Bochum-Gerthe. Gertherin will leere Wohnhäuser von der VBW kaufen und dort Sozialwohnungen errichten. Doch das Bochumer Unternehmen hat andere Absichten.
Regelmäßig kommt die Gertherin Brigitte Eskowitz an VBW-Wohnungen an der Fischerstraße vorbei. „Dabei sind mir einige leerstehende Häuser aufgefallen“, erklärt die WAZ-Leserin. Und dachte sich: Bevor die weiter unbewohnt bleiben, kaufe ich sie und vermiete die Wohnungen an sozial Schwache. „Ich kenne genug Menschen, die günstigen Wohnraum suchen.“ Doch die VBW winkt ab: Nicht zu verkaufen.
Prinzipiell ist das Wohnungsunternehmen durchaus bereit, Teile seines Bestandes an Privatleute zu veräußern. Nicht aber an der Fischerstraße. VBW-Pressesprecher Dominik Neugebauer: „Wir haben die Häuser bewusst freigezogen, denn wir verfolgen dort eigene Pläne.“ Und die ähneln den Vorhaben in der Vogelsiedlung: Einen Teil abreißen und neu bauen, den Rest modernisieren.
Modernisierung muss sich rechnen
„Die vorhandene Bebauung besitzt hinsichtlich der Gebäudeausstattung und des energetischen Zustands keine Zukunftsfähigkeit. Durch einen Neubau könnten wir zielgruppengerechten und barrierefreien Wohnraum sowie größere Wohnungen für Familien anbieten. Insgesamt würde mehr Wohnraum entstehen. Parallel prüfen wir die Möglichkeiten einer Modernisierung, die jedoch auch wirtschaftlich tragfähig sein muss. Die Planung ist noch nicht final abgeschlossen.“
Durch die Anfrage von Brigitte Eskowitz komme die VBW zu der Einsicht: „Sozialer Wohnungsbau ist eine Option. Der Bedarf, gerade im Umfeld, ist vorhanden. Wir suchen eine Lösung, noch ist nichts spruchreif.“ Generell findet Dominik Neugebauer das Engagement der Gertherin vorbildlich.
Sorge um zu teure Wohnungen
„Insgesamt war die Kaufinteressentin besorgt, dass wir als VBW durch Neubau ,zu teuren’ Wohnraum schaffen könnten und zudem Gebäude errichten, die nicht ins Erscheinungsbild der Umgebung passen. Insbesondere die aktuellen Grünflächen zwischen den Häusern würden den Standort bereichern. Sie kommt auch aus dem Stadtteil und ihr liegt die Entwicklung dort am Herzen, was wir sehr gut finden.“
Die VBW stehe privaten Kaufanfragen offen gegenüber. Es komme durchaus vor, dass Objekte oder Grundstücke an Privatpersonen veräußert werden. Hierbei handele es sich in der Regel um Einzelobjekte oder kleinere Grundstücke, die sich nur eingeschränkt für den Geschosswohnungsbau eigneten. „Unser Kerngeschäft ist die Bestandsbewirtschaftung und Quartiersentwicklung, sodass wir natürlich unsere Grundstücke und Bestände selbst entwickeln.“
Gertherin würde Sanierung dem Neubau vorziehen
Man habe Brigitte Eskowitz andere Objekte im Stadtgebiet angeboten, doch sie möchte sich auf ihren Stadtteil Gerthe beschränken. „Ich wohne ganz in der Nähe zur Fischerstraße. Wenn ich dort eine Baustelle hätte, könnte ich jedes Mal hinlaufen.“ Doch sie hätte in jedem Fall eine Sanierung einem Neubau vorgezogen. „Das wäre mit die Investition wert. Neue Wohnungen sind qualitativ nicht immer besser als ein Altbau.“
Anteil der Sozialwohnungen
Im Bestand hat die VBW 4.534 Wohnungen, die öffentlich gefördert sind. Das entspricht rund 36 Prozent.
In der Neubauplanung strebt das Unternehmen eine Steigerung des öffentlich geförderten Wohnungsbaus an, weil es Bedarf in Bochum für eine gesunde Quartiersentwicklung sehe, betont der Pressesprecher.
Hierbei beträgt der Anteil 44 Prozent aller Mietwohnungen.
In Gerthe hat die VBW insgesamt 520 Wohnungen, davon 321 an der Fischerstraße und Umgebung. Das Unternehmen verfolge eine Wachstumsstrategie, um modernen und zielgruppengerechten Wohnraum zu errichten. Neugebauer: „Hierbei legen wir Wert auf eine Drittel-Mischung von öffentlich gefördertem Wohnungsbau, frei finanziertem Wohnungsbau und Eigentumsmaßnahmen.“
Aktuell gebe es bei der VBW im Stadtgebiet einen marktbedingten Leerstand von 0,8 Prozent, das sind knapp unter 100 Wohnungen.
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