Bochum. In ihren Autos folgten die Stahlarbeiter den Reden zum Warnstreik. Insgesamt waren rund 2500 Beschäftigte in Bochum und Dortmund aufgerufen.
Wenn die Hupen von mehr als 200 Autos gleichzeitig losgehen, macht das ordentlich Lärm. Das erlebten IG-Metall Bezirksleiter Knut Gießler und die anderen Redner und Rednerinnen bei der Warnstreik-Kundgebung im sogenannten „Autokino- oder Corona-Format“. Nur schade, dass das Getöse vom reichlich abgelegenen Parkplatz am Ruhrstadion sonst kaum jemand mitbekam.
„Es kann nicht sein, dass diese Pandemie auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird“, rief Gießler, dessen Rede auf einem eigens gebuchten UKW-Kanal direkt über die Autoradios in jeden Wagen und übers Internet direkt in die Wohnzimmer der Stahlarbeiter übertragen wurde.
Sechs Betriebe wurden bestreikt
Bei der ersten Warnstreikreihe in der aktuellen Stahl-Tarifrunde waren in Bochum und Dortmund rund 2500 Beschäftigte von insgesamt sechs Stahlunternehmen aufgerufen, ihre Arbeit kurzfristig niederzulegen. Bei den beiden Kundgebungen konnten maximal jeweils gut 200 Fahrzeuge teilnehmen. Die anderen Streikenden verfolgten das Geschehen über einen Livestream im Internet.
Bestreikt wurden am Montag in Bochum die beiden Thyssenkrupp-Standorte, der Bochumer Verein, Doncasters, die Stahlwerke Bochum und das Thyssenkrupp-Werk in Dortmund.
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Ulrike Hölter, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Ruhr-Mitte, brachte die Gefühlslage der in der Stahlindustrie Beschäftigten auf den Punkt: „Wir wollen endlich mal wieder in Ruhe unsere Arbeit machen.“ Nachdem in vielen Unternehmen oder Unternehmensteilen, auch coronabedingt Kurzarbeit angesagt war, geht es jetzt wieder bergauf. Die Preise für Stahlprodukte sind so hoch wie nie und die Werke hervorragend ausgelastet. Dieses Volumen müsse nun auch zur Beschäftigungssicherung genutzt werden.
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Gegenseitige Stärkung
Uwe Scherling, Betriebsratsvorsitzender der Stahlwerke Bochum GmbH, wo rund 150 Mitarbeiter mittlerweile recht erfolgreich Spezialprodukte aus Stahl herstellen, hatte in seinem kurzen Redebeitrag gefragt, „ob wir mit dieser Art Warnstreik überhaupt wahrgenommen werden“. Doch die lauten Hupkonzerte zeigten dies und stärkten die Streikenden zumindest gegenseitig.
Obwohl Gewerkschaftssekretär Tim Wissen eingangs bedauerte, dass „wir heute eben nicht am Werkstor stehen können, um uns da im direkten Gespräch über die aktuelle Situation auszutauschen“. Immerhin simulierten einige junge IG Metaller mir rotem Pyrotechnik-Rauch so etwas wie Live-Atmosphäre. Irgendwie passte das, denn der Ort der Veranstaltung war der Parkplatz, auf dem sonst die Autos des Gästefans bei VfL-Heimspielen abgestellt werden.