Bochum/Hattingen. Nach zwei großen Strohballen-Bränden in nur einer Nacht in Bochum steht ein Hattinger vor Gericht. Er schweigt. Und darf auf Freispruch hoffen.

Die aktuelle Serie von vier Strohballen-Bränden in Bochum seit Ende Januar ist weiter ungeklärt. Und das Gleiche trifft wohl auch auf zwei Strohballen-Brände zu, die Ende 2019 nahe des Kreisverkehrs Königsallee in Stiepel für einen Großeinsatz der Feuerwehr gesorgt hatte. Am Mittwoch stand ein 26-jähriger Hattinger vor dem Amtsgericht Bochum, weil er die beiden Feuer mit Grillanzündern gelegt haben soll. Wenn nichts Außergewöhnliches mehr passiert, wird er aber wohl freigesprochen.

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In der Nacht vom 30. November auf den 1. Dezember 2019 war die Feuerwehr in Stiepel im Dauereinsatz. Gegen 20.50 Uhr brannten 30 Ballen auf einem Hof an der Haarstraße. Gut vier Stunden später (1.07 Uhr) standen wenige hundert Meter weiter 700 Strohballen in Flammen. Diesmal auf einem Hof an der Kemnader Straße auf der anderen Seite des Kreisverkehrs. Dort lag der Sachschaden bei 30.000 Euro, im ersten Fall bei 1500 Euro. Verletzt wurde niemand.

Verteidiger: „Er bestreitet die Taten“

Die Polizei ermittelte den 26-Jährigen als Tatverdächtigen, ein guter Bekannter der betroffenen Familie vom Hof an der Haarstraße. Im Prozess machte er vom Schweigerecht Gebrauch. Seine Verteidiger erklärten: „Er bestreitet die Taten.“

Unmittelbare Beweise wie Körperspuren oder Fotos gibt es nicht. Richter Dr. Axel Deutscher führt einen reinen Indizienprozess. „Sie sind der einzige im Saal, der weiß, ob er es gemacht oder nicht“, sagte er dem nicht vorbestraften Angeklagten. Sollte er ohne Geständnis überführt werden, müsse er mit einer Haftstrafe von mehr als zwei Jahren rechnen.

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Aber der Angeklagte blieb beim Schweigen. Und wie die Befragung zahlreicher Zeugen ergab, gibt es in der Tat massive Zweifel an einer Schuld des Mannes.

Er hatte sich am Brandabend zusammen mit anderen jungen Leuten im Haus des Hofes an der Haarstraße aufgehalten, beim Plätzchenbacken. Kurz vor dem ersten Brand fuhr er zum Tanken nach Stiepel-Mitte. Auf der Rückfahrt über die Surkenstraße zur Haarstraße habe er bereits gesehen, dass es auf dem Hof brannte, und sofort von unterwegs auf dem Hof angerufen, man solle die Feuerwehr alarmieren, tragen die Verteidiger vor. Er habe ein Alibi.

Widerspruch in den Aussagen einer Belastungszeugin aus Bochum

Außerdem gibt es bei einer Belastungszeugin (23), die mit ihm und den anderen den Abend verbracht hatte, einen massiven Widerspruch in ihren Aussagen. Ohnehin ist es fragwürdig, ob er überhaupt genug Zeit hatte, um klammheimlich aus der geselligen Runde zu verschwinden und Brand Nr 2. zu legen. Auch ein älterer Augenzeuge aus der Nachbarschaft konnte nichts Stichhaltiges zur Täterschaft beitragen.

Das Gericht wollte den 26-Jährigen wohl schon gern am Mittwoch aus Mangel an Beweisen freisprechen, denn es meinte, dass die Beweislage „nicht zu einer Verurteilung führen kann“. Der Staatsanwalt will aber am 17. Februar noch eine weitere Zeugin hören. Direkt danach wird das Urteil erwartet.

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