Bochum-Innenstadt. Am Bochumer Bermudadreieck soll eine große Fläche verkauft werden. Dafür soll Grünfläche wegfallen. Klimaschützer wollen das nicht hinnehmen.

Die großen Worte vom Einsatz gegen den Klimawandel und für die Erhaltung von Grünflächen gerade in der dicht bebauten Innenstadt sind die Aktivisten des Bochumer Klimaschutzbündnisses leid: „Immer wieder werden lebens- und schattenspendende Pflanzen und Flächen scheinbar wichtigeren Aufgaben geopfert und gehen unwiederbringlich verloren“, klagen sie. Auf der Fläche des ehemaligen Spielplatzes an der Neustraße sehen sie dafür ein aktuelles Beispiel und wehren sich mit einer Beschwerde beim Ausschuss für Planung und Grundstücke, der am Dienstag, (2.) um 15 Uhr im Ratssaal tagt.

Plakataktion auf dem Grundstück in der Bochumer Innenstadt

Mit einer Plakataktion machen die Aktivisten auf dem Grundstück vorab noch einmal auf ihr Anliegen aufmerksam. Die 5200 Quadratmeter großen, zusammenhängenden städtischen Grundstücke zwischen der Kreuzstraße und der Neustraße am Rande des „Bermudadreiecks“ sollen verkauft werden. An der Kreuzstraße stehen auf den städtischen Grundstücken neben einer Baulücke zwei 3,5-geschossige Wohnhäuser mit Gewerbeflächen (Ladenlokale) im Erdgeschoss „Kreuzstraße 11/13“, im Hintergelände abbruchreife Restgebäude wie Lager-und Büroräume der ehemaligen Firma Gustav Schwager und eine Tiefgarage.

Plakataktion in der Bochumer City

Zwölf Bäume stehen noch auf dem Areal des inzwischen aufgegebenen Spielplatzes. Dr. Ingo Franke, Initiator der Plakataktion, unterstreicht: „Wir sind davon überzeugt, dass der Erhalt gesunder Bäume und die Pflege und Ausweitung grüner Oasen samt Spielplatz in der Innenstadt von größter Bedeutung für die künftige Bewohnbarkeit und die Aufenthaltsqualität im Zentrum unserer Stadt sind.“ Mit Wurfsendung in der Nachbarschaft informierte das Klimaschutzbündnis über die Hintergründe, in einem eigens aufgehängten Briefkasten auf der Brachfläche können die Anwohner ihre Ideen hinterlassen.

Workshop mit Unternehmen

Um die Entwicklung zu einem Gewerbe-und Dienstleistungsstandort zwischen Neu- und Kreuzstraße voranzutreiben, stellte sich nach einem Workshop mit interessierten Unternehmen 2018 heraus, dass eine gemeinschaftliche Entwicklung durch mehrere Unternehmen wegen der komplexen Grundstückssituation nicht möglich war. Eines der Unternehmen sollte das Areal erwerben, um es für weitere als Miteigentümer zu entwickeln und zu bebauen.

So entstand der Verkaufsbeschluss, der nun zunächst abgewickelt werden soll. „Die Bürger wurden in Form ihrer politischen Vertreter informiert und es wurde auch offen und ehrlich über das Verfahren zur Entscheidungsfindung berichtet“, heißt es in der Beschlussvorlage.

Sie endet: „die Abbrucharbeiten werden ohne Verzögerung weitergeführt“ und zum Erhalt der zwölf alten Laubbäume: „Zunächst gelten die bestehenden Beschlüsse. Eventuell notwendige Baumfällungen sind auszugleichen.“

„Dass zu einer bewohnbaren Stadt vor allem auch Grün und Freiflächen gehören, ist offenbar in der Verwaltung und der Politik immer noch nicht angekommen“, kritisiert Stefan Wolf. „Das sind gesunde, alte Bäume, eine Ersatzpflanzung an anderer Stelle nutzt hier in der Innenstadt überhaupt nichts“, ergänzt Brigitte Giese. „Es ist doch kein Wunder, wenn die Menschen dann in die Randbereiche abwandern. Die Ausrufung des Klimanotstands in Bochum passt doch überhaupt nicht, wenn solche Pantoffelparks nicht geschützt werden.“

Kühlender Effekt für verdichtete Quartiere

Ingo Franke meint kopfschüttelnd: „Wir müssen inzwischen davon ausgehen, dass bis zum Ende des Jahrhunderts die Durchschnittstemperaturen um vier bis fünf Grad ansteigen. Um noch etwas dagegen zu tun, braucht es Bäume zur Kühlung gerade in dicht bebauten Gebieten. Das ist inzwischen ein Dauerkonflikt in den Städten.“ Hotspots zu kühlen, funktioniere sicherlich auch über Dach- und Fassadenbegrünung, „aber das ist gerade bei uns schon häufiger zurückgenommen worden, weil den Bewohnern die Pflege wohl zu aufwändig wird.“

Vor der Ausschuss-Sitzung räumt die Verwaltung in einer Stellungnahme zu der Anregung des Klimaschutzbündnisses ein, dass ein Neustart des Verfahrens unter Beachtung der Kriterien einer nachhaltigen Entwicklung des Geländes nur durch einen erneuten politischen Beschluss zur weiteren Vorgehensweise erreicht werden könne.

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