Bochum. 163 Tote, 163 Kerzen: Die Stadt Bochum gedachte am Freitagabend der Corona-Verstorbenen. Auch eine dauerhafte Erinnerungsstätte ist vorgesehen.
Mit 163 Kerzen auf dem Rathaus-Balkon hat die Stadt Bochum am Freitagabend der Bürgerinnen und Bürger gedacht, die an oder mit dem Corona-Virus gestorben sind. Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) kündigte an, eine dauerhafte Gedenkstätte einrichten zu wollen.
Es war der 20. März 2020, als mit Thomas Henkel der erste Corona-Tote in Bochum zu beklagen war. Der 54-jährige Familienvater hatte sich mutmaßlich im Ski-Urlaub im österreichischen Ischgl infiziert. Drei Wochen zuvor, am 27. Februar, war im Rathaus erstmals der Krisenstab der Stadt zusammengekommen, um Maßnahmen gegen die sich anbahnende Pandemie zu ergreifen. Bis heute tagt die Runde dreimal pro Woche. „Niemand hätte damals gedacht, dass wir knapp ein Jahr später hier stehen, um an 163 Verstorbene zu erinnern“, sagt Eiskirch.
Corona in Bochum: Oberbürgermeister empfindet Demut
Am Vorabend des Jahrestages der ersten Krisenstab-Sitzung wollte Bochum ein Zeichen setzen. Still. Würdig. Mit wärmender Symbolkraft in eisigen Zeiten. Für jeden Corona-Tote flackerte am Abend eine Kerze auf dem Rathaus-Balkon. Für die 110 Frauen und Männer, die an dem Virus gestorben sind (den Tod von drei Senioren im Alter von 79, 82 und 91 Jahren hatte die Stadt erst am Freitagnachmittag gemeldet). Für die 53 Erkrankten, die mit Corona starben: zuletzt eine 92-jährige Patientin im Knappschaftskrankenhaus Langendreer.
Die 163. und letzte Kerze entzündete Eiskirch persönlich. „Demut“ empfinde er ob des unermesslichen Leids, sagte der sichtlich bewegte OB. Viele, allzu viele Menschen seien einsam in den Kliniken gestorben; ohne letzte Worte, ohne dass die Liebsten Abschied hätten nehmen können.
Stadt folgt der Aktion „Lichtfenster“
Zugleich seien in den Krankenhäusern zahlreiche infizierte Menschen gerettet worden, wenngleich oft mit dauerhaften Einschränkungen, betonte Eiskirch. „Um so wichtiger ist es, sich impfen zu lassen, um zumindest die schwersten Krankheitsverläufe zu verhindern.“
Mit der Kerzen-Zeremonie, zu der gut ein Dutzend Bürger zum Rathaus gekommen war, folgte die Stadt einem Aufruf von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Bei der „Aktion Lichtfenster“ gilt es, als Zeichen der gemeinsamen Anteilnahme und Solidarität abends ein Licht ins Fenster zu stellen. Auch im Rahmen einer für den 18. April angekündigten staatlichen Gedenkfeier werde Bochum einen Beitrag leisten, kündigte Eiskirch an: „mit verschiedenen Religionsgruppen in kleinerem Rahmen“.
Dauerhafte Stätte der Erinnerung geplant
Nach der Pandemie will Eiskirch das Gedenken an die Corona-Verstorbenen bewahren. Gedacht ist an eine dauerhafte Stätte der Erinnerung und Trauer. Wo sie entstehen soll, ist noch offen.