Bochum. Kinder, Studium und 30-Stunden-Job – das hat Annemarie Heiken vier Jahre unter einen Hut bekommen. Trotz Abschluss: Sie lehnt sich nicht zurück.
2016 startet Annemarie Heiken ihr Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Bochum, berufsbegleitend zu ihrem 30-Wochenstunden-Job bei der Evangelischen Jugendhilfe in Menden. Statt einer Doppel- beginnt für die 44-Jährige eine Dreifachbelastung: Sie ist Mutter der drei Jungs Leonard, Leander und Laurin. Heiken hat ihr Studium mittlerweile mit der Note 1,5 abgeschlossen – der Fachbereich Wirtschaft der Hochschule Bochum hat ihr den „Förderpreis für die erfolgreiche Vereinbarkeit von Studium und Kindererziehung“ verliehen.
Nach ihrer Berufsausbildung zur Bürokauffrau an der Evangelischen Jugendhilfe Menden startet Annemarie Heiken dort ihre berufliche Laufbahn. Auf die Einstellung als Personalsachbearbeiterin folgt 2013 der Aufstieg zur Assistentin des Vorstandes. „Das hat mich damals sehr gefreut, aber in der Folgezeit musste ich feststellen, dass ich ohne ein fundiertes betriebswirtschaftliches Wissen samt Hochschulabschluss nicht mehr weiterkommen würde“, erzählt die 44-jährige.
Familie, Studium und Job: Gerade am Anfang eine starke Mehrbelastung
Daher entschließt sie sich 2016 für ein Verbundstudium der Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Bochum. „Der Vorteil des Verbundstudiums lag neben der Möglichkeit zur parallelen beruflichen Tätigkeit insbesondere in der zeitlichen Flexibilität“, erläutert Heiken: „Die Präsenzveranstaltungen an der Hochschule finden in der Regel an jedem zweiten Samstag im Semester statt und werden ergänzt durch E-Learning.“
Förderpreis der Hochschule Bochum
Der „Förderpreis für die erfolgreiche Vereinbarkeit von Studium und Kindererziehung“ wird seit 2013 als Anerkennung für die Doppelbelastungen, denen junge Mütter und Väter während ihres Studiums ausgesetzt sind, vergeben.Herausgeber ist der Fachbereich Wirtschaft der Hochschule Bochum. Der Preis ist mit 500 Euro dotiert.
Gerade am Anfang ist die Mehrfachbelastung zwar sehr anstrengend, aber gemeinsam mit ihrem Mann Alexander und den drei Söhnen hat sie sich schnell auf die neue Situation eingestellt: „Zeitmanagement und gute Planung waren enorm wichtig, gerade auch im letzten Jahr unter Corona-Bedingungen.“ Um spätestens 5.30 Uhr klingelt morgens ihr Wecker. Duschen, Schulaufgaben für die Kinder ausdrucken, Frühstück vorbereiten, Kinder wecken, fertigmachen und für die Onlinelehre einloggen. Dann geht es gegen 8 Uhr zur Arbeitsstelle.
„Wenn die Kinder im Bett waren, habe ich für das Studium gebüffelt“
“Wenn alles gut geklappt hat, konnte ich gegen 14 Uhr wieder zu Hause sein“, so Annemarie Heiken. „Manchmal haben wir ein gemeinsames Mittagessen hinbekommen, ansonsten haben die Kinder sich das Essen warm gemacht, das ich am Vorabend vorbereitet hatte.“ Nachmittags werden dann die Aufgaben der Kinder kontrolliert, ein wenig gespielt, das Abendessen vorbereitet sowie das Mittagessen für den folgenden Tag. „Und wenn die Kinder im Bett waren, habe ich für das Studium gebüffelt“, lacht Annemarie Heiken. Die Vorbereitungen für die Vorlesungen und Prüfungen findet aber nicht nur in den Abendstunden statt. Auch an den Wochenenden und im Urlaub sind Fachbücher und Lernunterlagen stets präsent.
„Das war zwar sehr anstrengend, hat mir in all der Intensität aber auch viel Freude bereitet“, berichtet Annemarie Heiken. Schließlich sieht sie das Studium von Anfang an auch „als Chance für meine persönliche und berufliche Weiterentwicklung“. Gelohnt haben sich die Anstrengungen auf jeden Fall. „Ich habe viele neue Dinge gelernt, die ich in der Arbeitspraxis dringend benötige und erfolgreich anwenden kann“, erzählt die Frau, die mit ihrer Familie in Menden lebt. Direkt nach dem Studium, das sie 2020 mit einem Schnitt von 1,5 beendet, wird Annemarie Heiken von ihrem Arbeitgeber zusätzlich mit der Teamleitung der Verwaltung betraut.
500-Euro-Auszeichnung für besondere Mehrfachbelastung
Über die mit 500 Euro dotierte Auszeichnung, die ihr nun vom Fachbereich Wirtschaft der Hochschule Bochum verliehen wurde, freut sie sich aufrichtig. „Der Preis ist eine schöne Anerkennung für meine Leistung, aber natürlich auch für die unseres kleinen ,Familienunternehmens’“, so Annemarie Heiken: „Wir haben uns gegenseitig unterstützt und top zusammengehalten. Dafür bin ich den Jungs und meinem Mann sehr dankbar.“
Entsprechend werden vom Preisgeld auch ein paar Geschenke für die Kinder besorgt. „Das haben sie sich auf jeden Fall verdient“, so die Dreifachmutter, die sich nun erst einmal auf mehr Ruhe und gemeinsame Zeit mit ihrer Familie freut. Zuviel Ruhe ist allerdings auch nicht ihr Ding. „Für die Zukunft kann ich mir durchaus noch ein Masterstudium vorstellen“, lacht Annemarie Heiken. Schließlich hat sich die Familie an die Standardantwort bei Anrufen und Nachfragen aus dem Freundes- und Familienkreis schon gewöhnt: „Mama muss gerade arbeiten.“
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