Bochum. Ein Bochumer Brautmodengeschäft muss im Lockdown schließen. In Berlin dürfen die Läden auf Termin öffnen. Ein Trau-Tourismus hat eingesetzt.

„Traumfabrik“ hat Britta Boksa ihr Fachgeschäft für Brautmode in Bochum genannt. „Derzeit ist es eher ein Albtraum“, sagt die 53-Jährige und blickt traurig auf die mehr als 300 Brautkleider, die ihr Ladenlokal in ein strahlendes Weiß tauchen. Im Lockdown hat die „Traumfabrik“ die Produktion eingestellt. Das bekümmert Britta Boksa. In Rage bringt sie die „Ungleichbehandlung in Deutschland“, die sie und ihre Kollegen in Nordrhein-Westfalen anprangern.

„Wir machen Träume wahr!“ So wirbt Britta Boksa für ihr 2015 eröffnetes Brautmodengeschäft im Hannibal-Center. „Wir haben gute Jahre hinter uns“, sagt die Geschäftsführerin. „Der Laden war die beste Entscheidung meines Lebens.“

Corona in Bochum: Hoffnung auf Hochzeiten 2021

Dann kam Corona. Erster Lockdown. Neustart. Zweiter Lockdown. Und die Erkenntnis: 2020 ist für die Branche ein verlorenes Jahr. Hochzeiten in großem Stil wurden und werden wegen der Pandemie-Beschränkungen reihenweise abgesagt, verlegt oder auf das Standesamt beschränkt. Opulente Brautkleider? Kaum mehr gefragt.

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Für 2021 gibt es Hoffnung. 2022, so die Erwartung, könnte sich das Geschäft rund ums Ja-Wort wieder normalisiert haben. Ob früher oder später: Jetzt, im Winter und Frühjahr, wäre die Zeit, in der sich die Bräute nach einem passenden Kleid umschauen.

Chefin sagt: „Situation ist existenzbedrohend“

In der „Traumfabrik“ stehen sie vor verschlossenen Türen. Die NRW-Verordnung schreibt die Schließung von Geschäften „jenseits des täglichen Bedarfs“ vor. Dazu gehören Brautmodengeschäfte. Längst sei die Situation existenzbedrohend, bangt Britta Boksa, deren sieben Mitarbeiter in Kurzarbeit sind.

Klar: Auch die „Traumfabrik“ könnte einen Außer-Haus-Verkauf einrichten. „Aber das ist bei uns nicht vorstellbar. Die Kundinnen wollen die Kleider anprobieren, mit ihrer Mutter, mit Freundinnen und einem Gläschen Sekt aus dem Kauf ein unvergessliches Ereignis machen. Das kann nur im Laden funktionieren“, betont Britta Boksa.

Corona-Lösungen in Berlin und Brandenburg

Eine Notlösung in Corona-Zeiten hätte die Chefin parat. Genau die, die in Berlin und Brandenburg erlaubt ist. Auch dort sind Brautmodengeschäfte geschlossen. Die Anprobe und Beratung stufen die Behörden dort jedoch als „erlaubte Dienstleistung“ ein. Die Werbung mehrerer Berliner Fachgeschäfte („Wir sind für euch da!“) dokumentiert, wie es läuft: Die Braut macht einen Termin, zu dem sie eine Begleitperson mitbringen darf, die auch bei der Anprobe hilft. Die Inhaber stehen als Experten bereit. Die Liebsten werden per Video-Call hinzugeschaltet. Verkauft werden darf nicht vor Ort, sehr wohl aber per Mail.

„Zwischen Tüll und Tränen“ im eingedampften Corona-Format. „Aber das ist allemal besser als nichts“, sagt Britta Boksa, die die letzten Umsätze schwinden sieht und eine Wettbewerbsverzerrung erkennt. „Wir wissen von Kundinnen, die nach Berlin und Brandenburg fahren, um ein Kleid zu kaufen. Dieser Trau-Tourismus dürfte in Corona-Zeiten wenig hilfreich sein.“

Vorstoß in Düsseldorf blieb ohne Erfolg

Mit Kollegen hat Britta Boksa NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) angeschrieben. „Ohne Erfolg. Wir kommen nicht weiter.“ Auch eine WAZ-Anfrage in Düsseldorf blieb am Dienstag ergebnislos. Wegen des „hohen Anfrageaufkommens“ sei eine Antwort derzeit nicht möglich.

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