der jüdischen Gemeinde.

Der Superintendent der evangelischen Kirche Gerald Hagmann und der katholische Stadtdechant Michael Kemper hatten bei den Pfarrern und Diakonen zu einer Nachtwache vor der Synagoge aufgerufen. „In kürzester Zeit haben sich 30 Personen gemeldet, um gemeinsam das Friedensgebet zu sprechen. Es ist uns wichtig zu zeigen, dass wir als Glaubensgemeinschaften in Bochum füreinander da sind“, sagte Hagmann zum Auftakt um 20 Uhr auf dem Erich-Mendel-Platz.

Nachtwache vor Synagoge in Bochum - Gebete zu jeder Stunde

Bis zum Samstagmorgen um 9.30 Uhr, wenn die jüdische Gemeinde in der Synagoge den Schabbat-Gottesdienst feiert, hielten die hauptamtlichen Vertreter der christlichen Kirchen einzeln oder zu zweit Wache an einer erleuchteten Laterne vor der Synagoge. Bei Schichtwechsel, zu jeder vollen Stunde, beteten sie gemeinsam ein eigens für diesen Anlass verfasstes Friedensgebet. Als beruflicher Einsatz der Kirchenvertreter war die Nachtwache trotz Ausgangssperre möglich.

Grigory Rabinovich (Vorsitzender der jüdischen Gemeine), der Polizeipräsident Jörg Lukat, Stadtdechant Michael Kemper und Superintendent Gerald Hagmann setzten ein Zeichen.
Grigory Rabinovich (Vorsitzender der jüdischen Gemeine), der Polizeipräsident Jörg Lukat, Stadtdechant Michael Kemper und Superintendent Gerald Hagmann setzten ein Zeichen. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Zum Auftakt des so genannten „Bochumer Nachtgebets“ kamen auch der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Grigory Rabinovich, der Bochumer Polizeipräsident Jörg Lukat sowie Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD). Die Anwesenden verdeutlichten, dass die christliche Nachtwache unabhängig von der Motivation des Täters ein wichtiges Zeichen der Solidarität sei.

Hintergrund der Schüsse völlig unklar - auch Planetarium war betroffen

„Wir freuen uns über das jüdische Leben in Bochum und über den Schutz der Gemeinschaft. Wir wünschen uns, dass der Schutz sie stärker trägt als die Sorgen. Ich bin den Kirchen ganz dankbar, dass sie da sind“, sagte Thomas Eiskirch.

Die Unterstützung stimmte Grigory Rabinovich von der Jüdischen Gemeinde recht positiv: „Dass auf Steine und nicht auf Menschen geschossen wurde, das ist die Hauptsache. Wir wissen, dass die Mehrheit der Menschen so ist wie sie hier. Wir fühlen uns sicher in Bochum“, sagte er.

Polizeipräsident Lukat bestätigte, dass die Motivation für die Schüsse bisher völlig ungeklärt sei und begrüßte die symbolische Aktion für ein friedliches Miteinander. Die Nachtwache wurde durchgehend polizeilich begleitet.