Bochum-Stiepel. Aus Sorge vor der Geflügelpest gilt in Bochum ab sofort eine Aufstallungspflicht. Züchter Gerhard Thiemeyer mahnt, die Maßnahmen ernst zu nehmen.

Ein Brief des Veterinäramtes sorgt derzeit bei Bochumer Geflügelhaltern für Unruhe. Seit 7. April sind sie dazu verpflichtet, ihre Hühner, Enten, Gänse, Fasane und Laufvögel in geschlossenen Ställen zu halten – sonst drohen saftige Bußgelder von bis zu 30.000 Euro. Durch die sogenannte Aufstallungspflicht soll verhindert werden, dass sich die Geflügelpest weiter in NRW ausbreitet.

Auch für Gerhard Thiemeyer bedeutet dies: Sein Federvieh bleibt ab jetzt im Stall. Über 70 Hühner verschiedener Rassen hält der erfahrene Geflügelzüchter in mehreren großen Gehegen an der Stiepeler Straße. Doch ein paar Wochen in der guten Stube zu bleiben, macht seinen Hühnern gar nichts: Denn auch innerhalb der Ställe hat jedes Tier reichlich Auslauf, darauf legt der 78-Jährige großen Wert. „Es macht keinen Sinn, wenn alle auf einem Haufen hocken“, sagt er. „Die Tiere müssen sich wohlfühlen.“

In "Gerds Hühnerparadies" in Bochum leben nur glückliche Hühner

In der Tat glaubt man sofort, dass in „Gerds Hühnerparadies“, wie es auf einem Schild am Eingang heißt, nur glückliche Hühner ihre Eier legen. Dabei sollte man die Sorge vor einer Ausbreitung der Geflügelpest, auch Vogelgrippe genannt, keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen: „Die Maßnahmen sind absolut richtig“, sagt der Geflügelzüchter.

+++ Aktuelle Fallzahlen aus Bochum und Wattenscheid, neue Verordnungen, neue Erkenntnisse der Impfstoff-Forschung: Das Corona-Update hält Sie auf dem Laufenden. Hier kostenlos für den Newsletter anmelden! +++

Die Aviäre Influenza, so die korrekte Bezeichnung, werde vor allem von Wild- und Zugvögeln meist über Kot und Sekrete übertragen – und kann auch für Menschen gefährlich werden. „Daher sollte man niemals tote Wildvögel anfassen, wenn man sie beim Spaziergang etwa am Kemnader See findet, denn sie könnten Überträger des Virus sein.“ Und die Sorge sei berechtigt, dass sich eines Tages Mutationen bilden könnten, die auch von Mensch zu Mensch übertragen werden: „Das wäre dann ganz ähnlich wie beim Coronavirus. Das stammt auch aus China.“

Geflügelzucht: ein zeitintensives Hobby

Thiemeyer ist sich aber relativ sicher, dass die Aufstallungspflicht für Geflügelhalter mit Beginn der wärmeren Jahreszeit vorbei sein dürfte: „Das hatten wir vor ein paar Jahren schon einmal“, erzählt er. „Wenn die meisten Zugvögel wieder hier sind, müsste sich die Lage beruhigen.“

Schon seit den 1950er Jahren geht der pensionierte Betriebswirt seiner großen Passion nach. Seit 1976 engagiert er sich zudem tatkräftig beim Rassegeflügelzuchtverein Phönix Stiepel, wo er Ehrenvorsitzender ist. Rund 150 Tiere beherbergte er während seiner Spitzenzeiten, nicht wenige von ihnen wurden bei regionalen und überregionalen Ausstellungen zwischen Hannover, Polen und der Schweiz mit Preisen ausgezeichnet. „Es geht immer um die Form, die Gesundheit und die Pflege des Tieres“, sagt er. „Wenn man das ernst nimmt, dann ist das ein zeitintensives Hobby, bei dem aber auch man wunderbar entspannen kann.“

Und was nicht zu vernachlässigen ist: Das Hobby wirft ordentlich was ab. Etwa 20 Eier fischt Thiemeyer jeden Tag aus den Ställen. Verkauft hat er davon noch kein einziges: „Da finde ich immer genügend Abnehmer bei Freunden und in der Familie.“ Und sie schmecken einfach 1000 Mal besser als jene aus der Legebatterie.

Info: Stiepeler Verein besteht seit 1952

Der Rassegeflügelzuchtverein Phönix Stiepel besteht aus vielen begeisterten Hobby-Züchtern im Bochumer Süden. Im Jahr 1952 wurde der Verein gegründet.

Regelmäßig organisieren die Mitglieder des Vereins eigene Ausstellungen. Die monatlichen Versammlungen müssen wegen Corona derzeit ausfallen. Infos: phoenix-stiepel.de