Bochum. Die Sparkasse Bochum weist Sorgen vor Filialschließungen als unbegründet zurück. Trotz Pandemie geht das Geldinstitut einen ganz anderen Weg.
Die Sparkasse Bochum tritt Sorgen entgegen, dass die Corona-Pandemie Auswirkungen auf das bisher mit 45 Filialen noch sehr dichte Netz von über das gesamte Stadtgebiet verteilten Geschäftsstellen haben kann. Ganz im Gegenteil. „Gerade zum Jahresbeginn hat der Vorstand noch einmal ganz deutlich gemacht, dass wir den ‘Bochumer Weg’ weiter gehen werden“, versichert der Vorsitzende des Sparkassen-Personalrats, Frank Kenkmann. Er würden keine Filialen geschlossen, die Sparkasse bleibe eine Multikanal-Sparkasse.
Geschäftsbericht der Sparkasse erst Mitte des Jahres
Ihren Geschäftsbericht wird die Sparkasse Bochum erst Mitte des Jahres vorlegen. Eine Bewertung des zurückliegenden Jahres wird in Kürze erwartet. Wie sie sich jedoch im Konzert der Größeren 2020 behauptet hat, lässt sich bereits auf der Rangliste für 2020 des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes ablesen.Zwar sind die Sparkassen Dortmund (Rang 20) und Essen (29) im Revier deutlich vor Bochum. Doch die Bochumer Sparkasse (33) ist mit einer Bilanzsumme von 8,25 Milliarden Euro sehr gut platziert. Die Kundeneinlagen liegen demnach bei 5,986 und die Kundenkredite werden dort mit 5,88 Milliarden Euro angegeben. Die Zahl der Mitarbeiter lag 2020 bei 1108.
Was das bedeutet, erläutert Sparkassen-Sprecherin Sabine Raupach-Strohmann: „Unsere Kunden sollen je nach Anliegen oder Vorliebe einen Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin finden, sei es in der Filiale in der Nähe oder eben Online.“ Während etwa in den größeren Nachbarstädten Essen oder Dortmund in den letzten Jahren und verstärkt durch die Corona-Krise das ehemals ebenfalls dichte Filialnetz deutlich ausgedünnt wurde, nimmt die Bochumer Sparkasse sogar Geld in die Hand.
So wurden im vergangenen Jahr bereits elf Filialen im Stadtgebiet teilweise oder komplett erneuert, etwa in Wiemelhausen, Eppendorf-Denkmal oder Girondelle. Weitere zehn folgen in diesem Jahr. „Mit den Umbauten passt die Sparkasse Bochum ihre Geschäftsstellen an das geänderte Kundenverhalten und die neuen Anforderungen an moderne Finanzdienstleistungen an. Im Zuge der Digitalisierung nehmen etwa die Serviceanliegen in der Geschäftsstelle ab, dafür steigt der Beratungsbedarf dort“, heißt es.
Gläserne Büros mit barrierefreien Zugängen
„Dem werden die modernisierten Geschäftsstellen mit gläsernen Büros für die diskrete Beratung und barrierefreien Zugängen gerecht“, so Raupach-Strohmann. Ergänzend werden moderne Geldautomaten in den SB-Foyers unabhängig von den Öffnungszeiten zur Verfügung gestellt. Insgesamt unterhält die Sparkasse Bochum 107 Geldautomaten in Bochum.
Die Gewerkschaft Verdi beobachtet die Entwicklung genau. Für Bernd Dreisbusch, Geschäftsführer von Verdi im mittleren Ruhrgebiet, haben die dezentral organisierten Filialen auch eine soziale Komponente: „In einer Zeit, wo sich viele zurückziehen, ist diese Infrastruktur für die Menschen wichtig. Die Filialen vor Ort bieten einen Ort des Austausches und der Begegnung.“
Volksbank geht auf Mittelstand zu
Die hinter der Sparkasse, gemessen an der Anzahl der Filialen, zweitstärkste Bank in Bochum ist die Volksbank Bochum/Witten. Sie reagiert ebenfalls auf das geänderte Kundenverhalten. In diesem Zusammenhang wird die Filiale in Bochum-Werne bis Mitte des Jahres geschlossen. Die Mitarbeiter ziehen in das bereit vor einiger Zeit errichtete neue Kompetenz-Center an der Unterstraße. Ein SB-Terminal bleibe am Werner Hellweg jedoch erhalten.
Die Volksbank, die sich traditionell als Bank des Mittelstands versteht, betont, sie sei unmittelbar nach Beginn der Corona-Pandemie auf diese Kunden zugegangen. „Allein in den Monaten März bis Mai 2020 wurden 673 Gespräche mit Firmenkunden geführt, 210 Kreditanträge und rund 58 Millionen Euro Kreditzusagen erteilt“, so Sprecher Thomas-Josef Schröter.
Mehr Kredite gewährt
Im gesamten Geschäftsjahr 2020 stieg bei der Volksbank das bilanzielle Kundenkreditvolumen um über zehn Prozent von 977,1 Mio. Euro (2019) auf 1,1 Milliarden Euro. Auch Veränderungen im Kundenverhalten seien spürbar gewesen. So stiegen etwa allein im März 2020 die Zugriffe auf die Online-Angebote um 24 Prozent auf rund 368.000, die Zahl der Anrufe im Kundenservice-Center um 26 Prozent. Dabei betont die die Volksbank: „Anders als viele andere Kreditinstitute aus unserer Region haben wir keine Filialen coronabedingt geschlossen und waren persönlich mit Abstand und digital für unsere Kunden da“, so Schröter.